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Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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die Arbeiter sei, in der Rezession über die Runden zu kommen, seine Frau runterputzte, weil sie schwanger geworden war und ihm ihre Sklavendienste verweigerte, und darüber herzog, wie undankbar sich Tracy nach allem zeigte, was er für sie getan habe.
    An diesem Punkt riß mir die Geduld, und ich rief dazwischen: »Wie ihr ab und an ’n Veilchen zu verpassen, eh, Lance?«
    »Es war zu ihrem eigenen Besten. Jan hat Tracy total verwildern lassen, als der Vater des kleinen Miststücks stiften gegangen ist. Sie hat immer pampige Antworten gegeben. Und außerdem hab ich sie sowieso nie angerührt. Wenn sie das behauptet, lügt sie.«
    »Erzähl mir doch keinen Scheiß«, sagte ich. »Ich war in Armidale. Ich hab das blaue Auge gesehen.«
    »Was schert ’n dich das überhaupt?« sagte er. »Bist du irgend so ’n alter Perversling, oder was?«
    Das schlug dem Faß den Boden aus. Es war einfach unmöglich, vernünftig mit diesem Vollidioten zu reden. Ich sprang auf, packte sein dreckiges T-Shirt, hievte ihn hoch und begann ihn in Richtung Tür zu schleifen. Lance schrie wie am Spieß und trat mit den Füßen um sich, und jemand in der Nachbarwohnung hämmerte an die Wand. Bald würden die Bullen da sein.
    Während ich mit dem Schloß kämpfte und Lance festzuhalten versuchte, öffnete sich die Tür. In dem Getöse hatte ich den Schlüssel nicht gehört. Es war Tracy, in der Begleitung von Blush. Wir beide hatten Blush — eine Tänzerin in einer berühmten Transvestitenrevue — kennengelernt, als ich den Mörder ihrer Freundin Paula Prince jagte, der hermaphroditischen Vorsitzenden der Hurengewerkschaft.
    Tracy klappte die Kinnlade runter. Ich ließ Lance fallen, der auf den Boden plumpste, sich dann aber aufsetzte, um seine Stieftochter anzustarren. Ich muß zugeben, daß ich auch ein bißchen starrte. Tracy trug einen knallengen schwarzen Body, Netzstrümpfe, die von einem Strapsgürtel aus schwarzer Spitze gehalten wurden, und hochhackige Pumps mit Pfennigabsätzen. Ihr Gesicht war so bemalt, daß es wie das einer Katze aussah, Schnurrhaare mit einbegriffen, und von ihrem keck-kessen Hintern baumelte ein langer Schwanz herab. Ihr platinblondes Haar war mit Gel an den Kopf geklatscht und nach unten gekämmt wie das eines Vamps in den Filmen aus den Dreißigern.
    »Lance«, quiekste diese kleine Mieze.
    Blush prunkte in Goldlame und hatte ein Dekollete, das den Gesetzen der Schwerkraft hohnsprach und ein ganzes Stück bis unter den Nabel reichte. Ihr abwegig rotes Haar war zu einer Lockenmähne à la Dolly Parton auftoupiert, und sie trug mehr Kriegsbemalung als Sitting Bull.
    »Das ist also Lance«, sagte Blush, während sie ihm die rassiermesserscharfe Spitze ihres goldenen Stöckelschuhs sachlich-kühl in den Oberschenkel stieß.
    Lance sprang auf und stürzte auf Tracy zu. Ich wehrte ihn ab, drehte ihn herum und führte ihn wieder zu seinem Stuhl. »Hinsetzen!«
    Er versuchte aufzustehen, und ich schubste ihn zurück.
    »Ach, jetzt hör schon endlich auf, Lance, du blöder Scheißer, du«, sagte eine gelangweilte Stimme: Es war die von Tracy.
    Das Gesicht von Lance nahm einen seltsamen Ausdruck an, und er sank in sich zusammen. Er hatte diesen Tonfall noch nie aus dem Mund von Kleintracy gehört, und ich ebenfalls nicht. Der Anblick ihres dreckigen, betrunkenen und von jemand so Nutzlosem wie mir überwältigten Feindes hatte für das Selbstvertrauen des Mädchens Wunder gewirkt.
    »Was ist das eigentlich für ein Aufzug?« fragte ich, als sie sich auf die Couch fallen ließ.
    »Wir waren auf dem Sleaze Ball und haben uns den Arsch abgetanzt«, rief Blush aus der Küche, wo sie sich gerade am Kühlschrank bediente und eine Dose Bier herausnahm. Die Augen von Lance schwenkten zur Küchentür, aber als er die aufgedonnerte Blush darin auftauchen sah, schien es ihm die Sprache zu verschlagen. Blush kann manchmal so sein.
    »Ihr seid früh zurück«, sagte ich.
    »Na ja, Nick... äh, das ist mein Freund... ging’s nicht so gut.«
    »Hat ’n bißchen zuviel Ecstasy eingeworfen, willst du wohl sagen?« fragte ich unfreundlich.
    Tracy schenkte mir keine Beachtung. »Drum ist er heim.«
    »Er war jenseits von Gut und Böse«, sagte Blush. »Wir hatten höllische Schwierigkeiten, ihn in ein Taxi zu verfrachten.«
    Tracy konterte. »Und Blush hat niemanden aufgerissen, also haben wir uns auch verdrückt.«
    Der Sleaze Ball war eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse in der homosexuellen Szene von Sydney. Er

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