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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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und im selben Moment sprang meine Wölfin auf alle viere und knurrte wild.
    Dann, anfangs versuchsweise und sehr verhalten, setzte mein Herzschlag wieder ein.
    Prompt wandelte sich mein Körper, und ich bekam wieder meine menschliche Gestalt. Alles ging so schnell, dass ich nicht recht wusste, wie mir geschah, als ich von einem Moment zum anderen nackt, hechelnd und auf allen vieren wie meine Wölfin auf dem Boden der Höhle kniete.
    »Es hat funktioniert, Gott sei Dank«, rief Tyler und zog den Kopf ein, als er die kleine Höhle betrat. Schnurstracks ging er zu meinem Rucksack, der in einer Reihe neben den anderen an der Wand lehnte, wühlte darin herum und zog ein paar Kleidungsstücke heraus. Er warf sie mir zu, und ich fing sie mit einer Hand. Nur gut, dass sich die Kleidung, die ich eingepackt hatte, zusammenknautschen ließ und entsprechend wenig Platz beanspruchte. »Sieht so aus, als dürften wir das als Erfolg verbuchen. Du scheinst wieder ganz normal zu sein.«
    »Normal? Das ist wahrscheinlich Ansichtssache.« Ich zog T-Shirt und Leggings über. »Wie viel Uhr ist es?«
    »Drei Uhr nachts«, erwiderte er.
    Im selben Moment tauchte auch Danny auf, blieb aber sogleich wie angewurzelt stehen. Er blickte derart erstaunt drein, dass es nachgerade komisch wirkte. »Du bist wach, na so was! Okay, zugegeben, ich habe eine Veränderung wahrgenommen, aber nicht einzuordnen gewusst. Ich muss verdammt noch mal besser darin werden, die Ausschläge unserer frisch geschlossenen Blutbande zu deuten. Aber, Teufel noch mal, ich hatte es nicht für möglichgehalten, dass du wieder in die Welt der Lebenden zurückkehrst. Du hast eine halbe Ewigkeit keinen Atemzug mehr getan.«
    »Ohne Tylers Hilfe hätte ich das Aufwachen auch nicht hinbekommen, ganz ehrlich.« Ich deutete mit einer Kopfbewegung zu meinem Bruder hinüber. »Alles sein Verdienst. Er hat mich geweckt.«
    »Großartig und sehr beruhigend, dass du in ganzen Sätzen sprichst, größtenteils jedenfalls«, sagte Danny und grinste. »Ich nehme also mal an, das bedeutet, dein Gehirn hat keinen Schaden genommen?«
    »Nö, bleibende Schäden habe ich nicht davongetragen, soweit ich das jetzt beurteilen kann.« Ich kicherte. »Sagt mal, ihr zwei: Wo sind wir hier eigentlich?« Ich blickte mich in der kleinen Höhle um. Alles, was sie zu bieten hatte, waren Felsen, die ein Film aus Staub und Dreck bedeckte, und ein die Nase beleidigender Modergeruch.
    »Naomi ist den Berg hochgeflogen und hat die Höhle entdeckt. Wir sind dann mit der Ausrüstung hinterher«, antwortete mein Bruder. »Die Vampire melden, dass wir dem Portal zu Selenes Festung ganz nah sind. Das liegt, offenbar gut getarnt, irgendwo über uns.«
    »Wo ist Ray?«
    Verständnislos starrten die beiden mich an.
    »Ihr wisst schon«, half ich ihnen auf die Sprünge, »dieser nervige, völlig unbedeutende Mensch, der sich stets bemüht, uns das Leben noch schwerer zu machen? Hat Naomi ihn hergebracht, nachdem ihr dieses Versteck ausgeguckt hattet?«
    »Die Vampire sind unterwegs und sondieren das Gelände ringsum«, meinte Tyler ausweichend. »Naomi hat sich über den Zustand, in dem du warst, ziemlich aufgeregt. Eamon ist die ganze Zeit vor dem Eingang auf und ab gegangen und hat sie gedrängt, endlich mit ihm von hier zu verschwinden. Er hat sie keinen Moment damit in Ruhe gelassen. Rays Name ist bei derganzen Sache nicht mehr gefallen. Ich weiß, du findest das sicher voll daneben von mir, richtig herzlos und so. Aber ich sag’s, wie’s ist: Er ist einfach nicht auf meinem Radar, okay? Ehrlich, ich habe nicht einen Gedanken an ihn verschwendet.«
    »Wann erwartet ihr die Vampire zurück?«, wollte ich wissen. Ich konnte Tyler nicht dafür verurteilen, dass er war, wie er eben war, selbst wenn mir das, wie in diesem Fall, so gar nicht in den Kram passte. Aber Naomi war nun einmal die Einzige, die wusste, wo Ray steckte. Sich hier und jetzt deswegen die Köpfe heiß zu reden, brachte also nicht viel. »Wir müssen los und dürfen uns auch von nichts mehr ablenken oder aufhalten lassen. Bei Sonnenaufgang sollten wir Selene aufgespürt haben.« Das Gefühl, etwas, jemanden! zu verlieren, nagte an meinem Herzen. Rourke blieb nur noch wenig Zeit. Ich konnte es spüren. Ich musste einfach zu ihm. Alles andere musste warten.
    »Sie sollten bald zurück sein. Uns bleiben noch etwa drei Stunden bis Sonnenaufgang«, antwortete Danny.
    »Dann sollten wir schnell was futtern«, sagte ich. »Ich hoffe, ihr habt noch was

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