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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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Brusthaar zwirbelt.
    „Weiß nicht. Das Endvoting für die beste Küchencrew geben die Zuschauer am Bildschirm ab, die nur den Hampelmann bejubeln, der am heftigsten zappelt. Was das angeht, stecken Mats Finger um Längen tiefer im Topf. Er stellt ein, zwei Traumschwiegertöchter an den Herd, reißt ein paar Sprüche und schon sieht das Fernsehpublikum ein Gewinnerteam. Wir dagegen ...“ Er lässt den Satz unvollendet.
    Helgas Gelächter kitzelt auf seiner Stirn und hinterlässt den Nachgeschmack von Zahnpasta und diesem Sanddornzeugs, mit dem sie sich jeden Abend einseift, als müsse sie den Geruch einer kompletten Würstelbude aus ihren Poren schrubben. Dabei ist das Cook & Chill weiß Gott keine ... Abrupt setzt er sich auf. Er schaltet die Nachttischlampe an und blinzelt ungläubig in Helgas schläfriges Gesicht.
    „Wat is?“
    „Mir ist gerade was eingefallen, das uns vielleicht einen kleinen Vorsprung verschaffen könnte.“ Er spürt ein Lächeln auf seinem Mund. „Ich denke, ich werde morgen mal mit jemandem telefonieren.“
     

Fisimatenten
     
    Der kölsche Ausdruck „Fisimatenten“ stammt aus der Zeit der Napoleonischen Kriege, als französische Soldaten ihr Lager in den rheinischen Besatzungszonen aufschlugen. Die Rheinländer und die ungebetenen Gäste gingen nicht in allen Zielen d´accord, vor allem, was die deutschen Mädels anging. „Visite ma tente!“ (Besuche mein Zelt!) sollen die Offiziere den jungen Frauen zugerufen haben, sodass sich besorgte Mütter veranlasst sahen, ihre Töchter mit einem „Mach bloß keine Fisimatenten“ zu ermahnen. (Wiktionary)
     
     
    Manfred Novela ist ausgesprochen mieser Stimmung, und das nicht nur, weil ihm sein Sohn erneut eine schlaflose Nacht beschert hat. Viel schwerer zu verdauen als der volltrunkene Teenager war der halb nackte Jüngling, den er heute Morgen stehpinkelnd in seinem Bad antreffen musste. Was sind das bloß für Leute, die ihren Spross wie eine Hundefuttersorte nennen?! Mit diesem „Leif“ treibt sich nun seine Ilka herum, die eigentlich fürs Abi lernen sollte! Und zur Krönung verkündet ihm seine Assistentin fröhlich, dass der neue Praktikant die Kaffeemaschine geschrottet hat.
    Der Produktionsleiter wirft einen ungeduldigen Blick auf seine Armbanduhr. Sein Arbeitstag ist gerade eine Stunde jung und seine Nerven liegen blank wie die Drähte einer maroden Elektroleitung ... und diese Praktikantenniete hat sich anscheinend auf dem Weg zu Starbucks in Kölns Einbahnstraßen verlaufen!
    Manfred seufzt. Wieso war er damals nicht auf dieser Studentenfete mit der rassigen Tin Lo abgezogen, anstatt sich ausgerechnet von der spröden Steffi Bemmerer entjungfern zu lassen? Nun sitzt er in einer deutschen Vorstadtsiedlung fest, gekettet an Weib, Kind und Cockerspaniel. Wenn er genauer darüber nachdenkt, hasst er sogar seinen Hund.
    „Lena! Himmelarschundzwirn! Wo steckt dieser Praktikanten-Nichtsnutz mit meinem Kaffee?! Das ziehen wir ihm vom Stundenlohn ab! Zusammen mit der Reparatur der Kaffeemaschine!“
    „Äh ... Chef?“ Die pinkfarbene Kaugummiblase platzt mit einem zarten „Plopp“ vor ihrem Pippi-Langstrumpf-Gesicht.
    „WAS?!“
    „Welchen Stundenlohn? Der Ärmste kriegt nicht mal Fahrtgeld.“ Ungerührt befördert Lena den Kaugummirest in ihren Mund zurück und wischt sich die Finger an ihrer Jeans ab.
    „Ach so ... ja ... mir doch wurscht! Besorgen Sie mir Koffein, egal in welcher Form, und zwar hurtig, bevor ich irgendwen feuere!“
    „Bin schon wech!“
    Sie hebt den Daumen und schlüpft sofort in ihren Parka. Eins muss man seiner Assistentin lassen: Auch wenn ihm dieses permanente Kaugummigekaue enorm auf den Zeiger geht – sein cholerisches Gemüt prallt an ihr ab wie Fliegendreck von der Spezialversiegelung seines Volvos.
    Leider fällt ihm erst nach dem Schließgeräusch der Tür ein, dass die Telefonzentrale verwaist zurückbleibt. Wie auf Kommando beginnen alle Leitungen gleichzeitig, zu blinken.
     
    Novela: Vivo TV, Produktionsleitung?
    Zander: Hallo, Zander mein Name. Ich hätte gern Herrn Novela gesprochen.
    Novela: Am Apparat.
    Zander: Das ging ja flott! Ich dachte immer, beim Fernsehen gerät man direktemang in eine Richard-Clayderman-Warteschleife, oder doch zumindest an eine gut gelaunte Sekretärin ...
    Novela (verdrießlich): Ich bin glänzender Stimmung, Herr Zander. Wir arbeiten bewusst zuschauerorientiert und bevorzugen von daher den direkten Draht.
    Zander: Sie wissen also noch, wer ich

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