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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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mehr gewohnt. Was kann ich für Sie tun, Herr Swensen?«
    »Ich wüsste gern, wie weit der Stand Ihrer Untersuchungen ist.«
    »Nun, wir sind drin’, wie Boris so schön sagt.«
    »Sie konnten die Dateien öffnen?«
    »Genau! Das Passwort war nicht gerade originell. STORM rückwärts und zack!«
    »Und sonstige Spuren?«
    »Wir haben den Laptop in die daktyloskopische Abteilung gegeben. Die haben das Teil mit Cyanacrylat bedampft.«
    »Mit was?«
    »Cyanacrylat! Das kennen Sie bestimmt, ist auch als Sekundenkleber bekannt. Das Zeug ist ideal um Fingerabdrücke auf Kunststoff, Metall und Leder sichtbar zu machen.«
    »Und?«
    »Nichts, keine Fingerabdrücke. Gerät und Tastatur wurden sorgfältig abgewischt.«
    »Haben Sie so etwas wie ein Roman-Gutachten gefunden?«
    »Haben wir. Es gibt die Datei: Gutachten.«
    »Ist es möglich, einen Ausdruck davon zu bekommen?«
    »Nun ja, aber nur, weil Sie so viel Verständnis für Frauen in technischen Berufen haben, Herr Swensen!«
    »Ich stehe tief in Ihrer Schuld, Frau Karl«, scherzt Swensen. »Schicken Sie Ihre vollständigen Ergebnisse bitte so schnell wie möglich an mich.«
    Swensen nennt ihr seine Faxnummer für den Ausdruck. Fünf Minuten später rattert sein Faxgerät. Er liest sich den fünfseitigen Text durch, macht sich auf dem Flur mehrere Kopien und klopft bei Püchel an die Tür, obwohl sie offen steht. Der zündet sich gerade eine Zigarette an als er eintritt. Swensen sieht, dass im Aschenbecher noch der Rest einer anderen brennt.
    »Was gibt’s Jan?«
    »Eine Frage vorab Heinz! Was ist mit Flensburg?«
    »Flensburg?«
    »Du warst doch dafür, dass wir uns von dort Verstärkung holen.«
    »Hast du noch keine Nachrichten gehört?«
    Swensen schüttelt den Kopf. »Wann sollte ich?«
    »In der Nähe von Glücksburg ist ein zweites Kind verschwunden!«
    Swensen spürt einen Stich in seiner Brust und starrt auf den Rauch, der von der glimmenden Kippe im Aschenbecher aufsteigt. Püchel zieht nervös an seiner Zigarette, tritt auf Swensen zu und legt ihm die Hand auf die Schulter.
    »Es bleibt erstmal alles beim Alten, mein Lieber. Wir haben gar keine Wahl. Aber deshalb bist du nicht hier, oder?«
    »Nein, hier ist das Gutachten von dem Storm-Roman von Kargel. Kiel hat es mir gerade zugefaxt. Ich möchte, dass du es persönlich auf deine Kappe nimmst, wenn es an deinen Kumpel bei der Zeitung weitergegeben wird.«
    Heinz Püchel sieht Jan Swensen einen kurzen Augenblick eingeschnappt an. Dann nimmt er die Seiten mit zu seinem Schreibtisch.
    »Danke, Jan! War das alles?«
    »Das war alles!«

8
    Husum, 5. 12. 2000
     
    Zeugenvernehmung von Dr. Karsten Bonsteed
    (weitere Personalien bekannt)
    Herr Dr. Bonsteed wurde am 5.12.2000 von Hauptkommissar Jan Swensen in die Husumer Polizeiinspektion gebracht. Herr Dr. Bonsteed wurde in das Dienstzimmer 217 geführt. Gemeinsam mit Herrn Dr. Bonsteed wurde anschließend der ›Personalbogen der Zeugen‹ ausgefüllt. Herr Dr. Bonsteed erklärte sich hier zu einer Tonbandvernehmung bereit. Er gibt folgendes zu Protokoll.
    Frage: Herr Dr. Bonsteed, gibt es im Storm-
    Museum in der Zwischenzeit mehr Erkennt-
    nisse darüber, ob in der Mordnacht noch
    mehr verschwunden ist als diese Kupfersti-
    che?
    Antwort: Bis auf die sechs Kupferstiche von Descour
    tis ist definitiv nichts abhanden gekommen.
    Frage: Haben Sie auch jetzt mit Abstand noch
    immer keine Idee, wer Dr. Kargel ermordet
    haben könnte?
    Antwort: Nein.
    Frage: Wie war Ihr Verhältnis zu Dr. Kargel?
    Antwort: Ich hatte großen Respekt vor seiner Kompe-
    tenz. Er war ein wirklich großer Storm-
    Kenner mit exquisitem Fachwissen. Er
    besaß fast ein enzyklopädisches Gedächtnis,
    kannte das Gesamtwerk aus dem ›ff‹. Nur
    das Detailwissen in der Sekundärliteratur
    ließ zu wünschen übrig.
    Frage: Was meinen Sie damit?
    Antwort: In der Auslegung von Storm waren wir öfter
    unterschiedlicher Meinung. Da hatte er anti-
    quierte Ansichten. Er persönlich hätte das
    natürlich abgestritten.
    Frage: Gilt das auch für den gerade entdeckten
    Storm-Roman?
    Antwort: Ja, für den ganz besonders. Für Dr. Kargel
    schien diese Roman-Entdeckung irgendwie
    eine Bedrohung darzustellen. Wahrschein-
    lich wollte er sein altes Storm-System, das er
    ja über Jahrzehnte vertreten hat, um keinen
    Preis verändern.
    Frage: Hatten Sie deswegen auch Streit?
    Antwort: Ja, aber das war nichts Bedeutendes. Nicht
    dass Sie sich gleich was Großartiges daraus
    zusammenreimen.
    Frage: Wir

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