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HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Abzweig der L 193 drosselte er das Tempo wieder. Nun lag das Flughafengelände vor ihm. Das Areal der ehemaligen Air Base erstreckte sich von der Ortschaft Scheid im Süden über Leutzenbach im Osten bis Hahn im Nordwesten, dem Ort, der dem Flughafen schließlich zu seinem Namen verholfen hatte. Während er am Flughafengelände vorbeifuhr, wurde ihm bewusst, dass der Hahn ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region war. So wichtig, dass einige der Verantwortlichen sogar über Leichen gingen?
    Er konnte es sich nicht vorstellen, doch im Augenblick deutete vieles darauf hin.
    Wie Kaltenbach verwundert feststellte, hatte sich seit seinem letzten Besuch im Hunsrück die Verkehrsführung geändert – wahrscheinlich wollte man dafür Sorge tragen, dass der Flughafen besser erreichbar war. Imposant fand er hingegen die Größe der ehemaligen Hahn Air Base. Nachdem er sich bei Kappel auf die Hunsrückhöhenstraße eingeordnet hatte, passierte er Bell, das schon von Weitem mit einem großen Hinweisschild für den Freizeitpark warb und rechter Hand den Schinderhannes-Radweg, der von Simmern über Bell und Kastellaun nach Emmelshausen führte.
    Als er Kastellaun erreichte, verspürte Kaltenbach Hunger. So beschloss er, zunächst etwas zu essen, bevor er weitermachte. Mit vollem Magen ließ sich bekanntlich besser denken. Auf seiner Runde durch den Ort versuchte er sich an das zu erinnern, was er über das 5.000-Seelen-Städtchen wusste. Viel war es nicht. Der Begriff Burgstadt war allgegenwärtig, und viele Bewohner arbeiteten in der Tourismus-Branche oder waren am örtlichen Bundeswehrstandort stationiert. Er drehte in gemächlichem Tempo eine Runde durch die historische Ortsmitte und parkte die Honda schließlich am Marktplatz mit Blick auf die Burg. Nachdem er den Helm im Koffer verstaut hatte, suchte er sich einen freien Tisch in einem der Straßencafés und orderte bei der Bedienung, einem blutjungen Ding unter zwanzig, ein frisch gezapftes Bier und eine Portion Bratkartoffeln mit Rührei. Danach zog er das Handy aus der Tasche und wählte Sabine Wellershoffs Nummer. Sie meldete sich schon nach dem zweiten Freizeichen.
    „Was weißt du über Manderscheids Familie?“, kam er ohne Umschweife auf den Grund seines Anrufes.
    „Kinder gab es keine, aber man sagte beiden nach, dass sie zu Lebzeiten notorische Fremdgänger waren.“
    „Könnte sich dahinter ein potentieller Mörder verbergen?“
    „Du meinst, Rudolf Manderscheid ist aus Eifersucht umgebracht worden?“ Als Kaltenbach nichts erwiderte, setzte Sabine nach: „Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Kripo das damals durchleuchtet hat. Aber der Verdacht liegt ja auch nahe. Die Ehe der beiden bestand nur noch auf dem Papier, verheiratet war man nur wegen der Leute und der Firma. Den Eindruck einer trauernden Witwe hatte ich jedenfalls nicht von Beatrice Manderscheid.“
    Die Kellnerin brachte Bier und das Essen, wünschte ihm einen guten Appetit und verschwand.
    „Ihre Adresse hast du nicht zufällig noch irgendwo rumfliegen?“, ging Kaltenbach kauend in die Offensive.
    Sabine Wellershoff lachte am anderen Ende der Leitung. „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.“
    Er erwiderte nichts und hörte stattdessen, wie sie eine Computertastatur bearbeitete. Ein paar Mausklicks später hatte sie die gesuchte Datei gefunden und nannte ihm die Anschrift von Beatrice Manderscheid. Bettina hatte recht – sie hatte sich nach dem Ableben ihres Gatten eine Eigentumswohnung in Kastellaun gekauft, in der sie offensichtlich heute noch lebte. Bernd Kaltenbach bedankte sich brav. Er legte das Besteck zur Seite und spülte mit einem Schluck Bier nach.
    „Bernd?“
    „Ja?“
    „Bitte sei vorsichtig.“ Ihre Stimme klang ernst und hatte die Leichtigkeit, die er sonst von ihr kannte, verloren. Unwillkürlich fragte sich Kaltenbach, wie tief sie in die Geschichte von damals involviert war.
    „Versprochen. Was weißt du wirklich über den Mord an Manderscheid?“ Er hatte die Stimme gesenkt. Die Leute an den Nebentischen mussten nicht unbedingt mitbekommen, worüber er sich mit seiner alten Freundin unterhielt.
    „So gut wie nichts“, seufzte Sabine. „Aber ich mache dir einen Vorschlag: Wir gehen heute Abend zusammen essen, dann erzähle ich dir alles was ich weiß.“
    Kaltenbach zog hörbar die Luft durch die Nase ein. Nun wurde es kompliziert.
    „Ganz zwanglos, versteht sich. Der alten Zeiten wegen, nicht mehr und nicht weniger.“
    „Selbstverständlich.“

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