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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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lag.
    Julia leckte sich ein paar Schweißtropfen ab, die wie ein Schnurrbart auf der Oberlippe glänzten.
    »Das ist gar nicht nett, kleine Fotzenmädchen so mit dem Rhabarberpimmel zu erschrecken!«
    Sie verzog ihren Mund zu einem breiten Lachen, das ihr Gesicht schief teilte. Emma schaute sie an und lachte zurück.
    »Wirklich nicht. Wir sollten ihm irgendwie eine Lektion erteilen.«
    »Ihn töten!«
    »Ich glaube, es reicht, wenn wir ihn erschrecken.«
    »Und wie?«
    »Weiß nicht. Uns wird schon was einfallen.«
    Emmas braune lange Haare lagen wie eine warme Pelzmütze auf ihrem überhitzten Kopf, sie versuchte, sie zu einem dicken, zauseligen Knoten zu drehen. Das half ein wenig, obwohl die Kopfhaut schweißnass war.
    »Mein Gott, hab ich einen Durst!«
    »Ich auch. Sollen wir zum Kiosk gehen und Limo klauen?«
    Julia schaute Emma an, die lachte und sie in die Taille kniff. Sie schrie auf und hüpfte zur Seite und schlug nach Emmas Händen.
    Julia schüttelte die Haare, die ihr über die Augen hingen, aus dem Gesicht, aber sie fielen gleich wieder zurück. Emma hatte sie noch nie mit hochgesteckten oder geflochtenen Haaren gesehen, und bestimmt war Julia noch nie bei einem Friseur gewesen.
    Annika hatte Julia einmal gefragt, ob sie ihr die Haare flechten dürfe. Julia hatte sie fragend angeschaut und dann verlegen die Augen niedergeschlagen und leicht genickt. Die Haare waren der deutlichste Beweis dafür, dass weder Julia noch sonst jemand sich darum kümmerte, wie sie aussah. Der Grund für Annikas lächelnden Vorschlag, ihr die Haare zu flechten, war wohl das Erstaunen über Julias ungepflegtes Aussehen, das sah man an ihrer gerunzelten Stirn. Annika setzte sich hinter sie und bürstete die Haare mit langen gleichmäßigen Strichen, genauso wie sie jeden Abend Emmas Haare bürstete. Das war ein Ritual, das es gab, solange sie sich erinnern konnte. Emma saß vor dem Sofa auf dem Boden, schloss die Augen und genoss das Bürsten, bis die Kopfhaut brannte.
    Julia saß die ganze Zeit schweigend und mit weit offenen Augen da, ihr Rücken war kerzengerade, daran sah man, wie angespannt sie war. Plaudernd und summend flocht Annika zwei Zöpfe.
    »Schau mal, wie hübsch du geworden bist!«
    Sie schob Julia vor sich her zum großen Flurspiegel, stellte sich hinter sie und ließ die Hände auf Julias Schultern ruhen. Julia errötete und sah so unglücklich aus, dass Emma Annikas Komplimente beendete und Julia am Arm fasste und wegzog.
    »Wir müssen gehen!«
    Annika schaute ihnen nach. Niemand sagte etwas über die Zöpfe, und am nächsten Tag hatte Julia wieder die gleiche zauselige Unfrisur.
    Julia war hübsch, das konnte man sehen, wenn man sie genau betrachtete, aber die feinen Züge verschwanden hinter den strähnigen Haaren, den hochgezogenen Schultern und den Kleidern, die immer eine Größe zu klein waren. Die Ärmel waren zu kurz, und die Hosen gingen ihr selten bis zu den Fußknöcheln. Als ob Gisela nicht bemerkte, dass Julia ständig wuchs und jeden Monat ein Stück größer wurde.
    Oder sah sie es und scherte sich nicht darum?
    Dabei trug Gisela selbst immer passende Kleider, Rock und Blazer, und war immer tadellos geschminkt. Es war eigenartig, wie jemand, der so sehr auf das eigene Aussehen achtete, nicht sah, dass die Tochter einen Haarschnitt oder neue Kleider brauchte.
    Der Kiosk lag zwischen Julias Siedlung und Emmas Mietshaus. Es war kein richtiger Kiosk, eher eine Art Minimarkt mit ein paar Milchkartons, deren Datum abgelaufen war, Süßigkeiten, Zigaretten und Getränken.
    In diesem Kiosk arbeiteten seit ewigen Zeiten Ewert und seine Frau Stina. Das ständige Stillsitzen in Kombination mit einem nie versiegenden Angebot an Kokosbällen und Schokoküssen hatte bei beiden zu unglaublichem Körperumfang geführt. Schwer und langsam wankten sie auf den wenigen Quadratmetern hin und her, wenn sie nicht auf einem der strategisch platzierten Hocker saßen.
    Dass ausgerechnet dieser Kiosk das Ziel von Emmas und Julias Besuchen wurde, war kein Zufall. Weil die Besitzer ihre Körper so träge bewegten, machten sie auch den Eindruck minderer Intelligenz. Die Mädchen waren überzeugt davon, dass man Ewert und Stina leichter hinters Licht führen konnte als andere Ladeninhaber. Während der Sommerferien hatten sie es sich zur Gewohnheit gemacht, hier Süßigkeiten und Getränke zu mopsen. Wenn es schon keine anderen Abenteuer gab, musste man sich welche schaffen, und der Mann mit dem Rhabarberstängel war erst

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