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Halbmast

Halbmast

Titel: Halbmast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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weder von außen noch vom Atrium her einzusehen war. «Ich kann mir denken, was in deinem Kopf herumgeht, Pieter! Du verabscheust dies alles hier. Stehst wieder rum und brüstest dich mit deiner Political Correctness. Trotzdem haben wir mit diesem Schiff mehr für die Menschen in dieser Region getan als du mit deinen lächerlichen Flugblättern.»
    «Auf kurze Sicht vielleicht.»
    «Ich werde jetzt nicht mit dir diskutieren.»
    Er setzte sich auf eine knallrote Bank, lehnte sich langsam zurück und setzte einen Gesichtsausdruck auf, von dem er wusste, dass er Ebba in Rage versetzen würde. «Warum eigentlich nicht?»
    «Pieter, wir stecken beide bis zum Hals im Dreck!»
    «Übertreib doch nicht! Ich werde natürlich sagen, dass ich dich gezwungen habe, ich werde dich da raushalten. Wenn ich überhaupt gefunden werde. Die Fahrzeugnummer haben wir ohnehin entfernt, es gibt keine Anhaltspunkte   …»
    «Von dir rede ich doch gar nicht! Es geht um mich! Ich habe Mist gebaut. Großen Mist!»
    «Meine Tante baut nie Mist, du musst dich irren!»
    «Kannst du nicht einen Moment mal mit mir reden, als wären wir zwei ganz normale Menschen, die sich nicht jeden Moment die Köpfe einschlagen wollen? Ist das zu viel verlangt?»
    Pieter wäre fast zusammengezuckt. Ebba schaute ihn verzweifelt an. So hatte er sie vorher nie gesehen. Noch nie hatte sie etwas von ihm gewollt, zumindest nicht auf diese eindringliche, hilflose Art. Es war ihm unangenehm, ihrem bittenden Blick zu begegnen.
    «Ich habe dir doch von Leif erzählt? Von dem Journalisten?»
    «Der vom
Objektiv

    «Richtig! Er ist an Bord des Schiffes. Ich habe ihn nach über zwanzig Jahren wieder gesehen. Hier auf der
Poseidonna
. Ist das nicht verrückt?»
    «Ja, das ist verrückt, aber was ist mit dem Mist, den du angeblich gebaut hast?»
    Sie legte ihre Hände vor den Mund und rieb sich mit den Fingern über die Backen, sodass sich ihr Gesicht ein wenig verzog. Sie suchte nach Worten. «Ich wusste gleich, er ist ein harter Brocken. Schon damals hatte er ein untrügliches Gespür für die Wahrheit. Leif Minnesang hätte keinen anderen Job ergreifen können. Er war wie geschaffen für eine Karriere als Journalist.»
    «Ein Wunder, dass Schmidt-Katter ihn überhaupt an Bord gelassen hat!»
    «Es war mehr der Wunsch des amerikanischen Reeders. Sinclair Bess hatte eine umfangreiche PR verlangt. Da er beabsichtigt, noch mehr Schiffe diesen Formats bei uns bauen zu lassen, konnten wir diese Bitte nicht abschlagen.» Sie machte eine Handbewegung, die darauf schließen ließ, dass es hier in erster Linie um viel Geld ging. «Und dann wollten wir natürlich das Nachrichtenmagazin Nummer eins an Bord. Und das
Objektiv
hat auf Minnesang bestanden. Den oder keinen, hat der Chefredakteur gesagt, weil Leif aus der Gegend stammt und wohl auch erwähnt hat, dass wir uns kennen. Und so haben wir auch die Spinnaker zugesichert bekommen, und das war uns besonders wichtig. Sie ist eine der besten Fotografinnen des Landes!»
    «Ich weiß!»
    «Gut, also war Leif hier. Am Anfang zahm wie ein Schoßhund, nette Fragen und so, schwer beeindruckt vom Schiff, ich dachte schon, alles geht gut und die Sorgen waren umsonst.»
    «Aber?»
    «Irgendjemand hat ihm was gesteckt!»
    «Worüber?»
    «Die Illegalen!»
    «Damit scheide ich als Verdächtiger wohl schon aus. Mir geht es nämlich nicht darum, wer auf der Werft legal arbeitet und wer nicht.»
    «Ich weiß, Pieter! Ausnahmsweise hatte ich dich auch nicht eine Sekunde unter Verdacht. Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass du an Bord bist. Die Sabotage, gut, mir war klar, dass du und deine Leute dahinter stecken müssen. Aber warum solltest du mitfahren? Das ergibt keinen Sinn. Nein, ich weiß nicht, wer Leif von den Polen erzählt hat. Ich habe keine Ahnung!»
    «Aber bitte: Was ist daran so dramatisch? Dass Schmidt-Katterüber Umwege illegale Arbeiter aus dem Osten beschäftigt, ist ein offenes Geheimnis!»
    «Es gab da einen besonderen Fall   …»
    Pieter lehnte sich aufmerksam nach vorne.
    «Eine junge Frau aus Polen, ach, egal. Es wird dich nicht wirklich interessieren. Es tut auch nichts zur Sache.»
    Er beschloss, nicht weiter nachzuhaken. Er wollte lediglich wissen, was mit Carolins Kollegen passiert war. «Und dann hat irgendjemand diesem Journalisten was gesteckt, was er nicht wissen sollte?»
    «Es muss schon auf dem Empfang passiert sein. Leif war für einen kurzen Moment von der Brücke verschwunden, vielleicht war er auf der

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