Halb verliebt ist voll daneben - Roman
Spirituose, von der ich glaubte, dass sie mich als Individuum geformt hatte, sondern bekam dazu auch noch einen derart großen Batzen Geld, dass mir fast die Sinne schwanden. Das war aufregend und beängstigend zugleich. Ein wenig so, als würde man mit einem Mann mit einem Riesenpenis ins Bett gehen.
»Hier ist Ihr Omelette!«, sagte sie, und als sie mein Gesicht sah, fügte sie hinzu: »Oh! Ist alles in Ordnung?«
»Sie hat gerade den Zuschlag für einen lukrativen Werbefilm bekommen. Sie ist ein wenig überwältigt«, erklärte Eamonn lachend, während ich mir die Nase mit meiner Serviette putzte.
»Nein!«, seufzte die Kellnerin.
»Ich weiß! Das ist irre!«, schluchzte ich.
»Wow. Ich habe das Universum nämlich gerade um einen Werbejob gebeten!«
»Nein!«
Sie war verrückt. Ich fragte mich, ob das an Hollywood lag. Sie zu fragen, hielt ich jedoch nicht für angebracht.
»O mein Gott. Ich habe gerade The Secret gelesen. Und genau darum habe ich gebeten! Ich habe das Universum
gebeten, mir einen Werbejob zu geben. Ich habe das Gefühl, dass es mir vorherbestimmt war, heute Zeugin Ihrer guten Nachricht zu sein!«
»Äh … Sie haben nicht zufällig englischen Senf?«, erkundigte sich Eamonn.
»Was ist das denn? The Secret ?«
»Es ist ein Buch. Im Grunde genommen geht es darum, dass man um etwas bittet, was man haben möchte, und dann daran glaubt, sodass es wahr wird.«
»Glauben Sie, es könnte mir auch helfen, meinen Freund zurückzubekommen?«
»Jaaaa! Natürlich!«
»Selbst wenn er jetzt mit seiner Exfreundin zusammen ist, die sein Kind austrägt?«
Sie verzog das Gesicht. »Einen Versuch wäre es wert.«
»Äh … der englische Senf?«
Sie eilte davon. Ich freute mich hämisch, dass selbst perfekte Kellnerinnen schon mal etwas vergessen. Als sie wiederkam, brachte sie ein Glas englischen Senf für Eamonn und für mich ein Buch mit dem Titel The Secret .
56
Bitte das Universum um das, was du haben möchtest, und das Universum wird es dir geben! So einfach ist das! Ich wünschte, ich hätte selbst daran gedacht und darüber ein Buch geschrieben.
»Also gut, Universum. Wenn du nicht allzu beschäftigt bist, könntest du dann bitte bewirken, dass Simon mich wieder liebt?«, flüsterte ich.
Job erledigt. Ich starrte mein Spiegelbild im Damenklo des Hotels an. Mein Spiegelbild starrte zurück. Keiner von uns war von diesem Anblick beeindruckt. Ich wusste nicht, wie man sich fühlen sollte, wenn man gerade versucht hatte, etwas vom Universum zu schnorren, und man mag mich ruhig fordernd nennen, aber ich hätte wenigstens ein kleines Kribbeln erwartet. Tatsächlich fühlte ich gar nichts.
Ich dachte an meinen Werbespotauftrag. Ich hatte das noch gar nicht richtig verarbeitet. Ich kauerte eingeschüchtert in einer Ecke des Damenklos. Dann kam ich glücklicherweise zu dem Schluss, dass das Damenklo im Neonlicht kurz nach dem Pinkeln für ein Gespräch mit dem Universum wohl nicht der richtige Ort war. Also wusch ich meine Hände und ging aus dem Hotel hinaus zum Strand.
Der Himmel war bewölkt, und es nieselte. Es war so frisch, dass ich sogar meinen Atemhauch sehen konnte. Nicht doch. Mir war brühheiß. Ich lief über den Sand auf der Suche nach einem passenden Ort, um den Kosmos anzuflehen. Ich entschied mich für einen der hölzernen Hochsitze der Strandwacht. Baywatch pur. Ich würde mich hinstellen und wie Jesus Christus aufs Meer hinausschauen. Ich kletterte hinauf und drehte mich dem Meer zu.
»Halloooo! Großes Universum! So wundervoll du auch bist, frage ich mich …«
Ich hielt inne. Durch Schmeicheleien würde sich das
Universum bestimmt nicht erweichen lassen. Ich glaube nicht, dass es Probleme mit seiner Selbsteinschätzung hat. Im Buch stand, dass ich mich fest und klar ausdrücken müsse. Ich bereitete mich auf einen erneuten Versuch vor. Der Empfang war da oben auf meiner Lebensretterkanzel auf jeden Fall besser.
»Okay, Universum. Bitte, bitte. Ich möchte nicht, dass Simon mit Ruth zusammenbleibt, ich möchte ihn für mich haben!«
Ein stark gebräunter Obdachloser griff nach meinem Knöchel. Er machte keinen glücklichen Eindruck. Ich hatte ihn aufgeweckt. Ich hatte ein schlechtes Gewissen und kletterte schnell herunter. Denn ich hasse Menschen, die mich aufwecken.
»Verzeihung, Verzeihung«, brummelte ich im Weglaufen.
Ich ließ mich in den Sand plumpsen und begann das Buch durchzublättern. Dabei stieß ich auf ein Kapitel, in dem es hieß, man dürfe nichts
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