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Halbmast

Halbmast

Titel: Halbmast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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oder um Mord.
    Als sich ihm eine kräftige Hand auf die Schulter legte, zuckte er noch nicht einmal zusammen. Er hatte damit gerechnet, dass er nicht weit kommen würde.
    «Dürfte ich bitte mal Ihren Besucherausweis sehen?», vernahm er eine schneidende Stimme hinter sich. Er erkannte den Tonfall, und als er sich umdrehte, sah er sich in seiner Vermutung bestätigt: Roger Bernstein, der Leiter der Security, sah ihn streng und ungeduldig an. Die rote Baskenmütze saß in korrekter Schräglage auf seinen kurz geschorenen Haaren. «Ihren Ausweis!»
    «Ich habe keinen», antwortete Marten schlicht.
    «Und wie sind Sie hier an Bord gekommen?»
    «Das war nicht so schwierig, wenn ich ehrlich bin.»
    Bernstein besaß scheinbar keinen Humor, er fasste Marten grob am Arm. «Kommen Sie mal mit, mein Freund. Ich denke, Sie wissen, wie ernst Ihre Lage jetzt ist. Also keine Zeit für Scherze.» Er bog den Arm nach hinten und hielt ihn fest im Griff. Das war übertrieben. Marten machte keinerlei Anstalten, sich von ihm loszureißen.
    «Ich muss nach unten zu den Ballasttanks.»
    «Sie müssen nirgendwohin, das steht schon mal fest!»
    «Doktor Perl sitzt dort unten fest. Wir sollten ihn retten.»
    «Sind Sie durchgeknallt?» Bernstein nahm sein Funkgerät an den Mund. «Roger hier, Leute, ich brauche zwei Männer zur Zwischentreppe, Deck 10.   Ich denke, ich habe das Schwein gekriegt!»
    Ein Rauschen aus dem Apparat wurde nur von der kurzen Nachfrage unterbrochen: «Den Mörder?»
    «Ich denke ja!»
    Marten wehrte sich kurz. «Sie irren sich, Bernstein. Ich bin nicht der Mörder. Aber wir sollten nach unten und   …»
    «Hören Sie, ich werde keinen Moment mit Ihnen diskutieren. Dazu bin ich überhaupt nicht aufgelegt, wie Sie sich denken können.»
    Keine zehn Sekunden später waren zwei weitere Uniformierte bei ihnen. Sie nahmen jeweils einen Arm und fixierten Marten zusätzlich im Genick. Er konnte sich kaum rühren. Er wusste, warum sie ihn derart hart rannahmen. Er war fast einen Kopf größer als die anderen und hatte breitere Schultern, als beide Kappenträger nebeneinander gehabt hätten. Sie führten ihn langsam die Treppe hinauf, wahrscheinlich wollten sie ihn zur Brücke bringen.
    «War die Fotografin nicht bei Ihnen?»
    «Die kleine Frau? Carolin Spinnaker? Sie wollte sich hinlegen, soweit ich weiß. Woher wissen Sie von ihr?»
    «War sie nicht bei Ihnen oben? Hat Sie Ihnen nichts ausgerichtet?»
    «Was soll das?»
    «Sie sollte Ihnen sagen, dass Doktor Perl dort unten ist. In dem Ballasttank, der soeben mit Wasser voll läuft.»
    «Uns hat niemand was gesagt.»
    «Also, wenn Sie mir nicht glauben und nicht zuhören, dann ist das eine Sache. Aber schicken Sie wenigstens zwei Leute nach unten. Sie haben doch eine ganze Armee hier an Bord. Das kann doch nicht so schwer sein!»
    «Sie haben hier überhaupt nicht zu melden, was ich zu tun und zu lassen habe. Wer sind Sie überhaupt?»
    «Marten. Ich habe früher hier gearbeitet.»
    Bernstein, der ein paar Schritte vor ihnen die Treppe hinaufging, zögerte einen Moment. «Und warum sollte Herr Perl da unten sein?»
    «Weil ich ihn dort eingesperrt habe.»
    «Das ist Schwachsinn.»
    «Sagt Ihnen der Name Svetlana Adamek etwas?» Marten meinte, ein Aufhorchen des Sicherheitsmannes zu bemerken. «Ich war mit ihr verlobt.»
    Wieder griff Bernstein zum Funkgerät. Während er hineinsprach, ließ er Marten nicht aus den Augen. «Ist gerade jemand in der Nähe von Deck 2?» – Rauschen. – «Wir sind hier, Trupp 25, Jens und Konrad.» – Rauschen. – «Jungs, schaut mal im beschädigten Ballasttank nach. Da soll angeblich jemand drinstecken. Schaut gründlich nach!» – «Ja, Chef.» – Rauschen.
    Er schaute ihn noch immer durchdringend an. «Ich warne Sie, wenn Sie mich verarscht haben, dann   …»

Pieter
    Auf der Suche nach Carolin hatte Pieter fast das ganze Schiff durchkreuzt.
    Es war schwer gewesen, Ebba davon zu überzeugen, dass sie ihn besser gehen ließ. Sie hatte einige Freunde bei der Security, die gern bis zur Ankunft in Eemshaven auf ihn Acht gegeben hätten. Er wusste, dass seine Tante immun gegen seine Überzeugungskraft war. Zum Glück hatten nach und nach seine Argumente gewirkt, dass es ratsam sei, nicht zu vielen verschiedenen Leuten von seiner Anwesenheit zu berichten. Je mehr davon wussten, dass Pieter sich auf der
Poseidonna
herumtrieb und für die Sabotageakte verantwortlich war, desto eher lief sie Gefahr, dass jemand plauderte und sie ihren

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