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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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herzustellen. Das erforderte meine ganze Kraft. Ich bin hier. Kannst du mich hören?
    Er erstarrte. Ja. Er klang sehr aufgeregt. Aber du klingst, als wärst du meilenweit weg. Wenn ich dich nicht auch in meinem Blut spüren könnte, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, du würdest mit mir sprechen.
    Meine Wölfin ist bewusstlos. Ich befinde mich in einer Art Schwebezustand, nicht ganz wach, nicht ganz Herr meiner Sinne, aber auch nicht bewusstlos.
    Dein Herz schlägt nicht , erklärte mir Tyler überraschend unaufgeregt. Und du atmest nicht. Eigentlich müsstest du tot sein.
    Tja, anscheinend bin ich es nicht. Aber ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob ich aufgewacht wäre, wenn du nicht gewesen wärst. Hast du mich vorhin auch schon mal angefasst?
    Ja, habe ich. Ist etwa fünf Minuten her.
    Die Blutbande zwischen uns sind der Grund dafür, dass ich wach geworden bin. Jedenfalls vermute ich das. Über diese Verbindung f ühle ich mich mit neuer Energie aufgeladen, jedes Mal, wenn du mich anfasst. Deine Energie scheint dann zu mir hinüberzufließen.
    Das sind die verdammt besten Neuigkeiten seit Langem. Aber warum kannst du dich aus diesem Schwebezustand nicht befreien?
    Ich bin in einer Art Kokon gefangen. Mein Instinkt sagt mir, dass ich ihn öffnen oder durchstoßen sollte. Aber ich weiß nicht, wie. Meine Wölfin rührt sich immer noch nicht.
    Ich könnte dir einen Energiestoß schicken. Ein bisschen, als würde ich dich schubsen. Meinst du, das könnte helfen?
    Versuch’s einfach. Seltsamer Zustand, in dem ich mich da befand: nicht Fisch, nicht Fleisch. Ich konnte denken. Aber ich atmete nicht, mein Herz schlug nicht, und als ich versuchte, Zugang zu meiner eigenen Magie zu erlangen und sie zu sammeln, fühlte ich mich, als wäre ich leergesaugt. Es gab nichts zu sammeln; rein gar nichts an Energie war noch übrig. Dennoch gab ich nicht auf und zapfte dort Energie an, wo ich sie mir bisher immer hatte holen können. Es passierte auch etwas: Der Kokon, in dem ich gefangen war, stülpte sich nach innen, als hätte ich die Außenhaut angesaugt.
    Endlich begriff ich: Meine ganze Energie ging dafür drauf, mich, den menschlichen Teil meines Bewusstseins, zu schützen.
    Tyler, meine ganze Kraft und Energie speist den Kokon um mich; für mich ist nichts mehr übrig. Deshalb bin ich jetzt darin gefangen.
    Ich gebe dir etwas von meiner Energie ab. Auf der Stelle entfachte rohe, ungeschlachte Energie meine Sinne. Meine Wölfin regte sich, bewegte die Pfoten, als träume sie, und knurrte leise. Der Energiestoß, der mich elektrisierte, war also nicht genug, um sie zu wecken. Aber wir beide, mein Bruder und ich, hatten die Reaktion bemerkt. Übernatürliche, besonders die älteren, erfahreneren, vermögen ihre Energie zu bündeln, so wie Tyler es jetzt tat. Hexen besitzen dafür sogar ein besonderes Talent und horten Energie mit Hilfe ihrer Vertrauten. Diese können die gehortete Energie dann an die Hexe zurückleiten, wenn sie einen erhöhtenBedarf hat. Tyler war nicht gerade sonderlich alt. Aber die neu geschaffene Verbindung zwischen uns ließ es wie das natürlichste von der Welt erscheinen.
    Gierig sog ich Tylers Energie auf. Es funktioniert. Es ist jetzt viel leichter, mich mit dir zu unterhalten. Wenn ich genug Energie gesammelt habe, bündele ich sie und schicke sie nach außen. Ich glaube, mit einem gezielten Energiestoß kann ich den Kokon, der mich umhüllt, sprengen, und dann bin ich wieder frei.
    Sei vorsichtig, Jess. Ich habe noch nie einen Wolf in einem Zustand gesehen, der deinem jetzigen gleicht. Bist du sicher, dass das Aufbrechen der Hülle für dich nicht tödlich endet? Was, wenn der Kokon das Einzige ist, das dich noch am Leben hält?
    Das gab mir zu denken. Ich vermochte nicht zu sagen, ob Tyler recht hatte oder nicht. Ich folge hier einfach meinem Bauchgefühl. Es fühlt sich richtig an, die Hülle zu sprengen. Und mal ganz ehrlich: Was bleibt mir denn anderes übrig?
    Na, großartig! , grummelte Tyler. Aber wehe du stirbst! Dann erwürg ich dich, versprochen. Er fuhr fort, mir Energie zuzuführen. Er nahm mich also beim Wort.
    Wie lange war ich dieses Mal weggetreten?
    Ein paar Stunden.
    Erleichtert nahm ich zur Kenntnis, dass wir nicht noch einen vollen Tag verloren hatten. Übrigens, bist du seit heute mein Held. Ich habe gehört, wie du Danny klargemacht hast, dass ihr Rourke retten müsst. Es wäre das Dümmste und Tollkühnste gewesen, was ihr hättet machen können, aber zugleich auch

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