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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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Gerade in der Nacht muss er leise arbeiten, wo doch jedes noch so leise Knacken, Klappern und Klirren verräterisch durch das Dunkel eilt und mit seiner Fremdheit von schwachem Schlaf heimgesuchte Nachbarn aufschrecken kann, so wie es allem Anschein nach auch hier geschehen war, denn es musste eine Nachbarin gewesen sein, die angerufen hatte, aber unerkannt bleiben wollte.
    Wer immer hier eingedrungen war, schien von dem unbedingten Willen getrieben gewesen zu sein, unter allen Umständen in das Innere dieses Hauses zu gelangen, gleich welcher Lärm dabei entstehen konnte. Zumindest war es dem Täter als unvernünftig erschienen, von der Straße her über die Haustüre einzudringen. Hier an der gedeckten Rückseite des Hauses war es weit ungefährlicher. War es lediglich der geglückte Versuch gewesen über den Anbau ins Haus zu gelangen, oder hatte der Eindringling Kenntnis von diesem leicht zu überwindenden Zugang? Egal für den Moment, denn sollte sich noch jemand im Haus befinden, so musste er inzwischen mitbekommen haben, dass er in einer Falle saß.
    Robert Funks Gedanken wurden von der Kollegin unterbrochen, die die Türe mit dem Griff der Taschenlampe aufstieß. Sie leuchteten in den langen Hausgang, der sich dahinter auftat. Robert Funks Herz schlug nun wieder bis hoch zu den Ohren, und ließ ein pulsierendes Rauschen entstehen, als er durch die Tür in den Gang trat und eng an der Wand bis zur ersten abzweigenden Türe schlich. Der Strahl seiner Taschenlampe suchte nach einem Lichtschalter und als er ihn fand und die Taste drückte, blieb die erwartete Reaktion ebenso aus wie zuvor schon. Er schnitt eine Grimasse im Schutz der Dunkelheit. Ahh, ärgerlich.
    Die Sicherungen waren offensichtlich herausgenommen worden.
    Zunächst arbeiteten sie sich im Erdgeschoss von Raum zu Raum vor. Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer, Abstellraum – alles machte einen verlassenen Eindruck, obwohl die Möbel noch alle standen und nur teilweise mit Leintüchern verhangen waren. In keinem der Räume konnten sie Spuren eines Einbruchs vorfinden – keine offen stehenden Schubladen oder Schranktüren, keine Kassetten oder Schachteln, die am Boden lagen und deren Inhalt darum herum verstreut lag.
    Sie gingen gründlich vor und durchsuchten den Keller, wo sich auch der Sicherungskasten befand und sie nun endlich Licht machen konnten. Zurückhaltung und Vorsicht wichen mit jedem weiteren ihrer Schritte, die sie in dem aufgeschreckten Haus taten. Sie riefen laut »Polizei!« und »Hallo!« und ihre Suche führte sie weiter in das Obergeschoss und von da aus hinauf in den Dachboden. Robert Funk erwartete inzwischen eher, auf einen Betrunkenen zu treffen, der irgendwo im Delirium am Boden lag, als dass er hier einen waschechten, guten alten Einbrecher vermutete.
    So genau sie auch Räume und Hohlräume sichteten und durchsuchten, sie konnten niemanden finden. Funk achtete routinemäßig auf die Stellen, an denen in solchen Häusern Tresore versteckt waren – Bilderrahmen, Regalwände, oder hinter Wäschestapeln in Schränken mit offener Rückwand. Auch hier Fehlanzeige.
    Schließlich verabschiedete er die Streife mit herzlichem Dank und widmete sich in aller Ruhe der Aufarbeitung des Tatorts.
    Während er fotografierte und nach möglichen Fingerabdrücken oder DNA-Spuren suchte, was beides ergebnislos verlief, fragte er sich, was der Unbekannte hier in diesem verlassenen Haus gewollt haben könnte. Es bedurfte schließlich eines nicht geringen körperlichen Aufwandes, die beiden Türen aufzudrücken, wenngleich diese Holztüren nicht annähernd so sicher waren wie die Eingangstüre zum Haus.
    Als er die Spurensicherung beendet hatte, ging er noch einmal durch die Räume. Im Obergeschoss, das vom unteren Wohnbereich wie eine eigene Wohnung abgetrennt war, waren ihm zuvor zwei Zimmer aufgefallen, die sich von den anderen, verlassen wirkenden Räumen, abhoben. Es befand sich nicht viel in den Zimmern, doch den wenigen Büchern und Dingen nach zu urteilen, musste es sich um die ehemaligen Kinderzimmer handeln. Sie lagen einander gegenüber – eines wies zum Garten, das andere zur Straße. Die Leinenbettwäsche im Gartenzimmer war schlicht gehalten, mit einem modernen, lindgrünen Streifen versehen, wirkte frisch und passte nicht zu dem anderen Muff im Haus. Auf ein paar Fotos sah er ein Mädchen, das verkniffen lächelte und etwas verschämt vor der Kamera posierte. Er kannte solche Fotos von seinen Kindern. Den Farben und der Mode

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