HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
Bauch.
Nachdem Bettina ihm vom selbst gemachten frischen Flammkuchen vorgeschwärmt hatte, lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Sie bestellten zwei Portionen bei der Bedienung, eine Weinschorle für Bettina und ein Bier für Kaltenbach. Danach genossen sie das Ambiente im Innenhof des Gutes. Bernd blieben Bettinas neugierige Seitenblicke nicht verborgen. Doch er ließ sie beginnen und schwieg.
„Also gut“, machte sie schließlich den Anfang. „Der Job treibt dich also nach Enkirch? Hätte ich mir nach all den Jahren auch denken können. Die Sehnsucht nach mir wird es wohl kaum gewesen sein.“ Ihre Stimme klang verbittert.
Er grinste verkniffen, denn der Vorwurf war ihm unangenehm. „Erzähl zuerst von dir: Warum arbeitest du im Gemeindeamt?“ Er erinnerte sich daran, dass Bettina eine begnadete Malerin war. Vielleicht gelang es ihm so, sie von ihren Vorwürfen abzubringen und sie ein wenig aufzuheitern. Bettina hatte damals eine kleine Galerie in Trier geführt. „Hast du die Galerie in Trier nicht mehr?“
Sie schüttelte den Kopf. „Kunst ist wohl nicht so angesagt zur Zeit. Die Leute müssen sparen und investieren ihr knapp gewordenes Geld in wichtigere Dinge als in Bilder, die sie sich in ihre Wohnung oder ihr Haus hängen können. Wie sagt man immer so schön? Kunst kann man nicht essen, und ich konnte irgendwann nicht mehr davon leben. Also hab ich die Reißleine gezogen, bevor es zu spät war. Frau Conradi, die seit vielen Jahren im Gemeindeamt gearbeitet hatte, ging in den Ruhestand, und die Stelle wurde frei. Da habe ich zugeschlagen. Nun vermittele ich den Touristen Zimmer und Ferienwohnungen, erledige den anfallenden Bürokram und war die rechte Hand des Ortsbürgermeisters.“
Die Bedienung brachte die Getränke; sie prosteten sich zu und tranken schweigend.
Kaltenbach war nicht entgangen, dass Bettinas grüne Augen feucht schimmerten. Er hatte Bettina, seine Jugendliebe, als taffe Frau in Erinnerung gehabt. Und nun schien sie dem Verkauf ihrer Galerie nachzutrauern.
„So schlimm?“, fragte er ein wenig hilflos.
Bettina nickte stumm und kämpfte gegen die Tränen an. Eine Kellnerin trat an den Tisch und brachte das dampfende Essen. Sie wünschte ihnen freundlich einen guten Appetit und verschwand wieder.
Kaltenbach hasste Sentimentalitäten. Damit konnte er nur schwer umgehen. Und dass Bettina hier und jetzt weinte, ging ihm näher als ihm lieb war. Ihre letzten Sätze gingen ihm durch den Kopf. „Moment“, rief er dann. „Warum sagtest du, du warst die rechte Hand des Ortsbürgermeisters?“
„Er ist tot“, antwortete Bettina leise und nestelte an der Papierserviette herum. „Ermordet. Gestern hat man ihn erschossen. Und ich habe seine Leiche gefunden.“ Aus ihrem hübschen Gesicht war jede Farbe gewichen. „Er sah so schrecklich aus, wie er da im Boot gelegen hat.“
„Das musst du mir erklären“, sagte Kaltenbach, mehr, um überhaupt etwas zu sagen.
Bettina berichtete ihm vom kaltblütigen Mord an ihrem Vorgesetzten, und Bernd unterbrach sie kein einziges Mal.
„Hat die Polizei den Mörder schon gefasst?“, fragte er, nachdem sie ihre Ausführungen beendet hatte.
Wieder schüttelte sie den Kopf. „Nein“, sagte sie leise. „Es war doch erst gestern.“
„Hm.“ Bernd nickte und griff zum Besteck. Auch wenn ihm die Geschichte an die Nieren ging – der Hunger war geblieben. Gierig machte er sich über den Flammkuchen her. Bettina sah ihm zu, lächelte zaghaft, rührte ihr Essen aber nicht an.
„Und was ist mit dir?“, fragte sie leise. „Was willst du hier? Bist du immer noch der einsame Wolf, der überall herumstreicht und Bindungsängste hat?“
Kaltenbach schüttelte den Kopf. „Stichwort Trinkwasserversorgung im Dorf.“ Er beobachtete sie genau und achtete auf jede Regung in ihrem Gesicht. „Es stimmt doch, dass der Ort sein Trinkwasser aus dem Ahringsbach bezieht, oder?“
„Ja“, nickte sie. „Das stimmt.“ Sie fummelte nervös an der Tischdecke herum und kaute auf der Unterlippe.
„Was weißt du davon?“, fragte Kaltenbach.
„Erst will ich deine Version hören“, entgegnete sie ein wenig zu schnell.
„Die gibt es nicht – noch nicht. Ich habe von den Kollegen erfahren, dass hier einiges im Argen liegt. Man hat mich gebeten, die Stimmung in Enkirch einzufangen. Ich weiß, dass Bewohner tote Fische im Bachlauf gefunden haben und sich Sorgen gemacht haben. Und ich weiß, dass einige Bürger den Verdacht haben, dass die
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