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Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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Prinzip die Unwahrheit sagen würden. Ich schlich mich heran, um einen rauhbeinigen alten Polypen zu belauschen, der mit einem leicht beschwipsten Anzugträger sprach.
    »Es war ’n Haufen Biker, Officer.«
    »Was für Biker?«
    »Ich weiß nicht. Gibt’s denn verschiedene Arten?«
    »Haben Sie irgendwelche Abzeichen auf ihren Jacken gesehen, Sir?«
    »Abzeichen?«
    Der Bulle seufzte und erspähte dann einen angetrunkenen Jugendlichen, der Anstalten machte, sein Wasser ins Feuer abzuschlagen. Er holte lässig mit einer an einen Schinken erinnernden Faust aus und verpaßte dem Halbwüchsigen einen Schlag, der diesen auf den Boden knallen ließ, wo er, benommen und mit offenem Hosenschlitz, wie ein auf den Rücken gefallener Käfer liegen blieb. Niemand machte sich die Mühe, ihm aufzuhelfen, doch die Nachzügler wichen ein Stück zurück. Ohne auf die entsetzten Mienen der Bürger zu achten, soufflierte der Polyp dem Zeugen: »Abzeichen, Sie wissen schon, der Name ihres Clubs.«
    »Nein, ich habe nichts bemerkt. Es ging alles zu schnell.«
    Resigniert steckte der Polizist sein Notizbuch weg. »Hat sonst jemand irgend etwas gesehen?« fragte er die Menge.
    Die Frage wurde mit einem dumpfen Murren begrüßt. »Wer ist der Besitzer?« brüllte der Polyp.
    Luther, der gerade den Feuerwehrhauptmann ausfragte und gelassen die Löscharbeiten verfolgte — er war darüber hinaus, jammernd die Hände zu ringen — , riß sich los und kam nach vorn.
    »Mr. Huck«, sagte der Polizist. »Nein, so was aber auch. Warum sollte jemand Ihr schönes Auto in die Luft jagen wollen, Mr. Huck?«
    Neugierig trat ich näher. Der andere Bulle versuchte mich wegzuwinken, doch Luther beharrte darauf, daß ich blieb.
    »Mein Anwalt«, sagte er. Nach einer flüchtigen Überprüfung, um sicherzustellen, daß ich keiner ihrer Erzfeinde war, würdigten mich die Polizisten keines Blickes mehr.
    Im Schein des nun endgültig den Flammentod gestorbenen Trans Am hörte ich zu, wie Luther den Bullen erzählte, daß er keine Ahnung habe, wem daran gelegen sein könne, sein Auto zu zerstören. Er sei im Ridge als Rausschmeißer angestellt, erklärte er geduldig, und habe im Laufe der Jahre eine Menge Leute vor die Tür gesetzt: Es handle sich womöglich um einen Racheakt.
    Die Polizei von Kings Cross kannte Luther und wußte über seine Lebensumstände Bescheid. Ronny Backenridge, sein Chef im Ridge, war ein notorischer Gauner und stand in dem dringenden Verdacht, alternde Gebäude abzufackeln, um den Versicherungsbetrag einzukassieren. Die Beamten hielten das Ganze vermutlich für eine fehlgeschlagene Geldbeschaffungsaktion von Backenridge. Obwohl sie höflich zuhörten, hatten sie nicht die Absicht, nach dem Täter zu fahnden. Sie würden zurück aufs Revier fahren und sich einen Ast lachen. Außerdem hatten sie zur Zeit einen wirklichen Pyromanen am Hals. Das Wissen um all dies war für Luthers Gemütszustand nicht eben förderlich.
    Schließlich forderten die Polizisten alle Anwesenden dazu auf weiterzugehen, da sie sie sonst wegen Behinderung des Straßenverkehrs — oder vielleicht waren es auch die Wege der Justiz — festnehmen würden, und fuhren mit quietschenden Reifen davon. Die Feuerwehrleute packten zusammen. Luther warf dem entweihten Trans Am einen letzten Blick zu, um ihm den Abschied zu entbieten; dann beorderte er mich mit einem knappen Kopfnicken ins Ridge.
    Der Club wirkte in dem schummerigen Licht billig und heruntergekommen; die Vergoldungen splitterten ab, die Samtvorhänge fransten, und die Tapeten und Teppiche dünsteten einen penetranten Geruch nach Kippen und Alkohol aus. Nachdem uns Luther einen Scotch eingeschenkt hatte, setzten wir uns auf eine Polsterbank.
    »Du warst vor Ort«, sagte er. »Hast du gesehen, wer’s war?«
    »Ich möchte vor Gericht keinen Eid darauf ablegen — es ging alles viel zu schnell — , aber ich bilde mir ein, ich hätte kurz Emmetts häßliche Fratze gesehen.«
    Luthers Blick schien in die Ferne zu schweifen, und er sagte leise: »Diese Dreckschweine.«
    Ich räumte den Hunnen nicht allzu viele Chancen ein. Je leiser Luther wurde, desto ernster war es ihm.
    Luthers Wut verwandelte sich nach mehreren Doppelten in Selbstmitleid, so daß ich zwar nicht vertrimmt, dafür aber bis zum Anschlag vollgelabert wurde. Er sprach von dem Trans Am wie von einem kürzlich verschiedenen Familienmitglied. Ich bekam seine ganze Lebensgeschichte zu hören; wie er ihn in irgendeiner Werkstatt in den Vororten

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