Hafenmord - ein Rügen-Krimi
und damit die besten Kontakte und Voraussetzungen, um Kai den Weg in der aufregenden Zeit nach der Wende zu ebnen«, erklärte Posall. »Außerdem war Dreyer bereits vierzig und wirkte nicht mehr so jugendlich übermütig wie Kai zu der Zeit – das kommt deutlich besser an, wenn man sich selbständig machen und Vertrauen wecken will.«
Hinz Posall neigte seinen Kopf zur Seite. Es sah aus, als lauschte er dem Echo seiner Worte nach. »Die beiden haben schließlich auf Rügen gemeinsam die Firma aufgebaut, die ja in ganz Mecklenburg-Vorpommern tätig ist und schon nach kurzer Zeit bestens lief«, fuhr er dann fort. »Umbruch und Neubeginn haben die Auftragsbücher gut gefüllt, und Kai ist … war ein großes Ass.«
»Warum?«, hakte Romy nach. »Was machte ihn aus?«
»Er konnte den Leuten klarmachen, was sie für ihre Büros oder Geschäftsräume oder Praxen wirklich brauchen, ohne dass die das Gefühl hatten, ihnen würde was aufgeschwatzt«, entgegnete Posall ohne Zögern. »Er hat sich intensiv mit seinen Kunden befasst, und es ist kein Zufall, dass er so viele Stammkunden hat. Kai war ein fantastischer und ideenreicher Praktiker und ein fast noch besserer Verkäufer. Der hätte wahrscheinlich in jeder Branche Karriere gemacht.«
»Haben Sie eine Vermutung, warum Dreyer und Richardt sich wieder getrennt haben?«, fragte Romy. Sie hatte den Eindruck, dass Posall im Gegensatz zu Bittner alles andere als fassungslos oder niedergeschlagen war.
Hinz Posall nickte sofort. »Ganz einfach: Kai wollte den Laden für sich. Er war sehr schnell der Motor des Ganzen, und er hatte keine Lust, sich was sagen zu lassen oder großartig zu diskutieren. Seine Ideen erwiesen sich ohnehin grundsätzlich als die besseren, und warum sollte er an einem Partner festhalten, den er immer stärker als Klotz am Bein empfand?«
»Weil der ihm den Weg geebnet hatte, zum Beispiel«, argumentierte Romy für Dreyer.
Posall lächelte. »Das entsprach nicht Kais Geschäftsverständnis.«
»Ach so. Er wollte alleine verdienen?«
»Ja, das auch. Er hat Dreyer ausbezahlt, und das war’s. Danach gingen seine Geschäfte gleich noch mal so gut.« Hinz Posall zuckte mit den Achseln. »Ja, ich weiß – hört sich hart an, zumal Dreyer später sehr krank wurde und inzwischen nicht mehr lebt, aber so war es nun mal. Kai hatte schon immer einen guten Riecher.«
Romy warf Kasper einen vielsagenden Blick zu. Dann wandte sie sich wieder dem Geschäftsführer zu. »Ihre Erörterungen sind ausgesprochen interessant, aber haben Sie nicht etwas Wichtiges vergessen?«
Posall verschränkte die Arme vor der Brust. »Das will ich nicht ausschließen.« Er lächelte höflich. »Verraten Sie mir, worauf Sie hinauswollen?«
Romy machte eine raumgreifende Handbewegung. »Das Hotel.«
»Ach so, ja, natürlich.« Er schlug sich leicht vor die Stirn. »Kai hat mich damals darauf aufmerksam gemacht, vielleicht hatte er die Info auch von Dreyer – das weiß ich nicht, aber das wäre gut möglich. Auf Rügen geht richtig was, hat er gesagt und einen Kontakt für mich hergestellt. So konnte ich den Laden hier günstig kaufen.«
Romy sah aus den Augenwinkeln, dass Schneiders Miene sich verdüstert hatte.
»So gut gingen die Geschäfte dann aber doch nicht – zumindest am Anfang nicht, oder?«, ergriff Kasper plötzlich das Wort.
»Sie sind gut informiert«, bemerkte Posall anerkennend. »Ja, so war das. Mein Startkapital war schnell aufgebraucht – das Hotel war total marode, dann kam noch ein laues undein allenfalls bescheidenes Jahr hinzu. Kurz nach der Wende flogen viele lieber erst mal nach Mallorca, wenn sie schon das Geld für Urlaubsreisen hatten, vor allen Dingen die Ossis – wie man damals sagte.« Er hob beschwichtigend die Hände. »Eins kam zum anderen. Ich habe mich dann noch eine Weile über Wasser gehalten, aber es hätte eindeutig besser laufen können. Kai hatte dann die Idee, das Ganze über eine GmbH zu sanieren … Eine gute Idee.«
»Haben Sie einen Bruder, Herr Posall?«, setzte Schneider nach. »Klaus Posall.«
»Ja.« Der Hotelier zog ein verblüfftes Gesicht.
»Er ist gemeinsam mit Thomas Bittner und der Firma von Kai Richardt Gesellschafter der GmbH, der das Hotel seit mittlerweile gut elf Jahren gehört.«
»Richtig, und ich bin der Geschäftsführer.« Posall runzelte die Stirn. »Sagen Sie mal, was hat das Hotel eigentlich mit Kais Tod zu tun?«
»Mal sehen … Wissen Sie, Ihr Geschäftspartner ist auf höchst unerfreuliche
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