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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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geringste Verlangen, mich
ein weiteres Mal mit diesen beiden unhöflichen Beamten dort unten abzugeben.«
    Heiner
Braun mußte lachen. »Sie erinnern mich an eine junge Dame, mit der ich vor
vielen Jahren zusammengearbeitet habe.«
    Sie sah
ihn verblüfft an. »Man sagte mir, daß ich die erste Frau bin, die in Frankfurt
in den Polizeidienst eintritt.«
    »Die
junge Dame, von der ich spreche, war genötigt, sich in einen jungen Mann zu
verwandeln. Und es hat vier Jahre gedauert, bis ich es gemerkt habe.«
    »Sie
haben sie dafür bewundert.«
    »ja«
    »Lassen
Sie mich raten: Die Kaffeetassen sind von ihr.«
    »Wie...?«
    »Sie
gehen so sorgsam damit um, als ob sie eine besondere Bedeutung für Sie hätten. Was
ist aus Ihrer heimlichen Mitarbeiterin geworden?«
    »Kommissar
Biddlings Gattin.«
    »So
etwas Dummes passiert mir nicht!«
    »Was,
bitte, ist daran dumm, wenn zwei Menschen
    »Nichts!«
fiel ihm Laura ins Wort. Sie nahm ihren Mantel und ihren Hut. Heiner schloß die
Tür ab und legte den Schlüssel auf den Rahmen. Laura folgte Heiner bis zur
Treppe und setzte sich wieder auf die Bank.
    Heiner
lächelte. »Sie werden vergebens warten, Fräulein Rothe.«
    »Lassen
Sie das bitte meine Sorge sein.«
    »Es
gibt eine Art von Mut, die der Starrköpfigkeit recht nahe kommt, gnädiges
Fräulein. Ich wünsche Ihnen viel Glück.«
    Sie
schluckte. »Könnten Sie mir vielleicht ein gutes Zimmer empfehlen? Allerdings
... Es dürfte nicht allzu teuer sein. Meine Mittel sind begrenzt.«
    »Wenn
Sie keine besonderen Ansprüche an den Komfort stellen, fragen Sie im
Rapunzelgäßchen 5.«
    »Ich
lege Wert auf ein untadeliges Haus.«
    »Für
den Leumund der Wirtin verbürge ich mich.«
    »Ach
ja?«
    »Sie
ist meine Frau.«
    Bevor
Laura etwas erwidern konnte, war er gegangen.
     
    Kapitel
2
     
    Freitag,
26. Februar 1904
    Abendblatt
    Frankfurter
Zeitung   und Handelsblatt
     
    Raubmord
auf der Zeil.
      Eine allgemein
bekannte und beliebte Persönlichkeit, der Inhaber der Pianofortefabrik Lichtenstein,
Hermann Richard Lichtenstein, wurde heute Mittag zwischen 12 und 1 Uhr in
seinem Bureau, Zeil 69, ermordet aufgefunden. Es liegt nach den bisherigen
Anzeichen ohne Zweifel ein Raubmord vor, der mit frechster Verwegenheit im
belebtesten Teil der Stadt zur Zeit des stärksten Verkehrs verübt worden ist.
    Beobachtungen
des Physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M.
     
    26.Febr..      7 Uhr Mrgs.               
    Barometer (mm):         756,7
    Thermometer
(in Cels.):        -3,3
    Gradd. Bewölkung (0-10):      5
    da. 2 Uhr Nachm.           
    Barometer (mm):         755,4
    Thermometer
(in Cels.):           -1,4
    Gradd. Bewölkung (0-10):        1
     
    V ictoria Biddling drehte sich vor dem Spiegel, prüfte den Sitz
ihres Hutes und zupfte sich eine Locke in die Stirn. Ihre Zofe Louise half ihr
beim Anziehen des pelzbesetzten Mantels. »Welchen Schirm soll ich Ihnen
bringen?«
    »Den
dunkelbraunen.«
    Die Tür
flog auf, und ein junges Mädchen stürmte herein. »Kommst du, Mama? Der Kutscher
wartet schon!«
    Victoria
bemühte sich um einen strengen Gesichtsausdruck. »Sei nicht so ungeduldig!«
    Flora
Henriette Biddling stellte sich neben ihre Mutter und
    lachte
ihr Spiegelbild an. »Ich bin ja so gespannt, was Papa heute abend sagt, wenn er
mein Hündchen sieht!«
    »Dein
Hut sitzt schief«, sagte Victoria tadelnd.
    »Das
ist mir gleich!« Flora raffte ihren Rock hoch und drehte sich im Kreis, daß
ihre blonden Locken tanzten. »Ich bekomme ein Hündchen, ein klitzekleines
Hündchen, ganz für mich allein!«
    Victoria
verzog das Gesicht. Die Idee ihrer Schwester Maria, Flora zum Geburtstag einen
Hund zu schenken, fand sie genauso unmöglich wie ihr Getue um diesen Hundezüchter. Wenn du ihn erst kennengelernt hast, wirst du mir zustimmen, liebste
Schwester: Karl Hopf ist ein faszinierender Mensch -und Mann. Dabei
lächelte sie in einer Art, die Victoria nicht ausstehen konnte. Aber weil sie
ihrer Tochter die Freude nicht verderben wollte, enthielt sie sich jeden
Kommentars. Louise reichte ihr den Regenschirm und einen zur Farbe des Kleides
passenden Beutel. Flora lief zur Tür und stieß beinahe mit ihrer Schwester
Victoria Therese zusammen.
    »Langsam,
Florchen«, sagte sie lächelnd. »Du kommst schon noch früh genug nach
Niederhöchstadt.«
    Flora
küßte sie auf die Wange. »Ich freu' mich ja so, Vicki! Schade, daß Papa nicht
mitfahren kann.«
    »Bist
du fertig?«

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