Halb verliebt ist voll daneben - Roman
flehte ich, nicht wieder diese Brüste.
»Gut, ruh dich ein bisschen aus, Sarah. Wir legen den Song gleich wieder auf und kommen dann beide zu dir. Das wird lustig.«
»Ich glaube, wir müssen das Wort ›lustig‹ dann neu definieren«, murmelte ich, während ich mich auf den Stuhl plumpsen ließ.
Sunflower wackelte mit ihren Hüften.
»Fühlst du dich schon gestärkt?«
»Äh … so langsam«, keuchte ich.
»Es wird wunderbar werden. Wir haben ganz viele Stunden gebucht.«
»Toll.«
»Wir werden eine knisternde Show ausarbeiten.«
Sie lächelte. Dann drehte sie sich theatralisch um, beugte sich nach vorne und streckte mir auf diese Weise ihren Hintern ins Gesicht.
Ich gab Rachel durch meine Mimik zu verstehen, dass ich Sunflower durchaus nett und so fand, sie aber eindeutig übergeschnappt war. Rachel streifte jedoch einfach ihre Schuhe ab und gesellte sich zu uns in die Mitte des Raums. Sunflower verlagerte ihre Pose auf den Boden und fing an, wie ein Vamp zur Stereoanlage zu kriechen.
»Lass es uns noch mal versuchen. Diesmal, Sarah, möchte ich, dass du dabei an einen ganz speziellen Mann denkst.«
Sunflower stand auf, schaltete die CD wieder ein und lächelte mir aufmunternd zu, als sie meine bebende Unterlippe sah.
»Äh … Sarah hat es im Moment nicht so mit den Männern, Sunflower«, warf Rachel ein.
»Ach, Baby, was ist denn?«, rief Sunflower, kam angerannt und drückte meinen Kopf an ihre Brüste, die weich wie ein Kuschelkissen waren.
Ich versuchte, ihr die Simon-Situation und die Tatsache zu erklären, dass mir allenfalls nach Kartoffelbrei oder Pizza, einem Pinot Grigio oder einem Sauvignon und ein paar schmalzigen Songs zumute war – wie einem eben zumute ist, wenn der Freund einen verlassen hat. Man verspürt nicht den Drang, um die halbe Welt zu reisen und für einen Film mit weltweitem Vertrieb die Hüllen fallen zu lassen.
»Andere können wenigstens tanzen und sehen nackt gut aus«, jammerte ich.
Sunflower sah mich gequält an.
»Du bist eine wunderschöne junge Frau, Baby.«
»Ich bin dreißig!«
»Ich bin sechsundvierzig, Schätzchen, und eine wunderschöne junge Frau.«
Ich lächelte.
»Und wir werden dieses Programm machen, und es wird hervorragend werden. Und weißt du, warum?«
»Nein.«
»Weil du dich, wenn du aufgibst, wenn du nicht dein Bestes gibst, noch elender fühlen wirst. Dann wirst du wirklich deprimiert sein. Du wirst dich so beschissen fühlen, dass du nie wieder aus dem Bett kommen willst. Verstehst du mich? Niemals! Also geh in dein Hotel und ruf ihn an, oder schreib ihm eine SMS, oder schick ihm einen Auftragskiller oder was immer du glaubst, tun zu müssen. Und morgen kommst du wieder hierher, und ich möchte nicht mehr ›Ich kann nicht tanzen, ich bin übergewichtig‹ hören, weil wir aus dir eine Frau mit einem süßen kleinen Hintern machen werden. Du wirst im Film diese Show abziehen, und es wird die beste Show sein, die man je in einem Film gesehen hat. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?«
»Ja«, brachte ich mühsam heraus.
»Gut«, sagte sie, lächelte und umarmte mich noch mal. »Und es ist okay. Wir haben alle mal angefangen.«
48
Nachdem ich beschlossen hatte, es wie Cheryl zu machen, wurde es wirklich schwierig. Wie kämpft man um die Liebe eines Mannes? Es ist nicht leicht, zumal dann nicht, wenn man einen Elfstundenflug weit entfernt ist, es acht Stunden Zeitdifferenz gibt, und er eine schwangere Exfreundin hat und Abstand braucht. Doch ich versuchte, es von der positiven Seite zu sehen. Ich hatte ein Mobiltelefon.
Rachel kam an diesem Abend zu mir ins Hotel und machte mich mit dem tödlichsten aller Cocktails bekannt. Dem Wodka-Martini. Da ist außer hartem Alkohol nichts drin. Nicht mal ein Spritzer Zitrone oder ein Schuss Cranberry. Nur eine Olive, die sie Abendessen nennt. Es war nach dem ersten dieser leberfreundlichen Bürschchen, dass ich Folgendes eintippte:
Hey, ich denk an dich … x
Dann zeigte ich das Handy Rachel.
»Soll ich ihm das schicken?«
»Sarah! Sei nicht irre!«
»Wieso? Bin ich gleich ein Psychostalker, wenn ich eine SMS schicke?«
»Nein! Es ist einfach nur ein dummer Text. Du musst eine Frage formulieren.«
»Wieso?«
»Ach, Sarah, das weiß doch jedes Kindergartenkind. Wenn du eine Frage stellst, wird er dir antworten. Er ist
ein Mann. Männer antworten auf Fragen. Sie antworten nicht auf Feststellungen. Sie sind nicht wie wir. Wir antworten auf einen Furz im Bad.«
»Oh«, sagte
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