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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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Auf diese Weise verfällt man dem Wahnsinn, während sie dabei zuschaut und ihren Spaß hat.«
    Herr im Himmel.
    Eamon hatte seinen letzten Satz gerade beendet, als ein riesiger Felsbrocken von der Steilwand des Bergkamms her in den Wald geflogen kam. Das massive Wurfgeschoss riss eine Schneise der Verwüstung in das Gehölz und bohrte sich keine drei Meter von uns entfernt in den Boden.

KAPITEL ZWÖLF
    W o kommt der denn her?«, brüllte ich. Der Einschlag des Felsbrockens hatte eine solche Gewalt, dass es uns von den Füßen riss. Als Übernatürliche jedoch fingen wir uns rasch wieder. Breitbeinig stand ich über dem benommen zu Boden gegangenen Ray und blickte in Erwartung des nächsten Angriffs wild um mich. »Felsbrocken fliegen doch nicht einfach von selbst durch die Gegend!« Prüfend sog ich die Luft ein, aber alles, was ich riechen konnte, war der beißende Geruch der geflügelten Teufel.
    Naomi erhob sich so schnell in die Lüfte, dass ich ihre Gestalt nur als verschwommenen Fleck wahrnahm. Eamon war schon irgendwann zwischen dem Aufschlagen des Felsens auf dem Waldboden und dem Moment, in dem wir uns wieder aufgerappelt hatten, von der Bildfläche verschwunden.
    Eilends kam Danny zu Ray und mir und schüttelte sich dabei Kiefernadeln aus dem Haar. Tyler war noch nicht zurück. Er war immer noch unterwegs, die Kühlbox aus dem Hummer zu holen. Hoffentlich war er bald wieder da. »Etwas, das so einen Felsen über den Bergkamm auf den Wald schleudern kann, kann nicht sonderlich klein und niedlich sein«, meinte Danny. »Entweder ist der Fels mit Magie oder mit Muskelkraft bewegt worden. Für beides ist einiges nötig. Keine besonders schönen Aussichten.«
    Auf einmal ertönte ein lautes Ächzen, und eine Hand von der Größe eines Lehnstuhls langte über den Bergkamm und packte einen einsamen Baum. Die Pranke klammerte sich an das arme Ding, bis es sich hinunter auf den Boden bog; alles nur, um den Besitzer der Hand über den Kamm zu ziehen.
    Ehe wir den zu der Riesenpranke passenden Kopf zu sehen bekamen, kehrten Naomi und Eamon zurück. Absolut gleichzeitig landeten sie vor uns. »Was zum Geier ist das für eine Kreatur?«, verlangte ich sofort zu erfahren. »Raus mit der Sprache, schnell!«
    » Eh bien , wegen der Camazotz konnten wir nicht über die Baumgrenze hinaus und am Bergkamm nachsehen. Aber wir sind von hier aus so hoch hinaufgeflogen, wie wir konnten«, erklärte Naomi. »Der Größe zufolge meinen wir, dass es sich um eine Art Bergtroll handeln muss.«
    »Um einen Troll?« Ich war fassungslos, und es war mir auch anzuhören. »Selene hat einen Troll? Wie um Himmels willen kontrolliert man denn einen Troll? Ich dachte immer, Trolle gäbe es nur in Osteuropa oder so. Was wird das Kerlchen tun, wenn es genug Steine nach uns geschmissen hat? Uns fressen, oder was?«
    »Nein«, antwortete Eamon gereizt, »was du meinst, sind Brückentrolle! Bergtrolle verteidigen gewöhnlich einen Berg. Sie sind geschickte Werfer und treffen mit allem, was sie zu fassen bekommen, ausgesprochen genau. Für einen Bergtroll ist es ein Leichtes, uns mit einem Felsen vom Himmel zu holen, wenn wir fliegen, und noch leichter wird es, wenn wir auf der Stelle schweben. Sind wir erst am Boden, hat er uns zertreten, ehe wir wieder bei Besinnung sind. Einen Bergtroll darf man auf gar keinen Fall unterschätzen.«
    »Aber er riecht nach nichts«, beklagte Danny sich. »Ich vermute doch, auch Bergtrolle haben einen Geruch. Zu meinem Leidwesen habe ich schon genug Brückentrollgeruch in der Nase gehabt. Die stinken wie toter Fisch. Ganz übel.«
    »Ist sowieso egal. Wir finden wahrscheinlich gleich heraus, was für eine Art Übernatürlicher unser Steinewerfer ist«, sagte ich. »Schließlich klettert der Kerl gerade über den Bergkamm.«
    Aller Augen hingen am Gipfel des Berges. Hinter mir kam Ray, noch etwas wackelig in den Knien, wieder auf die Füße. »Ich seh gar nichts«, grummelte er. »Wollt ihr mir jetzt echt verkaufen,wir würden von einem Riesen angegriffen, der eine mit Stacheln bespickte Keule hat und Menschen frisst?«
    »So in etwa«, antwortete ich. Meine ganze Aufmerksamkeit galt der zweiten Hand, die jetzt über den Berg gesegelt kam und donnernd auf dem Kamm landete. Fels splitterte und regnete die Steilwand hinab in die Schlucht.
    Hinter uns hörten wir jemanden durchs Unterholz brechen. Es war Tyler, der zwischen den Bäumen hindurch auf uns zurannte. Die Kühlbox hielt er sich wie einen Schild über den

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