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Halbmast

Halbmast

Titel: Halbmast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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Toilette, vielleicht an der frischen Luft, ich habe keine Ahnung. Doch als er wiederkam, war er komisch. Er nahm mich zur Seite und fragte mich über dieses Mädchen aus. Sie ist gestorben, weißt du, vor ein paar Monaten. Ich kannte sie nicht, aber ich hatte mal am Rande davon erfahren. Er ließ nicht locker.»
    «Und was hast du getan?»
    «Nun, er ist weiß Gott immer noch ziemlich charmant. Schon gleich zu Beginn hat er mich gebeten, dass ich ihm und seiner Fotografin eine Flasche Champagner spendiere. Vielleicht wollte er was von ihr, keine Ahnung, er war ganz versessen darauf, um Mitternacht an Deck einen zu trinken. Mit dieser Carolin.»
    «Und du warst eifersüchtig!»
    «Nein, das ist lächerlich. Selbstverständlich habe ich diesen Champagner für Leif zurückgehalten, sogar zwei Gläser stellte ich bereit. Ich wollte ihn ja schließlich bei Laune halten. Aber als er dann später anfing, von diesem Mädchen zu reden   …» Sie schaute ihn nicht an. Egal, was sie getan hatte, es war schlimm genug, dass Ebba seinem Blick auszuweichen versuchte. «Was hätte ich tun sollen? Hätte er diese Geschichtein seinem Bericht erwähnt, dann würde Schmidt-Katter vermuten, dass die Information von mir käme. Weil Leif und ich eben alte Bekannte sind und sonst eigentlich kaum einer von der Sache weiß. Ich kann es mir nicht leisten, wegen mangelnder Loyalität gefeuert zu werden. Auch wenn ich mir im Grunde nichts vorzuwerfen habe. Ich mag meinen Job. Und Leif fragte immer weiter: Aus welchem Grund musste diese Svetlana sterben? Ein vierundzwanzigjähriges Mädchen? Eine begabte Studentin, die sich in den Semesterferien ein paar Euros bei der Putzkolonne verdiente. Warum ist sie nun tot? Immer so weiter   … Er war so verbissen in diese Story, ich musste einfach etwas machen. Zumal er sich mit Carolin Spinnaker treffen wollte. Und die hätte dann mit Sicherheit von der Sache erfahren. Ich musste das verhindern, verstehst du nicht?»
    «Doch, klar. Ich verstehe dich schon.» Genau genommen war es das erste Mal, dass Pieter seine Tante in irgendeiner Weise verstand, dass er sogar so etwas wie Verbundenheit mit ihr spürte. Sie war ebenso kompromisslos wie er. Auch wenn sie nur sich selbst und ihren Job schützen wollte. Sie war ihm doch ein wenig ähnlich.
    «Ich habe den Schlüssel zur Krankenstation, ich habe den Schlüssel zum Medikamentenschrank.»
    «Du hast den Typ vergiftet?»
    «Nein, ich habe ihn beruhigt!»
    Ohne es zu wollen, musste Pieter bei der Vorstellung lachen, dass Ebba mit einer Pipette oder wie auch immer heimlich Drogen verabreichte.
    Doch sie reagierte nicht auf seine Belustigung. «Ich habe Valium in sein Getränk gegeben. Nicht viel, ich wollte nicht, dass er skeptisch wird, wenn ihn die Müdigkeit hinterrücks überfällt. Ich wollte nur, dass er sich nicht so aufregte, dass er zu müde wurde, um sich in seine Fragen zu vertiefen.Und dass er sein Rendezvous mit der Fotografin absagte. Natürlich war es nur eine Lösung auf Zeit, irgendwann hätte er wieder mit dem Fragen begonnen. Aber bis dahin hätte ich mehr Gelegenheiten gehabt, mir gemeinsam mit Schmidt-Katter und seinen Leuten eine harmlose Antwort zu überlegen. Ich hätte mich an meine Vorgesetzten wenden können,
bevor
Leif mit seinem erworbenen Wissen Schaden anrichten konnte. Deshalb musste ich ihn für ein paar Stunden außer Gefecht setzen.»
    «Um Himmels willen, warum geht ihr all diese Risiken ein, um einen Todesfall zu vertuschen, der nach deinen Worten gar nicht so dramatisch gewesen ist?»
    «Wir brauchen Unterstützung von Seiten der Politik, wir brauchen das Vertrauen der Bevölkerung. Und vor allem brauchen wir Aufträge in der Größenordnung, wie Sinclair Bess sie uns verschafft. Sonst können wir den Laden dichtmachen. Und Sinclair Bess ist sehr sensibel, was die Integrität der Werften angeht. Wenn er das Gefühl hat, eine Firma arbeitet nicht ganz sauber, dann wendet er sich ab, um seinem eigenen Ruf als ehrbarer Geschäftsmann keinen Schaden zuzufügen. Aus diesem Grund hätte das tote Polenmädchen uns allen das Genick brechen können, auch wenn der Fall eigentlich wirklich nur eine Verkettung unglücklicher Umstände war.»
    «Von denen du ja eigentlich überhaupt nichts weißt», hakte Pieter nach.
    Doch sie ignorierte seine Provokation. «Jedenfalls war es entschieden besser, wenn Leif nicht gleich in die Vollen ging. Vorsichtshalber habe ich in die zurückgelegte Champagnerflasche ebenfalls ein paar Tropfen mit

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