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Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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andere war, um anzufangen, dachte ich und ließ die Flasche Scotch fallen, die pflichtschuldig zerbrach und ihren Inhalt über den ganzen Boden ergoß. Die Haushälterin kreischte auf und watschelte hastig in Richtung Küche davon. Ich stellte den Sekt ab und hetzte in das Arbeitszimmer, das ich sogleich in rasender Eile abzusuchen begann. Nichts. Es herrschte darin eine schon fast ans Sensationelle grenzende Ordnung und Sauberkeit.
    Es gab keine auf die Schreibunterlage gekritzelten Hinweise und auch keine verdächtige Liste von Telefonnummern auf dem Sekretär; dort stand lediglich ein silbergerahmtes Bild von Dianne, deren harten Zügen mittels eines vaselineartig schlierenden Weichzeichners alle Schärfe genommen war. Ich wagte es nicht, Simmons’ Disketten zu stehlen: Der Verdacht würde sich unweigerlich gegen mich richten, und Milovanovic würde mich umbringen, ehe der Trainer dazu eine Chance erhielt. Um den Lohn meiner Mühen geprellt, huschte ich hinaus und stand keuchend wieder an Ort und Stelle, als die Haushälterin mit einem Aufwischlappen und einem Eimer zurückkehrte.
    »Stehen Sie hier nicht rum wie Pik-Sieben in den großen Ferien! Tragen Sie das Zeug in die Küche!« blaffte sie, da sie die Nase von mir und meiner Inkompetenz voll hatte. Ich fügte mich. Die Küche erinnerte an das Flugdeck des Raumschiffs Enterprise und bestand aus nichts als scharfen Kanten, hochglänzendem Metall und harten weißen Oberflächen. Der Koch brauchte beim Arbeiten vermutlich eine Sonnenbrille. Mich bewußt möglichst langsam bewegend, stellte ich den Karton in die Spüle und ließ meine Augen durch den Raum wandern. Und dort, neben dem Telefon an der Küchenwand, hing das, wonach ich gesucht hatte — ein Abreißblock aus dem Crash Through. Ich ließ ihn schnell in meiner Tasche verschwinden, trat nervös von einem Bein aufs andere, während die wutschnaubende Haushälterin den Lieferschein unterschrieb, und brachte mich in Sicherheit.
    Als ich das vordere Tor erreichte, kam von der Garage ein alter Mann über die Auffahrt herabgeschlurrt, der einen Schubkarren mit allerlei Gartenkram schob. Gichtgekrümmt und so wettergegerbt wie ein abgestorbenes Blatt, trug er die Überreste eines alten Anzugs, einen verbeulten Filzhut und alte, ramponierte Arbeitsstiefel. »Arbeiten Sie hier?« fragte ich reichlich plump.
    Er war an Idioten gewöhnt. »Wen interessiert das schon?«
    »Ich bin ’n Freund von Selwyn Dixon. Jemand hat mir gesagt, er hätte gelegentlich für Simmons die Stallarbeit gemacht.«
    »Ab und an«, sagte der Alte, der mit seinen Worten geizte; vielleicht wollte er sie aufheben und später kompostieren.
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?« fragte ich.
    »Wieso?« erwiderte er und lud eine Hacke und eine Schaufel ab. Er sah zu gebrechlich für schwere Arbeiten aus, aber Gärtner sind ein zähes Völkchen, und sie ziehen es vor, in ihren Stiefeln zu sterben.
    »Wir können ihn nirgends finden. Niemand hat ihn seit dem siebten, also vorletzten Dienstag, gesehen.«
    Ich hatte endlich etwas Interessantes gesagt. Er hob die Augen von dem Blumenbeet, das er umzugraben begonnen hatte. »Ach ja?«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Das war ’n Montag. Muß der sechste gewesen sein. Am Dienstag bin ich zu Hause geblieben, weil ich mal wieder einen Hexenschuß hatte.«
    »Also haben Sie keine Ahnung, ob er später noch einmal hier war?«
    »Nein. Sie könnten Mrs. Prackett fragen... Nee, Momentchen mal. Sie sagte, der Boß hätte ihr am Dienstag freigegeben, damit sie ihre Mutter im Altenheim besuchen kann. Warum fragen Sie nicht Mr. Simmons?«
    Ich bemerkte eine Bewegung, und als ich mich umschaute, sah ich Mrs. Prackett, die mit in die Hüften gestemmten Armen und einem grimmigen Gesichtsausdruck in der Haustür stand und zu mir herüberstarrte. »Vielleicht tue ich das. Schönen Dank auch, der Herr.«
    Der Gärtner tippte in altmodischer Manier an seinen Hut, und ich schwang mich in den Lieferwagen und fuhr weg, wobei Mrs. Pracketts argwöhnischer Blick ein Loch ins Rückfenster brannte und mir den Nacken versengte.
    Jetzt wußte ich also, woher Selwyn den Zettel aus dem Crash Through hatte: Was ich nicht wußte, war, wie die Simmons zu dem Abreißblock gekommen waren. Wenn es sich herausstellte, daß eins ihrer Autos dort repariert worden war, stand ich natürlich wieder mit leeren Händen da, aber es paßten für meinen Geschmack zu viele Dinge zusammen, und zu viele Leute verhielten sich doch

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