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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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nehme ich an. War sie auch im Hafen dabei?«
    Lydia bestätigte. »Nimmst du richtig an, und auch im Hafen war sie dabei. Mehr weiß ich aber noch nicht. Dem Anwalt muss es gelungen sein, ihr die Angst vor der Beihilfe zum Diebstahl zu nehmen und Zindl wird den Zorn seiner Esoterikfee eher ertragen wollen als im Knast zu hocken. Kann ja ein paar heilende Steine auflegen, wenn’s schlimm kommt.«
    »Du klingst gar nicht enttäuscht«, stellte Wenzel fest.
    »Nein. Ich habe so etwas erwartet. Ist das ne Professionelle, diese Zeugin?«
    Lydia tat entsetzt. »Conrad, wo denkst du hin. Wir sind hier in Lindau und nicht auf St. Pauli. Es wird eine ehrbare Frau sein … ich habe schon mit dem Richter telefoniert. Donnerstag wäre gut. Er hat morgen Nachmittag einen Termin bei den Rotariern, ne Rede, oder so. Zindl soll ruhig noch ein wenig schmoren. Es wird eh langsam unübersichtlich bei diesem elenden Fall. Jetzt auch noch die Sache mit dem Geheimdienst – verrückt, oder? Aber Kimmel heizt ihnen mächtig ein. Der hängt nur noch am Telefon. Er hat sich für die fiese Tour entschieden.«
    »Die da wäre …?«
    »Er hat kolportiert, es würde eine Pressemeldung geben, über eine Verwicklung von Geheimdiensten in den Fall.«
    »Uhh, Presse. Das tut wirklich weh.«
    »So ist es. Jetzt herrscht erst mal Funkstille, oder Schockstarre. Ach übrigens, Walter Lurzer hat angerufen. Diese Firma, da gibt es nichts Besonderes. Alles in allerbester Ordnung.«
    Kimmel erschien schnaufend in der Tür. »Die sind alle so zahm, das ist richtig ekelhaft, wenn man feststellt, wie schlecht das Gewissen rundherum ist. Wie war die Eselstour, Conrad? Neue Ideen? Ronsard wohlauf?«
    Schielin saß inzwischen und wählte eine Nummer. »Ja. Ich brauche diesen Zuger noch mal – und zwar hier. Ich habe da eine Ahnung.«
    Die anderen lauschten über den Freisprechlautsprecher mit, als die Verbindung hergestellt war und er zu Zuger vermittelt wurde. Der zeigte sich überrascht, als Schielin ihn bat zur Dienststelle nach Lindau zu kommen. Schielin tat es beharrlich und ohne im Detail zu erläutern, aus welchem Grund es erforderlich war. Selbst über den knisternden Lautsprecher wurde Zugers Unsicherheit und Abneigung deutlich.
    Kimmel knurrte etwas von Weichei und rieb sich mehrmals die Nase. »Übrigens, Conrad, Lydia meinte, es sei eine Sache für dich«, er räusperte sich, »die Stadt hat angerufen.«
    »So, die Stadt? Hat die jetzt ein Telefon bekommen?«, ätzte Wenzel.
    Kimmel erklärte mit weit ausladenden, unnatürlichen Bewegungen. »Es ist so. Es gibt Beschwerden auf der Insel. Der Josef rennt da mit einer Trompete rum und spielt entweder Oh du lieber Augustin, alles ist hin, dann mal wieder Oh du fröhliche, oder er mischt beides miteinander.«
    »Beginnt ja beides mit Oh«, meinte Schielin nebenbei, »und was sollen wir nun machen?«
    »Die meinen, man sollte ihm die Trompete wegnehmen.«
    »Aus welchem Grund? Und wer ist man?«
    »Er stört die adventliche, vorweihnachtliche Stimmung auf der Insel mit seinem Getröte«, erklärte Kimmel, und fügte einschränkend hinzu, »meint die Stadt.«
    Schielins Augen wurden eng und seine Stimme karg. »Ich habe vor einigen Tagen in Diskostampftakt ein Weihnachtslied hören müssen, dessen Text lautete: Triri, trara, der Postillion ist da, über Lautsprecher, drunten im Hafen. Soll ich diejenigen, die das gespielt haben, auch gleich festnehmen, wegen Störung meiner adventlichen Gefühle?«
    Kimmel rang mit seinen mächtigen Händen und entledigte sich der Sache, indem er als Chef festlegte, dass Schielin sich mit der Stadt in dieser Angelegenheit absprechen sollte.
    Lydia lachte hell auf und rief Kimmel in den Gang nach, wohin er schnell verschwunden war: »Das wird nicht gut enden, für die Stadt! Nicht gut!«, und zu Schielin gewandt sprach sie verschwörerisch: »Wir bringen ihm ein drittes Lied bei, dann drehen die voll durch: Mein Hut, der hat drei Ecken, drei Ecken hat mein Hut. Auch so ein wahnsinniger Text. Und wir lassen es ihn am Sonntag vom Leuchtturm oben über den Hafen schmettern.«

    Erich Gommert bekam Wortfetzen mit und wäre gern dabei gewesen, aber er ordnete die Listenausdrucke den Audi betreffend. Es gab siebzehn solcher schwarzer Audis alleine im Zulassungsbereich Lindau und die ersten neun hatte er schon ausschließen können, weil sie keine Werbung auf der Seite hatten, wie er telefonisch ermittelte. »Oh mei, Hundle. Des ist ein Weihnachten dieses Jahr. Wie soll man da

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