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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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schon alles erzählt.«
    »Ich weiß, Frau Kargel. Aber es ergeben sich im Laufe der Ermittlung natürlich ständig neue Fragen, die wir dann überprüfen müssen. Darf ich reinkommen?«
    »Bitte«, sagt Frederike Kargel und deutet kokett ins Innere des Hauses. Swensen geht hinein und zögert, ob er seinen Mantel an die antike Garderobe hängen soll.
    »Hängen Sie ihn ruhig daran, hier unten steht nur so’n altes Zeug.«
    Als er sich umsieht, breitet sich um ihn herum die Atmosphäre der Biedermeierzeit aus. Es ist wie der Gang durch die Räume des Storm-Museums. Alle Möbel sind ausgesuchte Antiquitäten aus feinstem Mahagoni.
    Schön anzusehen, denkt Swensen, indem er seinen Blick über die Kostbarkeiten schweifen lässt. Aber darin wohnen?
    Frederike Kargel scheint seine Gedanken gelesen zu haben.
    »Ich glaube hier unten ist es etwas zu verstaubt für ein Gespräch. Wir gehen am besten nach oben in eines meiner Zimmer.«
    Mit wiegenden Bewegungen tänzelt sie an Swensen vorbei. Er folgt ihr nach. Sie steigen eine geschwungene Treppe in den ersten Stock hinauf. Frederike Kargel öffnet eine Tür und verschwindet in einen großen, lichten Raum. Für Swensen ist es der Eintritt in eine völlig andere Welt, als wenn er gerade das Haus gewechselt hätte. Die asketische Einrichtung, ein schlichter Tisch, ein moderner Glasvitrinenschrank und zwei Regiestühle aus blankem Aluminium werden von einer ausladenden schrillrosa Plüschcouch contrakariert. Während sich Frau Kargel demonstrativ auf dieser Couch drapiert, lässt sich Swensen auf einen der Stühle nieder und fühlt sich darauf ein wenig wie Will Smith, der in dem Film ›Men in Black‹ gerade als Geheimagent verpflichtet wird.
    »Was möchten Sie wissen«, fragt Frederike Kargel und schnippt mit dem Finger. »Herr …?«
    »Swensen, Jan Swensen.«
    »Genau, Herr Swensen.«
    »Sie haben meinem Kollegen gesagt, Ihre Ehe war respektvoll. Was meinen Sie damit?«
    »Herr Swensen, ich nehme an Sie haben Augen im Kopf. Ich bin fünfundzwanzig Jahre jünger als mein Mann. Was erwarten Sie da für eine Ehe?«
    »Ich weiß es nicht. Sagen Sie’s mir.«
    »Ich war für meinen Mann das Prestigeweibchen, das er bei offiziellen Anlässen in der Öffentlichkeit vorzeigen konnte. Unsere Ehe war von Anfang an auf meine Präsentation ausgerichtet.«
    »Wussten Sie, dass Ihr Mann Prostituierte aufsuchte?«
    Frederike Kargel schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder.
    »Nein!«
    »Wussten Sie auch nicht, dass Ihr Mann ungewöhnliche sexuelle Praktiken ausübte?«
    »Ungewöhnlich? Was zählen Sie zu ungewöhnlichen sexuellen Praktiken?«
    »Sadomasochistische Praktiken!«
    »Nein, auch das wusste ich nicht!«
    Swensen verkneift sich gleich die nächste Frage zu stellen und wartet auf eine Regung von Frau Kargel. Doch die bleibt gelassen.
    »Aber so etwas wundert mich natürlich nicht«, fährt sie fort. »Wir haben nie viel über unsere privaten Sachen miteinander gesprochen.«
    »Private Sachen?«
    »Ja, privat. Wir führten eine offene Ehe, schon allein wegen des Altersunterschieds. Jeder konnte das tun, was er wollte.«
    »Das heißt, Ihr Mann wusste auch von Ihrem Verhältnis zu Dr. Karsten Bonsteed?«
    »Ich sagte doch, wir redeten nie viel über unsere privaten Sachen.«
    »Hatten Sie denn nun ein Verhältnis zu Dr. Bonsteed?«
    »Ich wusste, dass Sie mich das fragen würden.«
    »Wieso wussten Sie das?«
    »Karsten hat mich gestern Mittag angerufen und mir von seinem Verhör erzählt.«
    Frederike Kargel sieht ihn triumphierend an. Swensen zieht die Augenbrauen hoch und runzelt die Stirn.
    »Sie haben mir noch immer nicht gesagt ob Sie und Dr. Bonsteed ein intimes Verhältnis hatten.«
    »Hatten wir, wobei die Betonung auf hatten liegt.«
    »Sie haben also keins mehr.«
    »Nein.«
    »Darf ich fragen warum?«
    »Das dürfen Sie«, sagt sie schnippisch. »Aber ich sage es Ihnen nicht.«
    »Geht es dabei vielleicht um Dr. Bonsteeds Stellung in der Storm-Gesellschaft?«
    »Vielleicht.«
    »Wie war das Verhältnis zwischen Dr. Bonsteed und ihrem Mann?«
    »Es ging so.«
    Langsam beginnt Swensen das Katz und Maus Spiel zu nerven, in das er von der jungen Frau getrieben wird.
    »Geht es auch etwas genauer?« sagt er mit lauter Stimme.
    Sie zuckt kurz zusammen.
    »Karsten wollte neuen Wind in die Storm-Gesellschaft bringen, mein Mann wollte möglichst alles so lassen, wie es ist. Da gab es schon mal unterschiedliche Meinungen. Aber Karsten hat mir versichert, dass mein Mann

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