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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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den Roman abgenommen. Peters war ein Mörder. Doch welch eine Ironie des Schicksals. Er musste Peters Anruf erst einmal sacken lassen, bevor er realisierte, was diese Wendung für ihn bedeutete. Dieser Volltrottel hatte gerade den einzigen Menschen angerufen, der genau wusste, dass er ein Mörder war. Wenn ihm jemand eine so irre Geschichte erzählt hätte, er hätte sie nicht geglaubt. Sein Plan wollte lediglich erreichen, dass er als genialer Storm-Experte in der Öffentlichkeit gehandelt werden würde, der immer gewusst hatte, dass der Dichter einen Roman geschrieben hatte. Nur darauf hatte er hingearbeitet, für diesen endgültigen Triumph. Er wäre zu ›dem Experten‹ aufgestiegen, hätte sich endlich einen Namen gemacht, der nicht so schnell wieder vergessen worden wäre. Und dann war die Situation völlig auf den Kopf gestellt gewesen. Beim ersten Treffen mit Peters hatte er dessen Pistole in der Schublade gesehen. Da kam ihm die verwegene Idee ihn aus dem Weg zu schaffen. Ein Mörder, der seine Schuld nicht mehr ertragen konnte.
    Es war alles so einfach gewesen. Peters fraß ihm aus der Hand.
    »Wir gehen davon aus, dass Hajo Peters ermordet wurde. Wann haben Sie Herrn Peters zuletzt gesehen?«
    Dann geht man davon aus! Aber wo sind eure Beweise? Die Sache mit Peters ist von mir, ich würde sagen, erstklassig eingefädelt worden, daran ist nicht zu rütteln. Die Spuren sind da, wo sie sein sollen. Peters hat sich selbst erschossen.
    Er hatte sich Latexhandschuhe übergestreift, dann die Lederhandschuhe darüber gezogen, damit er im Inneren der Lederhandschuhe keine Fingerabdrücke hinterlassen würde. So gerüstet war er kurz vor 22:00 Uhr in Peters Videothek gegangen und hatte ein wenig mit ihm geplaudert. Nach Geschäftsschluss bat er ihn die Tür zu verschließen, weil er ihm unbedingt etwas zeigen müsste. Dann hatte er Peters einen Abschiedsbrief mit seiner eigenen, von ihm gefälschten Handschrift auf den Tresen gelegt. Als der sich erstaunt über das Papier gebeugt hatte, war er dicht neben ihn getreten, hatte die Waffe blitzschnell auf sein rechtes Ohr gepresst und abgedrückt. Er war wie ein Sack zu Boden gesunken, war sofort tot gewesen. Auf dem Lederhandschuh waren jetzt die nötigen Schmauchspuren, die einen Selbstmord beweisen würden. Die Handschuhe nun noch über Peters Hände gezogen und fertig war der perfekte Mord.
    »Wenn Sie nicht reden wollen, brechen wir ab und schicken Sie zurück in ihre Zelle. Dann haben Sie erstmal wieder genügend Zeit, über Ihre Situation nachzudenken.«
    Er sitzt regungslos auf seinem Stuhl. Swensen steht auf und verlässt den Raum. Silvia Haman folgt ihm.
    »Bringen Sie den Mann in seine Zelle zurück!«, sagt sie im Vorbeigehen zu dem Beamten.
     
    * * *
     
    Vom Himmel hoch, da komm ich her. Die voluminösen Töne der Orgel dröhnen durch das Steingewölbe des Kirchenschiffs, das von zwei mit Blattranken verzierten Pfeilern in der Mitte geteilt wird. Der Gottesdienst geht bereits dem Ende entgegen, als Swensen in den Raum tritt. Die Kirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Er lehnt sich rechts unter der Orgel an die Wand, lässt seinen Blick über die Hinterköpfe schweifen und entdeckt weit vorn Anna und ihre Mutter sitzend in einer der lindgrünen Holzbänke.
    Obwohl er Anna versprochen hatte pünktlich zu sein, war mal wieder alles schiefgelaufen. Die letzten vier Tage hatten er und Silvia Haman vergeblich versucht, Ruppert Wraage zum Sprechen zu bringen. Bei den morgendlichen Besprechungen hatte Püchel schon wieder zu nörgeln und zu drängeln angefangen, endlich etwas Brauchbares aus dem Untersuchungshäftling herauszuleiern.
    »Macht mehr Druck«, hatte er gemeint. »Ihr wisst doch, wie ein effektives Verhör geführt wird, Leute! Der Mann muss endlich das Geständnis ausspucken!«
    »Was meinst du damit, doch nicht dieses ausgelutschte Klischee vom guten und vom bösen Bullen?«
    »Das hat sich noch immer bewährt!«
    »Heinz!«, hatte Swensen gesagt. »Kannst du nicht einmal abwarten und deine Leute in Ruhe arbeiten lassen? Wir tun, was wir können. Die Spurensicherung hat Wraages Wohnung von oben bis unten durchgekämmt. Hollmann wird alles vom Labor untersuchen lassen. Alles braucht seine Zeit.«
    Swensen war selbst nicht zufrieden gewesen, aber das ewige Gedrängel von Püchel war ihm auf die Nerven gegangen. Täglich hatten sie Wraage in den Verhörraum bringen lassen, doch der hatte weiterhin hartnäckig geschwiegen. Heute, am Morgen des

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