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Halbmast

Halbmast

Titel: Halbmast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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darauf, dass wir es hier nicht mit einem Unfall zu tun haben!»
    «Sie meinen   …»
    «Na klar! Die Müslifresser, diese Umweltbrigade. Die haben einen ihrer alternativen Schrottkarren dort hinten bei der abschüssigen Kranzufahrt ins Wasser rollen lassen. Mitten in der Nacht. Hier ist doch der Hund begraben, sobald es dunkel wird. Stein auf das Gaspedal und los! Die Schweine!»
    «Wie groß ist der Schaden?» Schmidt-Katters Augen waren angstgeweitet.
    «Wir fahren weiter. Die Gefahr, dass wir durch den Sturm Schaden nehmen, ist wesentlich größer, als dass dieser Sabotageakt die
Poseidonna
wirklich manövrierunfähig macht.» Kapitän Pasternak schien entschlossen.
    «Sind Sie sicher?»
    «Nein, nicht hundertprozentig. Aber wir haben ja bereits zwei Leute nach unten geschickt, die sich die Sache vor Ort anschauen. Und bis wir das Ergebnis vorliegen haben, bleiben wir einfach ruhig. Was sollen wir anderes machen?»
    «Was sagen die Satellitenbilder?»
    Einer der Lotsen blickte besorgt auf den Bildschirm, auf dem selbst Carolin die Umrisse der friesischen Küste und eine dichte Wolkendecke über den Niederlanden erkennen konnte. «Es ist bald Mittag. Um 16   Uhr haben wir Hochwasser, also setzt jetzt gleich die Flut an der Küste ein, und Unwetter kommen immer mit auflaufendem Wasser. Ich würde sagen, nach dem zu urteilen, was ich hier auf dem Display sehen kann, wird es innerhalb der nächsten zwei Stunden schon recht ungemütlich für uns werden.»
    Pasternak blickte ernst in Schmidt-Katters Richtung. «Bis spätestens 17   Uhr sollten wir beim Sperrwerk sein, um den Wasserstand im Dollart zu nutzen. Aber wir hinken dem Zeitplan durch die Zwischenfälle bereits hinterher. Wenn wir also jetzt nicht in Fahrt bleiben, dann   …»
    «Also», unterbrach ihn der Lotse, «die Kollegen in Belgien melden Windstärken zwischen sechs und acht. Und der Sturm baut sich erst auf!»
    «Warum hat das denn keiner vorausgesagt? Wir hätten die Fahrt verschoben, mein Gott! Und jetzt können wir weder vorwärts noch zurück, und die Arbeit von Tausenden Menschen wird gefährdet.» Schmidt-Katter wirkte blass und blutleer. Man sah ihm an, dass er sich so ohnmächtig fühlte, als hätte er mitten im Orkan seinen Geldschrank geöffnet und sähe nun die großen Scheine davonwehen.
    «Schmidt-Katter, das Wetter richtet sich nicht nach Regeln, so wie Ihre Angestellten es vielleicht zu tun pflegen. In diesem Fall hat sich das Sturmtief recht unvorhersehbar an die Küste geschlichen, das habe ich Ihnen bereits vorhin erklärt. Vielleicht weil in China ein Sack Reis umgefallen ist, was weiß ich!» Pasternak drückte die Funktaste. «Hallo Jungs, schon Meldung von unten?»
    Es rauschte und kratzte in den Lautsprechern.
    «Könnt ihr sehen, was kaputtgegangen ist?»
    Sie warteten auf Antwort. Es dauerte ein paar Sekunden, und in dieser kurzen Zeit war neben den undefinierbaren Geräuschen der leeren Funkfrequenz nur der Motor zu hören, der scheinbar keinen Schaden genommen hatte.
    «Kapitän Pasternak?» – Rauschen.
    «Ja?» – Rauschen.
    «Der Antrieb ist vollkommen in Ordnung, alles läuft, wir haben Glück gehabt!» – Rauschen.
    «Und woher kam vorhin dieses Geräusch? Irgendwo müssenwir etwas abgekriegt haben. Ich weiß, wie sich das anhört, und gerade eben hat es sich verdammt nochmal sehr danach angehört, dass es uns zerrissen hat.»
    «Ja, aber das ist nicht so schlimm. Glück im Unglück sozusagen!»
    «Wieso? Wo hat es uns erwischt?»
    «Nicht so wild. Nur der eine Ballasttank, steuerbord, das Zulaufsystem ist beschädigt. Sie wissen doch, dieses Ventil an der Seite, durch das wir das Wasser ein- und ablaufen lassen können. Es ist kaputt. Aber in Eemshaven werden wir es problemlos ersetzen können. Bis dahin wird wohl ein paar Meter geflutet werden.» – Rauschen.
    Schmidt-Katter schaute fragend in die Runde. Einer der Mechaniker, es mochte wohl Wolfgang Grees’ Stellvertreter sein, holte eine Planskizze aus einer der Schubladen und breitete sie auf dem Steuertisch aus. Alle, selbst Carolin, versammelten sich um die Zeichnung, die den unteren Teil des Schiffsrumpfes zeigte.
    «Links und rechts haben wir Ballasttanks, die auf dem Meer geflutet werden, damit das Schiff satter in den Wellen liegt. Derzeit sind die Tanks leer, damit wir nicht zu viel Tiefgang haben. Wenn der Zulauf von außen beschädigt ist, so brauchen wir uns keine großen Sorgen zu machen.»
    «Aber es wird Wasser in die Flutungsräume laufen, oder

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