Hai Fisch Futter
Trommelfell platzte.
Der Mann, der den Hörer wieder aufhob, war zurückhaltend und einsilbig. Als ich fragte, ob er der Eigentümer sei, sagte er nein. Ich fragte, wer er denn dann sei, und er sagte, der neue Betriebsleiter.
»Kann ich jetzt gefälligst mit dem Inhaber sprechen?« fragte ich, da mir langsam die Galle hochkochte.
»Nein«, sagte er. Das Wort Rüpel wurde für diesen Typ erfunden.
Ich versuchte es anders: »Könnten Sie mir den Namen und die Telefonnummer des Besitzers geben, damit ich mich selbst mit ihm in Verbindung setze?«
»Scheiße, wer sind Sie überhaupt?« fragte er.
»Der Verband der Tankstellen- und Reparaturwerkstattbesitzer.«
Er ließ sich das eine Minute oder so durch den Kopf gehen und verkündete dann triumphierend: »Wenn Sie wirklich von diesem Haufen wäre, würden Sie doch wissen, wer der verdammte Eigentümer ist, oder?«
Seine Logik war untadelig. Vielleicht hatte ich ihn unterschätzt. »Ach, ficken Sie sich doch ins Knie«, sagte ich ungehobelt und legte auf.
Das bedeutete eine Firmenrecherche. Dem Telefonbuch zufolge war die Kommission für Körperschaftsangelegenheiten als die Handels- und Verbraucherkammer wiederauferstanden, aber sie verwiesen mich an das Staatliche Australische Gewerbeamt. Eine höfliche Filipina teilte mir mit, daß die Öffentlichkeit keinen Zugang zu den Datenbanken mehr habe, daß man jedoch, wenn ich vorbeikäme und sechs Dollar bezahle, an Ort und Stelle für mich nachsehen würde. Ich beschloß, daß es bis morgen warten konnte.
Da es schwieriger gewesen wäre, einen Parkplatz in der City zu finden als einen Tierschützer in einem Schlachthaus, ging ich zu Fuß zum Bahnhof von Kings Cross, um mit der S-Bahn zum Rathaus zu fahren. Im Bahnhofseingang fand gerade ein Trinkgelage mit live gespielter Gitarrenmusik statt. Es freute mich zu sehen, daß die Rezession nicht jedermann in Depressionen gestürzt hatte.
Vor dem Rathaus machte ich halt, um in einem winzigen Geschäft in der Einkaufspassage etwas Kräutertee zu kaufen; der Laden gehörte zwei Südamerikanerinnen, Mutter und Tochter, die direkt aus einem Film von Almovar entsprungen zu sein schienen und den besten Kaffee in ganz Sydney führten. Wie alle Pusher äußerten sie sich verächtlich über meine Fähigkeit, der Droge zu widerstehen. Sie hatten mir vor circa einem Jahr einen bösen Schrecken eingejagt, als sie verkündet hatten, daß sie zu verkaufen gedächten, doch die Rezession hatte diesen Plan zunichte gemacht.
Nachdem ich mir noch eine Praline mit Kirschlikör gegönnt hatte, verabschiedete ich mich und ließ mich von den wogenden Mengen der Kauflustigen und Mittag machenden Büroangestellten unter das Queen Victoria Building spülen, um blinzelnd in der Market Street wieder an die Erdoberfläche zu kommen. Manchmal entdecke ich, wenn ich für ein paar Monate nicht im Stadtzentrum gewesen bin, einen neuen Wolkenkratzer, der hinter seinen Bauzäunen in die Höhe geschossen ist, und frage mich für einen Moment, wo zum Teufel ich mich eigentlich befinde. Ich weiß nicht, wie alte Leute mit den ständigen Veränderungen des Ortsbildes in einer Stadt wie Sydney zurechtkommen. Die eine Hälfte sieht aus wie Manhattan, und die andere wie ein Trümmergrundstück.
Das SAG hatte sich in einer glänzenden neuen Zentrale in der Market Street niedergelassen, und im achten Stock wimmelte es nur so von Schnüfflern. Ich zahlte mein Geld und nutzte die Gelegenheit und bekam zehn Minuten später die Information ausgehändigt, daß das Crash Through einer gewissen Mrs. Kathleen Mary Sutton in Yagoona im Südwesten von Sydney gehöre.
Als ich über die William Street nach Darlinghurst zurückging, erkannte ich, daß mir mein Ausflug in die große Stadt nichts eingebracht hatte. Ich hatte keine Ahnung, wer Mrs. Sutton war oder in welcher Art von Verbindung sie mit den Hunnen stand, so sie das denn überhaupt tat. Schließlich konnten sie den Laden mit Hilfe von Wally Greely unterwandert haben. Andererseits konnte Mrs. Sutton aber auch Leo Mulcahys Schwiegermutter sein. Sogar Hunnen haben Familien.
17
Shona ließ sich nicht mehr sehen, und so war ich am Freitagabend allein zu Hause. Mit einem Sixpack Heineken und einer Portion Lasagne aus dem Supermarkt versorgt, schaute ich mir einen Abschnitt aus der Übertragung einer parlamentarischen Anhörung zum Thema Medienbesitz an. Obwohl derlei Debatten gewöhnlich sterbenslangweilig waren, versprach die heutige mit dem Auftritt von
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