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HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Kaltenbach überlegte. Einerseits freute er sich auf den gemeinsamen Abend mit Bettina, andererseits wollte er auch endlich im Fall weiterkommen. Mit ihrem Vorschlag hatte Sabine ihn völlig überrumpelt. „Heute geht nicht – leider. Männerabend mit Udo, weißt du.“
    „Ja klar. Ihr geht saufen – kein Thema. Ich habe Zeit, Bernd.“ Obwohl sie lachte, klang sie gekränkt. „Du willst schließlich was von mir wissen. Also meld dich einfach, wenn du Lust und Zeit hast!“
    Bevor Kaltenbach etwas erwidern konnte, hatte sie aufgelegt. Sabine hatte sich in all den Jahren nicht geändert. Nun wusste er, warum er sich damals von ihr getrennt hatte. Er stierte noch einen Moment auf das Handy, verstaute es dann wieder in seiner Tasche, leerte sein Bier und winkte der Kellnerin. Der Hunger war ihm vergangen. Es gab viel zu tun, da war kein Platz für Gefühlsduseleien und private Bedürfnisse. Während er die Zeche bezahlte, erkundigte er sich nach dem Weg zur Daniel-Meisner-Straße.
    Die Straße, in der Beatrice Manderscheid wohnte, lag nur ein paar Minuten vom Ortskern entfernt, und so entschloss sich Kaltenbach, einen Fußmarsch einzulegen. Sein Weg führte am Restaurant Rehberg vorbei, einem fast mediterranen Neubau, dessen Eingang von weißen Säulen flankiert war.
    Das Haus lag gleich am Anfang der Daniel-Meisner-Straße und war nicht viel älter als zehn Jahre. Für Kaltenbachs Geschmack ein wenig zu modern, doch er musste hier nicht wohnen und würde am Abend wieder in sein verschlafenes Nest im Wiedtal fahren, wo sein zweihundert Jahre alter Bauernhof auf ihn wartete.
    Ein wenig unschlüssig stand er vor der Haustür und legte sich auf die Schnelle eine Strategie zurecht.
    „Sind Sie der Mann von der Telefongesellschaft, der zur der Frau Manderscheid will?“ Die alte Dame musterte ihn mit vorwurfsvollem Blick. Sie stellte den Hackenporsche, den sie aus dem Hausflur gezogen hatte, ab und hielt ihm die Türe auf.
    „Na kommen Sie schon, junger Mann. Immer rein in die gute Stube, aber erwarten Sie nicht, dass die Frau Manderscheid gute Laune hat – immerhin kommen Sie zwei Tage zu spät!“
    „Ist das so?“, fragte Kaltenbach, mehr, um Zeit zu gewinnen, und schielte auf das Klingelbrett neben der Tür. Sechs Namen standen dort, das Schild mit der Aufschrift „B. Manderscheid“ fand er ganz oben.
    Na prima, dachte er, hoffentlich gibt es einen Aufzug. Hochhäuser machen mich krank.
    „Natürlich.“ Die Alte nickte. „So ist das heute: Wenn der Computer nicht funktioniert, dann ist Holland in Not. Früher …“, sie machte eine wegwerfende Handbewegung, „früher gab es ja gar keine Computer. Allenfalls Radio. Und Fernsehen, drei Programme: Erstes, Zweites, und Südwestfunk. Und heute ist gleich Notstand, wenn das Internetz mal nicht funktioniert.“ Sie schüttelte den Kopf. „Schlimm ist das. Ich sag Ihnen was, junger Mann: Es dauert nicht mehr lange, und man kann einkaufen, in diesem Internetz. Schrecklich. Wie soll man denn da mal ein nettes Wort miteinander reden können?“ Sie musterte den hoch gewachsenen Kaltenbach. „Ich sag Ihnen noch was: Es wird immer schlimmer, die Menschheit wird fauler, träger und immer fetter. Wir brauchen das Haus nicht mehr zu verlassen, weil dieses Dings alles für uns erledigt.“
    „Dieses Dings?“ Kaltenbach runzelte die Stirn. Die alte Frau sprach in Rätseln.
    „Na, dieses Internetz. Ich war einmal am Computer, und es hat keine fünf Minuten gedauert, da hab‘ ich es kaputt gemacht, das Internetz. Nee, die moderne Technik, das ist alles noch nicht so ausgereift, junger Mann.“
    Bernd Kaltenbach grinste ein wenig unbeholfen, während die alte Dame ihn aufmunternd anlächelte.
    „Aber nun“, sprach sie mit einem Augenzwinkern, „nun ist ja alles gut. Jetzt sind Sie ja da und können Frau Manderscheid ihr Internetz wieder reparieren. Gehen Sie mal gucken, ach so, sie wohnt ganz oben!“
    „Ich nehme den …“, versuchte sich Kaltenbach zu retten, doch die Alte schüttelte den Kopf.
    „Nehmen Sie nich‘, ha‘m wir nämlich nicht. Aufzug war nicht mehr drin, als das Haus gebaut wurde. Sie müssen wohl oder übel Treppen steigen. Aber Sie sind ja noch jung und schaffen das.“ Das Mütterlein griff nach ihrem Einkaufswagen. „So“, sagte sie. „Und nun entschuldigen Sie mich, aber ich muss wirklich los. Sonst hätte ich wirklich noch gerne mit Ihnen geplaudert.“ Sie nahm ihren Hackenporsche und marschierte los.
    Kaltenbach stand in der

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