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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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antwortet sie mit zitternden Nasenflügeln.
    „Kannst du laut sagen.“
    Der Mann schlendert auf dem Gehsteig gegenüber zurück, eine Tüte vom türkischen Gemüsehändler schwenkend. Julius wendet sich ab. Er hat keinen Gesprächsbedarf – und erst recht keinen Tipp für die Zubereitung von Zucchini.
    „Schönen Abend noch, Herr Zander!“, schallt es unverdrossen herüber.
    Er hebt die Hand, ohne den Blick von Henriettes Gesicht zu lösen. Wirkt nicht mehr ganz so verkniffen.
    „Was ist passiert? Mit deinen Großeltern, meine ich.“
    „Ein Busunglück.“ Sie fummelt an ihren Schnürsenkeln. „Ich hab mir jeden Sonntag die ‚Sendung mit der Maus‘ angesehen. Einmal kam ein Bericht über Kuckucksuhren und danach wollte ich unbedingt auch so einen dämlichen Kasten. Monatelang lag ich Opa damit in den Ohren. Als ich ins Feriencamp fuhr, machten sie eine Kaffeefahrt in den Schwarzwald. Sie wollten mich überraschen ...“
    „Das ist Ihnen wohl gelungen.“
    Zu seiner Erleichterung ziehen sich Henriettes Mundwinkel nach oben, auch wenn ihr Lächeln die Augen nicht erreicht.
    „Allerdings.“
    Julius nestelt das Päckchen aus seiner Schürzentasche. Erst beim zweiten Versuch lässt sich eine Zigarette aus der zerknautschten Box herausschütteln. Sogar sein Feuerzeug sträubt sich, seinen Dienst zu tun.
    „Ich bin übrigens echt sauer auf dich“, nuschelt Henriette.
    „Versteh ich. Ich komme manchmal auch nicht mit mir klar.“
    Erneut dröselt sie ihre Schnürsenkel auf. Er fühlt sich wie auf dem Drahtseil, ohne Netz und doppelten Boden. Und seine Tochter bindet Schleifen.
    „Ehrlich gesagt jagt mir dieses Vater-Tochter-Dings mächtig Angst ein. Du bist eine junge Frau und kein Kind mehr. Ich weiß nur über dich, dass du Fischstäbchen eklig fandest und dein Lieblingsteddy Fred hieß. Was hältst du davon, wenn wir von vorn anfangen? Ohne dieses ‚Blut ist dicker als Wasser‘ und den ganzen sentimentalen Tinnef? Möglicherweise können wir eine Art ... Freunde sein?“
    Sie sieht ihn scheu von der Seite an.
    „Das mit dem Neuanfang habe ich vor Kurzem erst gehört ...“
    „Und? Hat´s funktioniert?“
    Henriette hebt eine Achsel, was er mal als Zustimmung nimmt. Er saugt an seiner Zigarette.
    „Rudi.“
    „Wie bitte?“ Julius hustet.
    „Mein Teddy hieß Rudi. Fred war der Hund. Und Fisch kann ich noch immer nicht ausstehen.“ Sie erhebt sich und klopft den Staub von ihrer Bermuda. „Sagtest du vorhin was von Omis Reibekuchen?“
    „Kann sein.“ Er blinzelt nach oben, doch ihr Gesicht liegt im Schatten.
    „Eins vorweg ...“
    „Hm?“
    „Auch wenn ich feststellen sollte, dass du nicht der Arsch bist, für den ich dich halte: Ich werde nicht Papa zu dir sagen!“
    „Wäre ja noch schöner“, brummelt er und ergreift die Mädchenhand, die erstaunlich kräftig zupackt.

Oma Junghans´ Reibekuchen
     
    Man nehme für 4 Personen:
    12 große Bio-Kartoffeln (vorwiegend festkochend),
    3 Zwiebeln, 2 Bio-Eier, Mehl, Sonnenblumenöl, Muskat,
    Salz und Pfeffer aus der Mühle.
     
    Die Kartoffeln waschen, schälen und grob reiben. Die Zwiebeln schälen und möglichst klein würfeln. Eier verquirlen und mit den Zwiebeln unter die Kartoffeln rühren. Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Großzügig Öl in einer Pfanne erhitzen und die Reibekuchen schwimmend ausbacken. Auf Küchenkrepp abtropfen lassen. Dazu schmecken Schwarzbrot und Apfelmus mit Zimt.
    Julius´ Tipp: Geben Sie einen Esslöffel saure Sahne in den Kartoffelteig, so werden die Reibekuchen nicht grau.
     
     
    „Schneckenvögelchen, ich liebe Dich!“
    Verzückt reiße ich die Alufolie von der Schachtel. Da liegen sie, in vollkommener, güldener Pracht! Handtellergroße Schätzchen mit dem Duft nach gesättigten Fettsäuren und zimtgezuckertem Apfelmus, wogegen sogar die Ausdünstungen der Todeslilien machtlos sind. Dr. Wellness-Resort würde in Ohnmacht fallen.
    „Bedanke dich bei Julius. Wir haben die Reibekuchen vorhin im Kurs gemacht.“
    Falls Julia sich über meine fehlenden Tischsitten wundern sollte, lässt sie es sich nicht anmerken. Mangels einer Serviette habe ich mir ein altes T-Shirt in den Halsausschnitt meines Nachthemdes gestopft und esse mit den Fingern, da die Krankenschwester das obligatorische Graubrot-Leberwurst-Essiggurke-Tablett bereits abgeräumt hat.
    „Hmpf“, antworte ich, weil ich gerade einen kompletten Kartoffelpuffer in meine Backentaschen gezwängt habe. „Hmhmm!“
    „Ich finde auch, dass die

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