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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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blieb still liegen. Offenkundig war sie zu schwach zur Gegenwehr. Die Haut ihrer überlangen Monster-Arme erinnerte an Waschfrauen-Hände. Ohne nachzudenken, beugte ich mich zu ihr herab, hob sie auf und trug sie bis zur Wasserlinie. Wieder fiel mir auf, dass die Najade, so lang und schmal sie war, fast nichts wog. »Wir wollen keinen Krieg mit euch«, rief ich mit voller Lautstärke, womit ich meine Stimmbänder arg strapazierte. Ich warf die verschrumpelte Najade zurück ins Wasser. Wetten darüber, ob sie am Leben bliebe oder sterben würde, hätte ich nicht annehmen mögen. Sobald sie mit dem Wasser in Berührung kam, wurde sie auch schon in die Tiefe gezogen, und das Wasser beruhigte sich.
    Ein paar Augenblicke später allerdings brodelte es erneut auf, und überall waren Najaden-Schöpfe zu sehen, die auf dem Wasser tanzten wie bei einem straff durchchoreografierten Ballett.
    Schleunigst hastete ich ein Stück weit das Ufer hinauf.
    Der Fluss glich immer noch einem Whirlpool, und genau in diesem Moment legten die Najaden den Kopf in den Nacken und öffneten die Münder, gähnten hundertfach dem sternenbeschienenen Himmel entgegen. Verflixt, das sieht nicht gut aus. Meine Wölfin ließ ein zustimmendes Jaulen vernehmen.
    Ich war gerade dabei, mich noch weiter vom Ufer zurückzuziehen, als ein schriller Laut, gesungen von den Najaden, die Luft zerriss. Es war nur ein einzelner Ton, der in seiner Intensität dennoch herrlich war. Drei Herzschläge lang hielten die Najaden diesen Ton. Dann endete ihr Gesang abrupt, als sie alle gleichzeitig abtauchten.
    Von jetzt auf gleich war die Wasseroberfläche wieder spiegelglatt.
    Nichts wies mehr darauf hin, dass gerade noch eine ganze Armee Übernatürlicher die Oberfläche durchbrochen hatte. Was war denn das? Sind sie wirklich weg? Meine Wölfin winselte. Sie war genauso verunsichert wie ich. Wir beide konnten uns nicht erklären, was der Auftritt der Najaden zu bedeuten hatte.
    »Danke!«, keuchte Danny. Er kam zu mir gelaufen; sein Körper war immer noch damit beschäftigt, sich von den Verletzungen zu erholen, die von dem Sturz in die Tiefe herrührten. »In meiner Verfassung hätte mich das Biest tatsächlich schnappen und verschlingen können.«
    »Keine Sorge, du wärst mit der Najade fertiggeworden«, widersprach ich. »Außerhalb des Wassers sind sie weich wie Wackelpudding. Komm, wir sollten machen, dass wir hier wegkommen.« Während ich die ersten Schritte in Richtung Berg machte, nahm ich ganz allmählich wieder meine menschliche Gestalt an. »Wir müssen ja jetzt wieder da hochkraxeln.«
    »Jessica«, brüllte Danny, »Achtung!« Er packte mich gerade einmal einen Augenblick zu spät.
    Die Skorpinne hatte sich um meinen Fuß gewunden und stach zu. Mühelos bohrte sich der Stachel in die weiche Stelle neben dem Knöchel. Heiß wie ein Blitz durchfuhr mich Schmerz an der Einstichstelle. Der Schmerz war so groß, das ich einen Sekundenbruchteil wie geblendet war, und raste dann mit der Hitze geschmolzener Lava das Bein empor. Das Gift des Zaubers, das die Skorpinne in meine Blut- und Nervenbahnen injiziert hatte, verteilte sich rasch in meinem ganzen Körper.
    Ich brach zusammen.
    Dann, plötzlich, war die Skorpinne wundersamerweise nicht mehr an meinem Bein. Jemand hob mich vom Boden auf. Ich hörte Rufe und Gebrüll.
    »Alles wird gut. Hörst du mich?«
    Tyler?
    Danny sprach leise und besänftigend zu mir, und seine Stimme umschmeichelte mich wie das sanfte Flüstern einer Abendbrise. Dann aber übertönte ein schreckliches Kreischen in meinem Kopf alles andere. Mir war, als würde mir der Schädel platzen, ein dichter, orangefarbener Nebel waberte in mein bewusstes Sein und hüllte alles ein, jeden Gedanken, jedes Gefühl und auch meine Wölfin. Sie kämpfte gegen den Nebel, mühte sich ab, ihn zu vertreiben. Aber der Nebel verflüchtigte sich nicht, im Gegenteil: Er wurde immer dichter. Eine dicke gefährlich orangefarbene Suppe.
    Man legte mich in die Arme eines anderen Gefährten. Einer Gefährtin, denn ich hörte Naomis Stimme. Ihr Mund lag an meinem Ohr, und ihre Stimme klang wie Donnerschlag: »Du musst jetzt stark sein und kämpfen.« Ich hielt mich an ihrer Stimme fest; sie war meine Rettungsleine, meine Verbindung zum Leben. »Ich bringe dich den Berg hinauf. Du hattest Selenes bösen Zauber schon einmal in dir, ma reine . Nutz dies zu deinem Vorteil. Ihre Magie kann nicht über deine Magie triumphieren. Dein Blutwird Antikörper gegen ihren bösen

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