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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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wirklich von der Kellnerin im Brauhaus. Sie hatte uns begrüßt, mehr nicht.“ Er klingt ruhig. Überzeugend auch. Ich wedle mit der Serviette vor meinem Gesicht herum. Ziemlich warm hier drinnen.
    „Okay. Aber besagte Kellnerin saß wohl nicht in deinem heiligen Sportwagen.“
    „Du bist sauer, weil ich dich nie fahren lasse.“
    „Blödsinn!“
    „Bevor du mir deine Gabel ins Auge stichst, fange ich wohl lieber von vorne an.“
    „Gute Idee.“ Ich dachte gerade tatsächlich darüber nach, ihm etwas an den Kopf zu werfen. Leider hat Alberto uns noch keine Getränke bringen lassen und das Besteck brauche ich noch.
    „Möchtest du etwas über Carolinas Mutter wissen?“
    Mein Herz macht einen schmerzhaften Sprung gegen meinen Brustkorb.
    „Warum nicht.“ Ich studiere die Weinempfehlung auf dem Tischaufsteller, ohne zu verstehen, was ich da lese.
    „Sonja und ich waren in derselben Stufe auf dem Gymnasium. Wir sind miteinander gegangen, wie man in dem Alter so gesagt hat. Sie war sechzehn, ich siebzehn nach einer Ehrenrunde. Ich war nicht eben das, was man einen Musterschüler nennt.“ Er lächelt und schwenkt sein leeres Likörglas. „In jenem Sommer erhielt Sonjas Vater ein Angebot nach Kiel. Er war Schiffsbauer und eine große Werft bot ihm eine Projektleitung an. Also packte er Frau und Kinder ein und zog in den Norden.“
    „Ihr Vater hat das einfach so entschieden?“, entfährt es mir ungewollt. Ich hüstle verlegen und bohre meine Augen erneut in dieselbe Zeile auf dem Pappdreieck.
    „Das war die Kurzfassung.“ Felix Blick ist unergründlich.
    „Verstehe.“ Besäße mein Blick Superkräfte, hätte ich längst ein Loch zwischen den „Chianti Classico“ und den „Gallo Nero“ gebrannt.
    „Sonja und ich hielten einige Wochen Briefkontakt aber dann ... ich weiß nicht mehr genau ...“
    „Was dann?“, murmele ich, ohne aufzusehen.
    „Mein Vater ist gestorben. Wahrscheinlich habe ich deshalb aufgehört, auf Sonjas Briefe zu antworten.“
    „Das ist menschlich. Du warst siebzehn.“ Ich schnippe den Aufsteller um und stütze das Kinn auf meine Hände. Felix wirkt plötzlich traurig ... und sehr verletzlich. Ein Gefühl regt sich in mir, das ich gerade gar nicht brauchen kann.
    „Sonja war schwanger und du hast es nicht gewusst. Und weil du den Kontakt abgebrochen hast, gab es für sie auch keinen Grund, es dir zu sagen. Das ist mutig von einer Sechzehnjährigen.“
    „Sonja ist eine außergewöhnliche Frau. War sie damals schon.“
    Ich schlucke. Das wollte ich jetzt nicht unbedingt hören.
    „Aber es geht ja noch weiter. 20 Jahre nach dem letzten Briefkontakt, den ich mit Sonja hatte, beschloss Carolina, von ihrem leiblichen Vater zum Altar geführt zu werden. Sie machte sich also auf die Suche. Erfolgreich, wie du bemerkt hast.“
    Ich denke an den kichernden Kleiderberg und an das Funkeln in Carolinas Augen im Hochzeitssaal.
    „Kann mir vorstellen, dass sie Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hat. Ein Wunder, dass sie nicht schon früher auf die Idee kam“, bemerke ich trocken.
    „Kam sie. Aber meine Mutter hatte mittlerweile wieder geheiratet und ist mit uns ins Bergische gezogen. Bernd adoptierte uns, weil er seine neue Familie finanziell absichern wollte, und um Mutter unsere Loyalität zu demonstrieren, haben Frank und ich Bernds Familiennamen angenommen. Sander. Es muss für Carolina nahezu unmöglich gewesen sein, mich ausfindig zu machen.“
    Ich ertappe mich selbst dabei, Felix gebannt anzustarren. Sogar die Kellnerin registriere ich erst, als sie sich räuspert und mit ihrem Blöckchen wedelt.
    „Wir bestellen in zehn Minuten“, winke ich ab. „Wie hat sie es angestellt? Carolina meine ich ...“
    „Hat sie mir nicht verraten. Sie hat offensichtlich meinen Sturkopf geerbt – und die Klugheit ihrer Mutter. Als Carolinas plötzlich im Fotostudio stand, war ich völlig von den Socken.“
    „Hm.“
    „Ja, ich weiß. Ich hätte direkt mit dir reden sollen.“
    „Empfindest du noch etwas für ... Sonja?“
    Er schaut zerstreut auf, als sei er mit den Gedanken sonst wo gewesen.
    „Aber natürlich. Immerhin ist sie die Mutter meiner Tochter.“
    Ich muss sehr zerknirscht aussehen. Plötzlich lacht Felix auf.
    „Aber bestimmt nicht so, wie du jetzt denkst.“
    „Woher willst du wissen, was ich denke?“
    „Ka-tt-ah. Wenn du denkst, kann man das mühelos auf der Domplatte hören.“ Er rückt näher an mich heran, soweit es ihm in der kleinen Nische möglich ist.

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