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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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Zauberpfeilen Rückendeckung zu geben. Eamon hatte sich geweigert, uns in irgendeiner Form zu helfen. Tyler und Danny sollten sich vor dem Portal wandeln und mir dann in Selenes Festung hinein folgen. Einen besseren Plan hatten wir nicht.
    Meine Gedanken flogen zu Rourke. Sein blonder Drei-Tage-Bart, seine geradezu lächerlich grünen Augen, die Klarheit seines Blicks, so sah ich ihn vor mir. Ich sah ihn lachen, kämpfen, mir die Arme um die Taille legen. Meine Wölfin straffte den schlanken, kräftigen Körper und winselte. Wir bekommen ihn lebend da raus. Sie bellte und schickte mir von ihm ein Bild ihrer Wahl. Er stand mit nacktem Oberkörper im Fluss; die Sonne glitzerte auf seiner nassen Haut und den Tattoos, deren schwarze Tintenspur sich um seine Unterarme schlängelte; ein Bild von einem Mann, von Wagemut und männlicher Kraft. Dann tat sie etwas, was sie schon lange nicht mehr getan hatte: Sie ließ seine Stimme in meinen Ohren erklingen. »Mach dir keine Sorgen, Schätzchen. Alles wird gut.«
    Ich stolperte einen Schritt vorwärts, und ehe ich es verhindern konnte, entschlüpfte ein leiser, winselnder Laut meiner Kehle, die mit einem Mal wie zugeschnürt war.
    Dannys Hand schoss vor und riss mich von der Kante des Felsvorsprungs zurück. »Also, ich für meinen Teil finde, dass jetzt gerade kein so guter Zeitpunkt ist, um kopfüber den Hang hinunterzupurzeln«, meinte er tadelnd. »Wäre ein echter Rückschlag, deinen zerschundenen Körper unten aus dem Geröllfeld klauben zu müssen. Wir sind nämlich ziemlich hoch oben, klar?«
    »Das sehe ich. ’tschuldigung«, stammelte ich. »Ich hab nur   … mir ist da gerade was voll unter die Haut gegangen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Danke fürs Festhalten.« Rasch wechselte ich das Thema. »Wo bleibt denn nur Naomi?« Mit den Augen suchte ich den Himmel ab. »Sie sollte längst zurück sein. Mehr als fünf Minuten kann es doch nicht dauern, Ray den Rucksack zu bringen. Sie muss Probleme mit ihm haben. Was auch sonst.«
    Hör mal, du, das war jetzt voll unfair! , beschwerte ich mich bei meiner Wölfin. Rourkes Stimme zu hören hatte mich mit einer Flut von Gefühlen überschwemmt. Ich hatte gar nicht bemerkt, was da alles gleich unter der Haut schlummerte und nur darauf wartete, hervorzubrechen und mich zu vereinnahmen. Meine Wölfin hob die Schnauze, zog die Nase kraus und fletschte andeutungsweise die Zähne. Eine Warnung. Ich hab’s verstanden. Ja, ich unterdrücke meine Gefühle absichtlich, aber nur zu meinem eigenen Schutz. Sonst würde ich den Verstand verlieren, das sag ich dir. Menschen wenden diese Methode häufig an. Sie verdrängen, was sie zu sehr beschäftigt oder ablenkt. Ich habe das gebraucht. Bitte erwarte nicht, dass ich so schnell lerne, ganz genau wie du zu denken und zu fühlen. Zweimal reckte sie ungeduldig die Schnauze gen Boden. Violett flackerte es in ihren Augen. Okay, aber stell dir doch mal diese Frage: Was, wenn wir zu spät kommen? Der Gedanke, Rourke für immer zu verlieren, ließ mich gleich mehrfach erschauern. Es war, als liefen tausend Nadeln über meine Haut hinweg. Ich spürte echten körperlichen Schmerz.
    Hastig rieb ich mir die Arme.
    Meine Wölfin drehte mir mit gesträubtem Fell die Kehrseitezu. In Ordnung. Du willst also nicht darüber reden. Aber vielleicht hat meine Verdrängungstaktik ja doch ihr Gutes. Es wird schon schrecklich genug sein, ihn leiden zu sehen. Selene wird ihm schlimm zugesetzt haben. Langsam wandte sich meine Wölfin wieder zu mir um und spulte augenblicklich einen Film vor meinem inneren Auge ab. Die Szene, die sie mir zeigte, war so deutlich, so klar, als sähe ich sie gerade jetzt mit eigenen Augen vor mir. Zwei Kinder. Ein Junge und ein Mädchen. Sie blond wie ihr Vater, er dunkel wie seine Mutter.
    Er rannte los, die Arme ausgebreitet, jemandem entgegen.
    Was um Himmels willen tust du da? , schrie ich in Gedanken gequält auf. Hör auf damit, sofort!
    Ich war zu schockiert, um die Gedankenverbindung zu ihr zu unterbrechen. Stattdessen sah ich zu, wie nun auch ich Teil der Szenerie wurde. Ich wirkte glücklich und fing lachend meinen Sohn auf, der auf mich zugerannt kam. Gerade als ich mich hinunterbeugte und ihn in die Arme nahm, verschwand das Bild. Zurück blieb nichts als Trauer. Tiefer Kummer überwältigte mich; mir krampfte sich das Herz zusammen, und meine Kehle war so zugeschnürt, dass ich schwer nach Atem rang. Das war absolut daneben! , tobte ich in Gedanken. Ich kochte vor

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