Hai Fisch Futter

Wahnsinnsturkey schob.
    Das Haus von Matt Simmons war nur einen guten Steinwurf von dem exklusiven Golfplatz entfernt, wo sich die Plutokraten den Streß einer harten Woche von den Hacken liefen, in deren Verlauf sie den Aktienmarkt manipuliert, Witwen und Waisen um ihre Treuhandvermögen geprellt und die staatliche Krankenversicherung abgezockt hatten.
    Wenn sie gerade nicht auf dem Grün posierten, gingen viele der Mitglieder auf die benachbarte Pferderennbahn. In Australien trifft man auf dem Turf Leute aus sämtlichen Gesellschaftsschichten, und für Enthüllungsjournalisten ist ein Derby in Sydney das reinste Paradies. Man kann dort nicht nur Politiker beim Tête-à-tête mit Unterweltbossen erwischen, sondern auch in Dopingmitteln handelnde Medikaster, die mit Richtern Tips austauschen, und Immobilienhaie, die mit Wohltätigkeitsköniginnen auf ein Gläschen Schampus gehen.
    Wie Don Taylor gesagt hatte, waren an den Bungalow von Simmons mehrere Pferdeställe angebaut. Dem schwachen Klang von Musik und Gelächter aus dem Garten hinter dem Haus nach zu urteilen, hatten die Simmons gerade Gäste. Wenn sie pleite waren, hatten sie offensichtlich beschlossen, mit dieser Tatsache nicht hausieren zu gehen.
    Auf dem Heimweg überlegte ich hin und her, wie ich in das Innere des Hauses gelangen konnte. Der Groschen fiel, als ich an einem Spirituosenladen vorbeikam.

12

    In der Zwischenzeit brauchte ich die Gesellschaft einer Frau über zwanzig und unter sechzig. Da Shona Schicht hatte, schlenderte ich auf gut Glück zu dem Coffee-Shop hinüber, in dem sie arbeitete, und vertiefte mich erneut in die Käseblätter.
    Als Shona an meinen Tisch gestapft kam und mich grob nach meiner Bestellung fragte, orderte ich einen Orangensaft. Das schockierte sie zur Genüge, um nachzufragen, ob das auch mein Ernst sei.
    »Ja«, sagte ich. »Ich habe den Kaffee aufgegeben.«
    Sie stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Das glaube ich nicht.«
    Ich zuckte die Schultern, und sie entfernte sich, um mit meinem Orangensaft und einem ausgeprägten Gefühl für das ihr angetane Unrecht zurückzukommen. »Jetzt weiß ich, warum du in letzter Zeit immer so schlecht aufgelegt warst«, begann sie.
    »Im Gegenteil«, konterte ich. »Du warst doch genau diejenige, die dauernd Szenen gemacht hat.«
    »Szenen! Bloß weil ich etwas dagegen habe, daß du dieser Frau in Italien Zärtlichkeiten zusäuselst... Und wie erklärt es sich eigentlich, daß du irgendso ein dahergelaufenes blondes Pipimädchen bei dir hausen läßt?«
    »Woher weißt du, daß sie blond ist?«
    »Ich habe meine Quellen.«
    Das war, um aus der Haut zu fahren. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich ihr Onkel wäre?«
    »Ihr Onkel? Aber das bist du nicht. Du bist ja nicht mal mit ihr verwandt, oder?«
    »Sie hat mich gebraucht«, sagte ich lahm.
    »Und ich wohl nicht?«
    »Tust du das denn?«
    »Natürlich nicht. Was zum Teufel würde es mir auch schon nützen? Du bist so damit beschäftigt, hinter allem herzujagen, was einen Rock anhat, daß du keine Zeit für mich hast.«
    »Doch, die habe ich. Ich bin extra hergekommen, um dich zu fragen, ob du heute abend etwas unternehmen möchtest.«
    »Wieso, ist dir Lolita mit jemand Jüngerem durchgebrannt?«
    »Sie hat ihrem Stiefvater ordentlich die Meinung gegeigt und fürchtet sich nicht mehr vor ihm. Außerdem ist er wahrscheinlich nach Armidale zurück. Und sie ist wieder in dem Haus in Paddington.«
    »Und ich soll jetzt wohl dahergerannt kommen?«
    »Mach, was du willst«, sagte ich, während ich ein paar Dollar auf den Tisch warf. »Ich bin heut abend daheim. Wenn du bei mir vorbeischauen willst, ich bin da.«
    Sie nahm das Geld, stakste hinter den Tresen und ließ die Espressomaschine ungehalten zischen und brummen.
    Ich holte den Valiant und fuhr aufs neue nach Erskineville hinaus, um nachzusehen, ob Leo Mulcahy aufgetaucht war. Kein Bike, kein Biker. Aus einigen Häusern schwappten die Klänge einer Rock-and-Roll-Sendung im Radio, und aus anderen röhrten Fernseher. Hunde bellten, und eine Gruppe dreckiger Kinder rannte kreischend auf der Straße herum, und gegenüber von Leos Haus arbeitete ein klapperdürrer Jugendlicher mit nacktem Oberkörper am Motor eines Kingswood.
    Ich ging hinüber und fragte ihn, ob er Leo gesehen hätte. Er fragte, wer das wissen wolle. Ich erwiderte, ich. Er fragte, warum.
    »Weil er im Lotto gewonnen hat«, sagte ich und grinste ihn an.
    »Sehr witzig«, sagte der Jugendliche und ließ den