Hafenmord - ein Rügen-Krimi
…«
»Wie kommst du darauf, dass er gute Treuhand-Kontakte hatte?«, fiel Romy ihr ins Wort.
»Da gehe ich mal ganz stark von aus, denn es lag ein Rückübertragungsanspruch des Altbesitzers vor, der aber nicht realisiert werden konnte«, erwiderte Fine. »Posall hat dann ziemlich schnell den Zuschlag bekommen. Das spricht nach meinen Erfahrungen für allerbeste Kontakte.«
Romy nickte. Fine war Ende fünfzig und auf Rügen geboren und aufgewachsen. Sie wusste, wovon sie sprach.
»Verstehe. Lauber fehlte das Geld, und er galt als nicht kreditwürdig«, resümierte Romy.
»Kann man annehmen. Ende 1999 wurde es dann von einer GmbH übernommen und komplett saniert. Geschäftsführer blieb allerdings der Posall, und er ist es auch heute noch«, fuhr Fine fort.
»Wer sind die Gesellschafter?«
»Mehrere Geschäftsleute … warte mal, das steht auf einem gesonderten Blatt. Ich hab’s gleich … Ach, nee, ne?«
»Mach’s nicht so spannend!«
»Einer der Gesellschafter ist Thomas Bittner, ein anderer heißt Klaus Posall, vielleicht ein Bruder von Hinz«, mutmaßte Fine. »Und … der dritte Gesellschafter, das glaubst du jetzt nicht, ist die Firma von Kai Richardt.«
Romy schwieg beeindruckt.
»Bist du noch dran?«
»Ja.«
»Interessant, oder?«
»Das kannst du laut sagen.«
»Wann kommt ihr eigentlich zurück?«, schob Fine hinterher. »Ach, noch was – unser Max hat Beate Lauber tatsächlich bereits in seiner Datenbank erfasst«, erörterte sie in eindeutig stolzem Unterton, bevor Romy auf ihre Nachfrage eingehen konnte. »Außerdem ist er auf zwei weitere Vermisstenfälle gestoßen, die wir uns mal genauer ansehen sollten …«
»Warum?«
»Weil die wohl in das regionale Raster fallen, wie er bemerkt hat«, entgegnete Fine.
Regionales Raster? Romy schwirrte der Kopf. Als hätten sie nicht mehr als genug zu tun. Sie atmete tief durch.
»Gut, sehe ich mir später an. Wir fahren jetzt zunächst in das Hotel und kommen danach zurück«, erwiderte sie. »Vielleicht treffen wir ja diesen Posall an. Könntest du noch einen kleinen, aber sehr wichtigen Job übernehmen?«
Fine schnaubte. »Nett, dass du wenigstens fragst. Wir haben ja hier sonst kaum was zu tun.«
Romy lächelte. »Mach doch mal den Zahnarzt von Beate Lauber in Rostock ausfindig. Die Frau hat als Anwaltsgehilfin in der Kanzlei von Doktor Kranold gearbeitet. Ein Abgleich mit dem Zahnstatus des Skeletts ist, glaube ich, eine ganz brauchbare Idee und bringt, wenn wir Glück haben, zügig ein Ergebnis. Aber nicht vergessen: Bislang geht es nur um eine allererste Vermutung, der wir behutsam nachgehen!«
»Verstehe. Keine Einzelheiten.«
»So ist es.«
»Sonst noch was?«
»Wenn die Kollegen am Hafen etwas finden …«
»Melde ich mich sofort, na klar. Und ich melde mich natürlich auch, falls der Möller anruft.«
»Danke. Ach, noch was: Falls der fleißige Max noch Nachschub an Arbeit braucht, drücke ihm einfach die Mails, Kundenlisten und sonstigen Kontaktdaten von Richardt in die Hände. Vielleicht kann er die auch in irgendein hübsches Raster packen und findet auf dem Weg heraus, wer dem tollen Kai vielleicht doch nicht ganz so wohlgesinnt war …«
»Du machst dich jetzt aber nicht lustig über ihn?«
»Gott bewahre – nein!« Romy verdrehte die Augen.
»Dann ist ja gut.«
»Bis später.«
Romy steckte ihr Handy ein und blickte Kasper an. »Fine ist dabei, unsere Stralsunder Unterstützung zu adoptieren. Das aber nur am Rande. Lass uns fahren.«
»Wohin?«
»Königshörn. Du glaubst es nicht – Thomas Bittner und unser Kai Richardt beziehungsweise sein Geschäft sind seit Ende 1999 Mitgesellschafter des Hotels. Vielleicht sind sich Beate Lauber und Richardt sowie Bittner sogar mal über den Weg gelaufen. Was gar nichts heißen muss …«
»Aber kann.«
»Genau.«
4
Das Hotel folgte hundertzehnprozentig dem Stil der mondänen Bäderarchitektur – eine grellweiß verputzte Villa, die von gepflegten Grünanlagen umgeben und mit filigranen Veranden und Balkonen, zahlreichen Türmen und Erkern herausgeputzt und auf den Ansturm der Rügen-Urlauber bestens vorbereitet war.
Man kann es mit dem mediterranen Flair auch übertreiben, dachte Romy mit unterdrücktem Seufzen, während sie in einer Sitzecke im Foyer zwischen plätscherndem Brunnen und zwei lebensgroßen Büsten prominenter Inselsöhne – Caspar David Friedrich und Ernst Moritz Arndt, wie sie den Plaketten entnahm – auf den Geschäftsführer warteten. Sie hätte
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