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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Blendwerk vor uns abzuschirmen.
    Jeder hier hat Ihre schwebenden fernbedienten Geräte gesehen, Ihre Wartungsmaschinen, Ihre Flieger. Wir alle haben verstanden, dass sie alles, was sie sehen, an Sie übermitteln, aber selbst die können nicht überall sein. Wie können Sie alles sehen, selbst auf einer Station, die Ihnen selbst gehört? Ich habe darüber nachgedacht, und mir kam der Gedanke, dass Sie noch andere Augen haben müssen, an die wir bisher nicht gedacht haben. Ich habe einige Zeit im Überwuchs damit zugebracht, darüber nachzudenken, wo ein paar dieser Augen sein könnten. Ich dachte, vielleicht ist der Überwuchs selbst in der Lage, visuelle Eindrücke zu verarbeiten; es gibt keinen Grund, warum er keine Bilder an Sie senden können sollte. Und ich dachte an all diese kleinen schwarzen Insekten, die ich hier herumfliegen sehe: Vielleicht dienen sie gar nicht einer ökologischen Umweltbilanz, sondern stellen schlicht Schwärme winziger Augen dar. Und dann dachte ich, das ist interessant, aber gehen wir doch noch einen Schritt weiter. Wenn die KIquellen derart winzige Spionagegeräte haben, warum sollen Sie dann nicht noch kleinere haben?«
    Sie sprechen von Nanotechnologie, was nichts Neues darstellt. Selbst Ihre Leute sind in dieser Kunst bewandert. Zudem verstehen wir wieder nicht, worum es Ihnen geht. Dies ist unsere Station. Es ist unser gutes Recht, jede Überwachungstechnik einzusetzen, die uns zur Verfügung steht.
    »Das ist richtig, aber auch das stützt nur wieder einmal die Frage nach diesem Raum. Ich wiederhole: Wenn Sie überall auf dieser Station gegenwärtig sind, warum bestehen Sie dann auf dieser Fiktion eines besonderen isolierten Ortes, den Besucher zum Zweck einer Unterredung aufzusuchen haben? Und warum nutzen Sie diese Fiktion hier, obwohl Sie im Rest des bewohnten Universums fliegende Flachschirme als Botschafter einsetzen?«
    Haben Sie auch Antworten, Counselor?
    »Nur eine.
    Dieser Raum dient einem Zweck und nur einem Zweck. Dem einzig denkbaren Zweck.
    Er ist eine Art Theater.
    Er macht Sie fühlbar.
    Sie wollen die Menschen hierher beordern, damit sie sich einbilden, Sie befänden sich an einem bestimmten Ort: Wir sollen vergessen, was wir wissen, und Sie stattdessen als Kreaturen wahrnehmen, denen man sich nähern, mit denen man Übereinkünfte treffen, die man auch wieder zurücklassen kann - Tatsache aber ist, dass Sie überall sind. Und das führt uns zu einer weiteren unvermeidlichen Frage: Warum geben Sie sich so viel Mühe, diese Illusion aufrechtzuerhalten? Warum wäre es so schlimm, könnten wir fühlen - wirklich fühlen -, wie allgegenwärtig Sie an Bord dieser Station sind?«
    Die KIquellen hörten sich amüsiert an: Warum?
    »Weil wir in der Sekunde, in der wir uns mit diesem Punkt befassen, uns auch fragen müssten, warum Sie diese Fähigkeiten auf diesen speziellen Ort, diesen speziellen soliden Grund und Boden begrenzen. Wir würden uns fragen, was so besonders an diesem Ort ist.«
    Ah.
    »Wir würden uns fragen, ob Ihre Botschafter überall im bewohnten Universum auch nur der Ablenkung dienen. Wir würden unsere Einschätzung hinsichtlich Ihrer Macht korrigieren. Wir würden uns fragen, wie viel Einfluss Sie nehmen können. Wir würden uns fragen ...«
    ... ob, beendeten die KIquellen den Satz an meiner Stelle, wir in euch sind.
    Mein Herz hüpfte durch meinen Brustkorb wie eine Kreatur, die sich lange Zeit in ihrem Käfig sicher gefühlt hatte, die nun aber in dem verzweifelten Wunsch zu fliehen an den Gitterstäben rüttelte.
    Mit diesem bereitwilligen Eingeständnis hatte ich nicht gerechnet.
    Ich dachte an Nachbarn, die sich von einer Sekunde zur nächsten in Todfeinde verwandelten, an ein kleines Mädchen, das sich in etwas veränderte, schlimmer als ein wildes Tier, an Unschuldige, die zu Kriegsverbrechern wurden.
    Zehntausende, innerhalb eines jeden. Einige nur wenige Moleküle stark, aber groß genug, um eine integrale Verbindung mit Ihrem Nervensystem aufzubauen. Das hilft uns, Sie mal in diese, mal in jene Richtung zu stupsen, nur dann und wann, nicht ständig, denn das wäre ein grober Eingriff in Ihre Willensfreiheit und eine totale Vergeudung unserer Möglichkeiten, eine frische und informative Perspektive zu schaffen, aber von Zeit zu Zeit, wann immer es nötig ist, Sie zu beeinflussen.
    Meine Stimme drohte zu versagen. »Und Ihre ... Rebellen ... die Abtrünnigen ... Ihre Opposition ...«
    ... Ihre so genannten Unsichtbaren Dämonen ...
    »... Sie

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