Halb verliebt ist voll daneben - Roman
machte einen Schritt, der aussah wie von einem Britney-Video.
»Verrat mir das Geheimnis. Ich brauche Hilfe.«
»Es ist eine Frage des Selbstvertrauens. Es gibt keinen auf der Welt, der mehr Sexappeal hat als du! Es ist toll. Oh, und Kopf hoch und Schultern zurück. Ach ja, und leck immer wieder deine Lippen. Und die Hüften, setz die Hüften ein.«
Vor meinem geistigen Auge sah ich mich all diese Dinge tun. Es sah aus, als hätte ich einen Anfall.
»Und wie bekomme ich Simon zurück? Hast du irgendwelche Ideen, wie ich das schaffen könnte?«
Brian dachte einen Moment nach.
»Was rät uns Cheryl Cole?«
»Cheryl Cole?«
»Fight for This Love.«
Cheryl und Brian haben Recht, dachte ich. Ich hätte die beiden zwar am liebsten dafür umgebracht, dass sie mir diese Melodie in den Kopf gesetzt hatten, aber Recht hatten sie. Ich musste um meine Liebe kämpfen.
46
Warum nur, warum habe ich mich von Rachel vom Flughafen abholen lassen? Ich hätte in einem hübschen gelben Taxi sitzen und einen jovialen Immigranten fragen
können, woher er kam und ob er heute schon viel zu tun gehabt hatte. Aber nein! Widerspruchslos nahm ich Rachels Angebot, mich zu fahren, an und saß nun auf dem Beifahrersitz mit einem Puls, der höher war als der eines Priesters auf Poppers.
Ich machte die Augen zu. Auf diese Weise sah ich wenigstens nicht die roten Ampeln, die sie überfuhr, und bekam nicht mit, wenn sie kurzzeitig vergaß, dass die Amerikaner auf der anderen Straßenseite fuhren. Jedoch vermochte freiwillige Blindheit mein Problem nicht ganz zu lösen. Selbst mit fest zugekniffenen Augen war es eine fürchterliche Erfahrung, denn ich konnte noch immer die Flüche der erzürnten Fahrer um uns herum hören. Ich ging sogar mit mir ins Gericht, ob es wirklich weniger gruselig war, die Augen geschlossen zu halten. Davor hatte ich wenigstens immer gewusst, warum die Leute Rachel mit Schimpfwörtern bombardierten. Jetzt konnte ich es mir nur ausmalen.
»Scheiße, scheiße, scheiße!«
»Sarah! Halt die Klappe! Du lenkst mich ab.«
»Rachel! Fahr langsamer! Du machst mir Angst!«
»Ich möchte nicht zu spät kommen.«
»Es ist eine Stripstunde. Ich liege nicht in den Wehen!«
»Ich weiß. Ich habe übrigens eine ganz hervorragende Stripteaselehrerin für dich gefunden. Du wirst es mir danken. Es ist eine kräftige Frau. Ich wollte nicht, dass du dich vom perfekten Körper einer der Jüngeren eingeschüchtert fühlst.«
Gott segne sie.
»LANGSAMER!«
»Ach Sarah, nun sei doch mal ein bisschen lebensfroh.«
»Es war tatsächlich meine Absicht, noch ein wenig länger zu leben, Rachel«, schnaubte ich, »aber seit du mich vom Flughafen abgeholt hast, bekomme ich langsam das Gefühl, dass ich mir dieses Ziel jetzt abschminken kann.«
Ich presste meine Augen noch fester zu und verlieh meinen Gebeten, es möge schnell vorbei sein, mehr Nachdruck.
»Also, ich wette, du freust dich darauf, Dolph Wax kennenzulernen.«
»Wann werde ich schon Dolph Wax begegnen?«
»Er spielt im Film mit. Hat Eamonn dir das nicht erzählt? «
»Nein.«
»Ja, er ist einer der neuen Sponsoren. Er spielt den Privatdetektiv.«
»Was?« Ich schnappte nach Luft. »Dolph Wax, der Kerl, der in allen Folgen von Absolute Destruction mitgespielt hat und wie Barry Manilow aussieht?«
»Ja, genau der.«
»Jesus. Was sagt Eamonn denn dazu?«
»Nichts, was man drucken könnte.«
»Das glaub ich gern. Also wirklich. Platz für Dolph-›Ich-mache-nur-Filme-mit-durchschnittlich-neunund- fünfzig-gewaltsamen-Todesfällen-pro-Minute‹-Wax.«
»Ja.«
»Wie läuft es übrigens mit Eamonn?«
»Sosolala«, meinte sie gähnend. »Und was ist mit dir und Simon?«
»Ohhh«, seufzte ich. »Ein ziemlicher Albtraum. Eigentlich ein ausgewachsener Albtraum. Man könnte es Albtraum auf der Camden High Street nennen. Ungeschnitten.
Mit Bonus-Szenen und Filmmaterial von hinter den Kulissen. Wir haben uns getrennt. Seine Exfreundin ist mit seinem Baby im Bauch aufgetaucht. Und er braucht Freiraum und Abstand.«
Als ich das Wort »Freiraum« sagte, setzte ich es im Geiste in Anführungszeichen. Das finde ich zwar blöd, aber manchmal wende ich es bei Wörtern an, die mir verhasst sind. Als ich an diesem Tag die Anführungszeichen machte, öffnete ich versehentlich die Augen, und als ich das tat, bemerkte ich, dass Rachel Birds Augen geschlossen waren.
»RAAAACCCHHHEL!«
Es sah aus, als wäre sie einfach hinter dem Lenkrad eingedöst. Ich habe gehört, dass Yoga
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