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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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Tallulah Talbot, noch nie von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden.
    Mit Bedacht trat ich ein paar Schritte vor. Diese Frau war so etwas von angepisst, und wenn jemand Marcy etwas angetan haben sollte, würde ich diesem Jemand sämtliche Knochen brechen. »Hallo, ich bin Jessica McClain. Das hier sind meine Büroräume, und Marcy ist meine Sekretärin.«
    »Ich weiß, wer Sie sind.« Tallulah Talbot maß mich mit einem abschätzigen Blick. »Glauben Sie wahrlich, ich ließe meine Nichte hier arbeiten, ohne genau Kenntnis über die Situation hier zu haben?«
    »Ähm, wohl nicht.« Ich war auf Tallulah Talbots Radar? »Was führt Sie hierher?«
    »Meine Nichte wird vermisst, das führt mich her.«
    »Was heißt, sie wird vermisst?«, fragte ich, während ich mich einen weiteren Schritt in den Raum hineinwagte. Auf den zweiten Blick wirkte Tallys Gesicht überraschend jung. Wäre nicht ihr weißes Haar gewesen und ihre zierliche, zerbrechlich wirkende Gestalt, ich hätte sie maximal auf Ende dreißig geschätzt. So aber würde man sie eher auf Ende vierzig, Anfang fünfzig schätzen.
    Ihre Augen waren von demselben Haselnussbraun, das Marcys Blick Wärme und Tiefe verlieh. Aber das war in der Tat die einzige Familienähnlichkeit zwischen ihnen   – abgesehen von ihrem Geruch.
    »Jess!«, rief Nick und kam um die Ecke geschossen. »Da habe ich ja doch richtig gehört!«
    »Nick!« Ich rannte auf ihn zu und umarmte ihn fest. Er hob mich hoch und drückte mich seinerseits. »Warum zum Henker hast du mich nicht angerufen?«, fragte ich, als er mich zurück auf den Boden gestellt hatte und auf Armeslänge Abstand hielt.
    »Tja, zum einen, weil ich nicht gewusst habe, dass du schon zurück bist. Aber ich hätte so oder so erst angerufen, wenn ich mehr Infos zusammengetragen hätte.« Er lächelte. »Ich habe selbst erst vor etwa einer Stunde erfahren, dass Marcy weg ist. Ich bin sofort hergekommen   – auf die Bitte dieser Dame da. Aber sie war   bereits im Gebäude, als ich angekommen bin.«
    »Meine Nichte wurde am Abend gegen ihren Willen von hier fortgebracht«, erklärte Tally. »Und zwar so gegen sieben Uhr.«
    »Wie können Sie da so sicher sein?« Ich blickte mich um und konnte nicht das kleinste Anzeichen für einen Kampf entdecken. Ich flehmte, aber außer Tallys Geruch konnte ich keinerlei andere Witterung aufnehmen. Hexenmacht in schier unglaublichem Ausmaß betäubte meine Sinne. Ich wandte mich an Nick. »Weißt du, was passiert ist?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin genauso von den Socken wie du. Ich habe den Anruf dieser Dame erhalten.« Er deutete auf die befehlsgewohnte Frau, die immer noch die Hände in die Hüften stemmte, und wusste offenkundig nicht, wie er sie anders ansprechen sollte oder durfte. »Das ist eine Stunde her, wie gesagt. Als ich das letzte Mal mit Marcy gesprochen habe, war noch alles in bester Ordnung. Sie war dabei zusammenzupacken und nach Hause zu gehen.«
    »Nichts war in bester Ordnung«, widersprach Tally mit ihrer ganzen natürlichen Autorität, »Marcy war besorgt. Sie hat mich von hier aus angerufen. Das war das letzte Mal, dass ich etwas von ihr gehört habe. Sie hat die Umgebung des Gebäudes mit einem Zauber belegt, der jede Annäherung offenbart, und der istausgelöst worden. Sie dachte, es handele sich um etwas Großes, Machtvolles, aber sie wusste nicht genau, was es war. Ich habe ihr gesagt, sie solle sofort das Gebäude verlassen und nach Hause gehen. Eine Stunde später hat sie mich angerufen und mir erzählt, alles sei in Ordnung. Sie sei müde und lege sich jetzt schlafen.«
    »Aber das klingt doch ganz normal.«
    »Aber es war nicht normal! Sie hat mich von einer fremden Nummer aus angerufen, und heute Abend läuft wieder diese Kuppelshow, und sie würde lieber einen Hexenfinger verlieren, als eine Folge davon zu verpassen. Also bin ich zu ihr nach Hause.«
    »Und da war sie nicht.«
    »Verdammt richtig, da war sie nicht. Also kam ich hierher. Ich wusste sofort, wer sie sich geschnappt hat. Ihre magische Signatur ist überall und unverkennbar wie Neonlicht in einem Schweinestall.«
    Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und flehmte ein weiteres Mal. Nichts. »Wer hat sie sich geschnappt?«
    »Die Zauberer.«
    »Warum sollten die Zauberer ein Interesse an Marcy haben?«
    »Sind Sie tatsächlich derart begriffsstutzig?« Tally kam auf mich zu. Magie umgab sie wie eine Wolke; die Luft knisterte davon. »Sie haben es selbstverständlich auf Sie

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