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Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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allerdings. Es war eine Vincent Black Shadow mit einem 1000 V-Motor. Ein Klassiker. Ich mußte einmal damit fahren. »Hey, Luther, laß uns ’ne Runde drehen.« Eisiges Schweigen machte sich breit. »Komm schon, hab dich nicht so. An den Kragen geht es uns früh genug.«
    Ich war mehr oder minder darauf gefaßt, daß mich Luther für den despektierlichen Versuch, seinen Soziussitz als Unterlage für meinen unwürdigen Steiß zu benützen, mit einem Spitz aus der Garage befördern und auf die Straße werfen würde, aber er willigte ein. Ich hatte an irgendeine Saite gerührt. Vielleicht war er einsam. Wenn man sein Geld damit verdient, Leute durch die Gegend zu prügeln, werden intime Kontakte eher zur Seltenheit; er hatte wahrscheinlich schon seit Jahren mit niemandem mehr am frühen Morgen einen Ausritt gemacht.
    Ich ließ es darauf ankommen und fragte ihn, ob er einen Helm übrig hätte. Er warf mir einen seiner mitleidigen Blicke zu. Ich ließ mich auf den Sitz sinken und kam mir wie der letzte Trottel vor. Wozu sich auch groß Sorgen machen? Wenn ich nicht getötet oder in einen sabbernden Fleischklumpen verwandelt wurde, war das Schlimmste, was passieren konnte, ein Bußgeldbescheid. Und selbst das war unwahrscheinlich. Angesichts seines Whiskypegels würde Luther bei einer Kontrolle vermutlich voll durchstarten. Und wenn uns die Bullen schnappten, würde der Richter unter Verweis auf die in unserem Alter auch bei Männern einsetzenden Wechseljahre auf verminderte Schuldfähigkeit erkennen und uns gegen Kaution freilassen. So wenigstens die verworrenen Gedanken, die mir zu diesem Zeitpunkt durchs Hirn geisterten.
    Draußen graute der Morgen, und es war ein bißchen frisch. Wir rasten durch menschenleere Straßen und die in tiefem Schlummer daliegenden Vororte nach Coogee hinaus, wo wir auf einem Parkplatz am Strand haltmachten und zusahen, wie über dem Pazifik die Sonne aufging. Wir schwiegen; ich dachte daran, wie selten ich dazu kam, Zwiesprache mit der Natur zu halten, und Luther trauerte ohne Zweifel seinem Auto nach.
    Dann wieder heim, durch den Frühschichtverkehr. Die Geschwindigkeit war erregend, aber die ganze Episode bewirkte, daß ich mich alt fühlte und in leichte Betrübnis versank. Es war nicht so, daß ich aufgehört hatte, Dummheiten zu machen, bloß Dummheiten, bei denen man Spaß hatte.
    Als mich Luther vor meiner Wohnung absetzte, machte er keinen so angespannten Eindruck mehr. Die Suche nach dem nächsten perfekten Auto würde ihn an vielen einsamen Wochenenden beschäftigt halten, und der Trans Am war bestimmt bis zum Gehtnichtmehr versichert.
    Ich stieg von dem Motorrad und machte den Mund auf, aber bevor ich irgend etwas vorhersehbar Banales sagen konnte, war Luther schon die Straße hinaufgedonnert und hatte seine Maschine kurz vor der Kreuzung zu einem perfekten Wheelie aufgestellt. Mannomann, was für ’ne Nacht, dachte ich, aber ich lachte dabei.

11

    Am Sonntag wurde im Hause Fish bis in die Puppen geschlafen. Als ich schließlich durchs Wohnzimmer schlurfte, zog sich Tracy stöhnend die Decke über den Kopf, doch das Geräusch des pfeifenden Wasserkessels lockte sie in die Küche. Mit ihrem weißblonden, schnurgerade in die Höhe stehenden Haar und ihrem ungeschminkten Gesicht hätte man sie an diesem Morgen auf zwölf geschätzt: Vielleicht kann Unschuld ja wieder erstehen.
    Während sie mir mit großen Augen dabei zusah, wie ich mir eine Tasse Kamillentee aufbrühte, eilte Tracy geschäftig hin und her und machte sich einen Instantkaffee. Ich hasse Instantkaffee, aber in meinem entzugsgebeutelten Zustand roch er wie der Nektar der Götter höchstselbst. Ich verfolgte fasziniert, wie sie Milch und zwei Löffel Zucker hineinrührte.
    Sie trug ihn zum Tisch am Fenster, wo ich in der Sonne saß, und sagte: »Ich schätze, ich sollte zurück nach Paddington.«
    Tracy würde jeder wie auch immer gearteten Erwiderung zwar vermutlich aus Prinzip widersprechen, doch wenn Tracy das Feld räumte, ließ sich Shona vielleicht zum Zurückkommen herab. Ich hüllte mich in Schweigen und schlürfte meinen Ekelsud.
    »Ich meine, es sieht doch ganz so aus, als ob Lance über alle Berge ist«, fuhr sie fort.
    »Ja.«
    »Vielleicht sollte ich heimfahren. Ich mache mir manchmal Sorgen um Mum, und du weißt ja, mit einem Baby am Hals...«
    Mir platzte der Kragen. »Findest du nicht, daß du ein bißchen zu jung bist, um die Großmama zu spielen?«
    Ihre Tasse knallte mit einem Scheppern auf den

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