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Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Titel: Hafenmord - ein Rügen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Fallstricke allerdings auch – was nicht immer in ausreichendem Maße beachtet wird«, fuhr Romy fort. »Vera Richardt, die ahnte, wo sich ihr seit dem Morgen verschwundener Mann befinden könnte, ist nachts in das Gebäude eingedrungen, um sich zu vergewissern, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Als sie die Kamera gefunden hatte, entschied sie sich – ähnlich wie ihr Mann am Morgen – ein paar herzliche Worte im Sinne einer kleinen Ansprache ins Mikro zu sprechen und freundlich zu winken. Sie sagte unter anderem, dass sie jemanden zu Kai schicken würde, der die Möglichkeit erhalten sollte, noch ein paar Fragen an ihn zu richten.«
    »Das ist ziemlich albern.«
    Romy nickte. »Finde ich auch, aber die Wirkung ist beträchtlich. Wir werden Ihnen diese Aufnahmen vorspielen, weil wir davon überzeugt sind, dass Vera Kontakt zu Ihnen aufgenommen hat – aller Wahrscheinlichkeit nach sogar anonym. Erzählen Sie uns doch einfach, was passiert ist.«
    Bernburg winkte genervt ab. In dem Moment fuhr draußen ein Auto vor. Kinderstimmen erklangen. Gunnar sah auf die Uhr.
    »Meine Frau und die Kinder«, sagte er. »Kommen Sie bitte zum Ende. Wenn Sie nichts weiter haben als diese albernen Hirngespinste, dann möchte ich Sie bitten zu gehen.«
    »Am Tatort wird es Indizien geben, die Sie nicht leugnen können, Herr Bernburg.«
    »Toll. Dann kommen Sie wieder, wenn Sie die haben.«
    »Spuren, die Sie nicht vernichten können – so wie den Brief Ihrer Frau. Wie leben Sie eigentlich mit dem ständigen Wissen darum?«
    Bernburg erstarrte. Einen Augenblick befürchtete Romy, dass er sich auf sie stürzen würde. Dann klappte die Haustür, und er zuckte zusammen.
    Eine Frauen- und zwei helle Mädchenstimmen erklangen. Ein vielleicht zwölfjähriges Mädchen stand kurz darauf in der Tür und lächelte. Sie hielt einen Käfig im Arm. Gunnar Bernburg stand rasch auf und ging ihr entgegen.
    »Hallo, Papa, Balu geht es viel besser. Er verliert auch kein Fell mehr. Der Tierarzt meint …« Sie brach ab. »Du hast Besuch.«
    »Ja, der geht gleich wieder, Schatz«, versicherte Bernburg ihr und tätschelte ihre Schulter.
    Romy und Kasper erhoben sich ebenfalls. Wir kommen bald wieder, dachte die Kommissarin und betrachtete den Käfig, in dem ein Zwerghase saß und mit großen schwarzen Knopfaugen vor sich hinstarrte.
    »Der ist ja süß«, sagte sie. »Darf ich den mal anfassen?«
    Das Mädchen war überrascht, nickte aber sofort. »Na klar. Balu ist total lieb.«
    Der Hase hatte seidiges Fell und mümmelte mit zuckendem Näschen zufrieden vor sich hin, während Romy ihn ausgiebig streichelte. Gunnar Bernburg war inzwischen in den Flur gegangen, wo er einige Worte mit seiner Frau und der anderen Tochter wechselte, die daraufhin auffällig eilig hinter einer Tür verschwanden.
    Zwei Minuten später standen Romy und Kasper vor dem Haus. Schneider kratzte sich am Hinterkopf. »Der lässt sich nicht einfach so mitnehmen, und auf die Schnelle kriegen wir keinen Haftbefehl. Wir brauchen was Handfestes.«
    »So ist es.« Romy nestelte eine Tüte aus ihrer Jacke. »Oder auch was Seidiges.«
    »Bitte?«
    »Ich habe mir Haare von Balus Seidenfell besorgt«, erklärte sie. »Möller berichtete letztens, dass auf Kais Knebel Tierhaare gefunden wurden. Wir lassen die sofort mit denen hier vergleichen. Und wenn das ein Treffer ist …«
    »Verstehe.« Kasper griff zu seinem Handy und nickte in Richtung der Greifswalder Kollegen. »Die Jungs haben sicher nichts dagegen, eine Tour ins Institut zu machen, während wir hier warten.«
     
    Ein Polizeifahrzeug fuhr davon, ein Zivilwagen wartete vor dem Haus. Gunnar war davon überzeugt, dass sie dort länger stehen bleiben würden. Er verschanzte sich in seinem Werkzeugkeller.
    Die innere Ruhe am Sonntagmorgen war wundervoll gewesen, aber ebenso trügerisch. Seit dem Besuch der Kommissarin am Mittwoch schlief er kaum noch – obwohl ihre Fragen an dem Tag vergleichsweise harmlos gewesen waren und nichts mit ihm persönlich zu tun gehabt hatten. Aber allein die Tatsache, dass die Ermittlungen zu ihm geführt hatten, war beunruhigend gewesen.
    Vera hatte ihren Namen nicht genannt und sich als alte Freundin ausgegeben, als sie in der Nacht anrief – eine Freundin, an die er sich nicht erinnerte, auch nicht, als über das Verbrechen in der Zeitung berichtet wurde und er auf gut Glück mit Herbrechts Handy bei den Richardts anrief. Es war dieselbe Stimme wie in der Nacht zum Sonntag – mehr erkannte er

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