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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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entspannen soll. Aber das hier war extrem. Ich sah, wie der Wagen scharf ausscherte. Wir steuerten direkt auf den Gegenverkehr zu. Es wurde gehupt. Ich griff ins Steuer und lenkte den Wagen in die andere Richtung. Ich hörte die quietschenden Bremsen eines Wagens hinter uns. Rachel kam erschaudernd wieder zu sich, einen Laut von sich gebend, als bekäme sie gerade eine Bikinirasur, und riss mir dann das Steuer wieder aus der Hand. Ich wünschte, sagen zu können, dass mein Leben sich vor meinen Augen abspulte, aber das tat es nicht. Ich dachte nur: »Ich will nicht sterben! Ich bin mit Simon noch nicht im Reinen! Wenn es eine Obduktion gibt, wird mein Blut zu vierundneunzig Prozent aus Champagner bestehen! Und das ist einzig und allein Brians Schuld!«
    Merkwürdigerweise fanden wir zurück in die Spur und setzten unsere Fahrt zum Stripteaseunterricht fort, und keine von uns erwähnte den Vorfall mehr. Fast schien es,
als hätten wir uns nur eingebildet, dass wir fast umgekommen wären. Wir schwiegen beide. Für Rachel kann ich nicht sprechen, aber mir pochte das Herz bis zum Hals. Ein Wagen verlangsamte sein Tempo, um mit uns auf einer Höhe zu fahren, der Fahrer wirkte sehr aggressiv.
    Ich schaute auf das Display meines Telefons. Keine neue Nachricht von Simon. Als ich wieder aufsah, zeigte der ungehaltene Mann uns den Finger.
    »Lern fahren!«, brüllte er – ein bisschen übertrieben, wie ich fand.
    Rachel Bird hatte gerade hinter dem Steuer eines Fahrzeugs, das mit dramatisch erhöhter Geschwindigkeit fuhr, ein Nickerchen gemacht. Aber sie roch nicht nach Alkohol, sie rauchte weder Dope noch nahm sie Heroin oder glaubte an Paul McKennas Hypnose-CDs. Wir hatten gerade mal halb zwölf vormittags! Was regte der Typ sich also so auf? Irgendwas stimmte nicht.
    Aber ich war verdammt froh, neben Rachel im Auto zu sitzen und nicht im Fond eines gelben Taxis Small Talk machen zu müssen.

47
    Mit vierzehn merkte ich zum ersten Mal, dass ich überhaupt kein Rhythmusgefühl hatte. Ich kaufte mir ein Schlagzeug und gründete mit ein paar der Mädels aus der Klosterschule eine Band. Die Band nannte sich The
Revenge of the Stoned Flower Children. Und aus Rache der bekifften Blumenkinder spezialisierten wir uns auf Coverversionen von Cure. Wir probten in meinem Schlafzimmer. Meine Rolle als Drummerin war mir dabei nicht ganz klar. Ich wollte die Melodie mittrommeln. Doch die anderen Mädels hielten sich die Ohren zu.
    »Sarah, du legst das Tempo fest. Wir übernehmen die Melodie. Lass uns doch Boys Don’t Cry NOCHMAL versuchen. «
    Wie in allen Bereichen, in denen ich eine Niete bin, mache ich das, was mir an Ausstrahlung, Fertigkeit oder Kompetenz fehlt, durch blindwütige Begeisterung wett. Ich drosch weiter auf das Schlagzeug ein, bis es mir langweilig wurde. Dann sagte ich: »Können wir jetzt eine aus dem Fenster rauchen?«
    Ich hatte Jahre Zeit gehabt, mich damit abzufinden, dass ich wie unter Strom aussehe, wenn ich tanze. Meiner Stripteasetänzerin Sunflower Oil blieb nur eine Stunde. Und ich denke, die war sehr anstrengend für sie.
    »Jetzt zieh dein Oberteil aus.«
    »Nein!«, kreischte ich.
    »Hör nicht auf, dich zu bewegen«, schrie Sunflower Oil. »Du warst jetzt fast im Takt«, ergänzte sie traurig.
    Ich glaube, Sunflower Oil war ihr Bühnenname. Und das, obwohl sie kräftig war; Schweineschmalz oder Melkfett hätte irgendwie besser zu ihr gepasst. Sie war eine echte Stripperin. Man kennt doch die kleinen ballettbegeisterten Mädchen, die selbst dann Ballettschritte machen, wenn sie an der Tankstelle oder in der Küche stehen? Na ja, genauso war Sunflower. Selbst wenn sie mit einem redete, spielte sie mit einer Federboa, oder sie
wackelte mit den Brüsten, während sie sich im Spiegel ansah.
    Als Rachel und ich zu ihr kamen, zeigte sie uns einen Striptease. Beängstigend! Ich hatte noch nie so riesige Brüste gesehen. Sie machte akrobatische Sachen mit ihren Brüsten. Es war beeindruckend und technisch einwandfrei, aber ich hatte sie gerade erst kennengelernt und wäre beinahe durch einen Autounfall ums Leben gekommen und hatte während des Flugs viel zu viel gegessen und also meine Schwierigkeiten, ihren Anweisungen konzentriert zu folgen.
    Rachel Bird schnaubte, als ich versuchte, mich rittlings auf einen Stuhl zu setzen.
    »Mach du’s doch besser. So einfach ist das gar nicht«, zischte ich.
    »Werde ich auch.«
    »Das ist eine gute Idee. Lass es uns mit ihr zusammen machen.«
    O bitte, lieber Gott,

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