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HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Internetz, sondern gleich auch den ganzen Computer mitgenommen. Und Frau Manderscheid in diesem Abwasch gleich ins Jenseits geschickt. So gingen Telefongesellschaften also heute mit Kundenreklamationen um.

ACHT
    Udo Reuschenbach hasste Brandermittlungen. Abgesehen davon, dass er eine panische Angst vor Feuer hatte, war es oft müßig, mit den Kriminaltechnikern vom K 6 in abgebrannten Ruinen herumzulaufen und vergeblich nach verwertbaren Spuren zu suchen. Der Mief nach Ruß und Qualm hing einem den ganzen Tag in den Klamotten, und auch ausgiebiges Duschen half nur selten, die Nase wieder freizubekommen. Und das ausgerechnet heute, wo er sich einen romantischen Abend mit Larissa erhofft hatte. Ob sie seine Nähe mit dem penetranten Qualmgeruch schätzen würde, wagte er zu bezweifeln. Sie hasste den Geruch von Rauch in jeglicher Form – ein Grund, weshalb er sich Zigaretten abgewöhnt hatte, nachdem er mit ihr zusammengezogen war. Sogar der Grillgeruch hielt sie von einem saftigen Steak ab, und so verlagerte Udo seine Grillabende auf Kaltenbachs Bauernhof, wo sie in unregelmäßigen Abständen zum Grillgut das eine oder andere Bier vernichteten und über den Sinn des Lebens philosophierten. Egal – in diesem Moment sah Udo seinen gemeinsamen Abend mit Larissa in weite Ferne rücken, und dieser Umstand ließ seine Stimmung in den Keller sinken.
    Doch das alles interessierte die Staatsanwaltschaft reichlich wenig. Es galt, die seltsame Brandserie aufzuklären, bevor es ein Opfer zu beklagen gab und ein Mensch in den Flammen starb. Bislang hatte es nur Sachschäden gegeben – schlimm genug zwar, aber die waren zum größten Fall von der Versicherung abgedeckt. Im Fall der abgebrannten Schreinerei war den Kollegen vom Einsatz-Streifendienst ein eingeworfenes Fenster in einem der angrenzenden Büros aufgefallen, was den Verdacht auf Brandstiftung hatte aufkommen lassen. Und damit war Udo am Zug. In einem von Ruß geschwärzten Overall kämpfte er sich mit den Brandursachenermittlern durch die Überreste des Handwerksbetriebs. Ein erleichtertes Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, als er das sanfte Vibrieren in der Brusttasche spürte.
    „Telefon – ich muss kurz raus“, rief er den Kriminaltechnikern erleichtert zu und machte, dass er aus der Ruine kam. Die Sonne blendete ihn, als er sich eilig die dünnen Handschuhe abstreifte und das Handy aus der Tasche angelte. Die frische Luft tat ihm gut, und er atmete tief durch. Auf der Mosel zog ein Ausflugsdampfer mit bunten Fähnchen seine Bahn in Richtung Deutsches Eck.
    Er fummelte einen Cox Orange aus der Jackentasche, wischte die Schale am Saum seines T-Shirts ab und biss hinein. Als Udo die Augen schloss, schmeckte er das saftige Aroma von einem Bratapfel zur Weihnachtszeit. Fast wie damals, als er noch ein Kind gewesen war und Mutter in der kalten Jahreszeit einen Bratapfel im Backofen zubereitet hatte.
    Udos Laune schlug um, als er sah, dass Kaltenbach schon wieder anrief.
    „Nein“, knurrte er. „Ich habe noch nichts erreicht, wenn du mich wegen der Anrufrückverfolgung nerven willst.“ Als Kaltenbach nichts erwiderte, fügte er hinzu: „Allerdings weiß ich inzwischen, dass man dich von einem Prepaid-Handy aus angerufen hat. Das wird eine harte Nuss, herauszufinden, wer dahintersteckt. Ich muss dir nicht sagen, dass man diese Dinger auf jedem Flohmarkt kaufen kann und sich das Volk einen Dreck darum schert, die Vertragsdaten dem Provider mitzuteilen. Allerdings, und das ist die gute Nachricht, steht fest, dass der Anruf in Roßbach abgesetzt worden ist. Man hat dich also bis zu deiner Haustür verfolgt und dann angerufen, um dich einzuschüchtern. Komische Sache, und ich an deiner Stelle würde mir ernsthaft überlegen, ob ich nicht Anzeige erstatten würde. Aber das musst du wissen, und wie ich dich kenne …“ Udo stutzte. Während er ohne Punkt und Komma redete, hüllte sich sein Freund in Schweigen. „Sag mal“, rief er in das Telefon, „sag mal, hörst du mir überhaupt zu?“
    „Endlich hältst du mal die Fresse.“
    „Wie bitte?“ Udo glaubte sich verhört zu haben. Mitunter legte sein Freund eine seltsame Art an den Tag, Dankbarkeit zu zeigen. Dafür hatte er ihm einen Gefallen getan, eine Anrufrückverfolgung ohne grünes Licht von Richter und Staatsanwaltschaft durchzuführen? Er war empört.
    „Ich bin froh, dass du mal Luft holst“, vernahm er Kaltenbachs Stimme am anderen Ende der Leitung. „Udo, versteh das nicht falsch – ich

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