Hai Fisch Futter
drehte sie sich zurück, ließ das Kleid zu Boden gleiten und stand mit ihren ganzen 176 Zentimetern und nichts anderem auf dem Leib als einem malvenfarbenen Spitzenhöschen und erigierten Nippeln vor mir. Ihre Arme glitten nach oben, und ich küßte sie, worauf wir, wie mit einem Klettenband aneinandergeheftet, den Weg ins Schlafzimmer fanden. Das Bett war natürlich nicht gemacht, aber das schien niemanden zu stören.
Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, daß ich auch nur einen einzigen weiteren Gedanken an heiße Autos oder Pferde oder gar Tote verschwendet hätte.
Am nächsten Morgen, bei Milch und Toast — ich wagte es im Beisein Shonas nicht, zum Frühstück Cola zu trinken — erzählte ich ihr, was ich bis jetzt herausgefunden hatte.
»Das darf es doch nicht geben, Val hat sieben Riesen gewonnen! Und dieser Selwyn hat sie dazu gedrängt, Kopf und Kragen zu riskieren? Das Rennen muß manipuliert gewesen sein. Wie kannst du das feststellen?«
»Ich hab da einen alten Typ kennengelernt, der den Rennsport kennt wie seine Westentasche und sich seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben eines Info-Blattes für Wetter verdient. Ich glaube, meine Tante Thel hat so ’ne Art Techtelmechtel mit ihm, aber sie schweigt sich darüber aus. Wie dem auch sei, ich werde ihn jedenfalls bitten, daß er sich dieses Rennen für mich mal etwas genauer ansieht und sich umhört, ob irgend was von wegen Schiebung die Runde macht. Darum kümmere ich mich heute vormittag. Und dann muß ich Doggy Mulcahy besuchen.«
»Was für ein abgedrehter Spitzname. Was hat er zu bedeuten?«
»Denk mal kurz drüber nach.«
»Reizend.«
»Werbung macht sich bezahlt.«
Als Shona sich erhob und zum Gehen wandte, erzählte sie mir, daß sie einen Pantomimekurs belegt hatte.
»Einen was?« Mir muß die Kinnlade runtergeklappt sein, weil sie sofort in die Defensive ging.
»Pantomime, du weißt schon, diese Leute mit den weißgeschminkten Gesichtern, die nicht sprechen.«
»Ich weiß, wer sie sind. Ich hab bloß noch nie einen von ihnen getroffen, das ist alles.«
Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Machst du dich über mich lustig?«
»Nein, natürlich nicht. Aber könntest du mir wenigstens erklären, warum du ausgerechnet Pantomimekünstlerin werden willst?«
»Ich brauche irgendein Ventil für meine Kreativität.«
Wenn ich gerade Kaffee getrunken hätte, hätte ich mich vermutlich von oben bis unten damit vollgespritzt.
»Wie wär’s mit Makramee?«
»Jetzt hör schon auf, verdammt! Ich will meine Gefühle zum Ausdruck bringen.«
Mir schossen Bilder von Marcel Marceau in seinem Matrosenanzügelchen durch den Kopf. Als ich auf die High School ging, wurde meine Klasse einmal in eine Matinee geschleift, und wir hatten uns revanchiert, indem wir Klopapier und Münzen auf die Bühne warfen. Die Theaterleitung hatte uns hinausgeschmissen. Aber Marcel Marceau hatte zumindest Geld dafür bekommen, daß er sich zum Idioten machte.
»Tut mir leid. Wenn das deine Art von Ding ist, dann nur zu. Aber es gibt für Pantomimen doch kaum Auftrittsmöglichkeiten, oder?« Vielleicht wenn sie ein Remake von Blow-up drehten, dachte ich.
»Ich schätze, ich werde gelegentlich auf der Straße au-treten. Ich habe es satt, in einem Coffee-Shop zu arbeiten und alle diese aufgeblasenen Fatzkes über Kunst und Kultur und die Republik schwafeln zu hören. Die haben doch keinen blassen Dunst.«
Wenigstens in diesem Punkt hatte sie recht. Als sie ging, setzte ich mich ans Fenster, starrte hinaus und versuchte, sie mir dabei vorzustellen, wie sie auf einer der Landungsbrücken am Circular Quay mit einem weißen Gesicht die Heerscharen der Touristen und Pendler unterhielt. Egal, als was für eine Art von Mime sie sich auch immer erweisen würde, sie würde mit Sicherheit massenhaft Zuschauer anziehen.
15
Sobald ich nicht mehr von Shona abgelenkt wurde, rief ich Don Taylor an und fragte, ob ihm irgend etwas über das vierte Rennen in Eagle Farm zu Ohren gekommen sei. Was ich über Pferderennen weiß, würde auf die Rückseite eines Wettscheins passen: Mein Vater war süchtig, aber es ist offenbar nicht erblich. Don fragte, warum ich das wissen wolle, und ich erzählte ihm, daß Selwyn Val kurz vor seinem Verschwinden den Namen des Siegerpferds gesteckt hatte.
Er traute seinen Ohren nicht. »Selwyn hat jemandem geraten, auf einen Gaul zu setzen? Das is ja ein Ding. Es war genauso unmöglich, Tips aus ihm herauszukitzeln wie
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