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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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griff und losspurtete. »Selene kann ihm ihren Willen aufzwingen und es kontrollieren. Wie einen Golem. Wenn wir einen Weg finden, diese Kontrolle zu brechen, fällt der Steinkerl wahrscheinlich auseinander oder verliert das Interesse an uns.« Ich zerrte Ray hinter einen großen Baum und schubste ihn gegen den breiten Stamm. Den Finger drohend vor Rays Nase, befahl ich: »Rühr dich nicht vom Fleck. Wenn dich eines der Wurfgeschosse trifft, bist du tot.«
    Auf seine Antwort wartete ich erst gar nicht. Ich schlüpfte hinter dem Baum hervor und rannte in Richtung Tyler davon. Der Mahrac drehte sich ein wenig in meine Richtung, als er mich zwischen den Bäumen auftauchen sah. Offenbar hatte er es nicht sonderlich eilig, uns anzugreifen.
    Ich erreichte Tyler und hechtete hinter den Erdhügel, hinter dem er Deckung genommen hatte. Danny flitzte aus seinem Versteck, einer Gruppe eng beieinander stehender Kiefern, zu uns herüber. Naomi tänzelte in der Luft vor dem Mahrac hin und her, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    »Sie hat vor, ihn abzulenken, solange das möglich ist«, bestellte uns Danny von ihr, als er bei uns angekommen war. »Hat einer von euch eine Ahnung, wie dieses Ding funktioniert?« Wieder donnerten Steingeschosse in den Wald; Bäume brachen wie Streichhölzer, Holzsplitter sausten durch die Luft. »Ich habe mein Lebtag lang noch nie etwas von diesen verdammten Mahracs gehört. Golem ja, Mahrac nein. Das muss eine regionale Art sein, aus irgendeinem Land am Arsch der Welt. Wie kommt Selene nur zu all diesen   … diesen Dingern?«
    Rasch scannte ich die Umgebung. »Wir brauchen Eamon«, sagte ich. »Außer ihm weiß keiner von uns, was dieser Steinkoloss so alles drauf hat. Eamon!«, rief ich und suchte den Wald mit den Augen ab. »Wo zum Henker ist er hin?«
    Ich hörte ein Rauschen, und im selben Moment landete der Vampir vor mir. »Ich bin hier. Aber gleich bin ich auch schon wieder weg.«
    »Hat Selene die totale Kontrolle über den Koloss?«, verlangte ich zu erfahren. »Oder besitzt der Mahrac eine Seele?«
    Eamon schürzte die Lippen. Am liebsten hätte ich ihm diesen arroganten Ausdruck mit einer gut platzierten Ohrfeige aus dem Gesicht gewischt. Schön kräftig, damit sich alle fünf Finger auf seiner Porzellanhaut abzeichnete. Es juckte mir bereits in den Fingern. »Das weiß ich nicht. Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich keine Ahnung habe, wie man das Monster besiegen kann. Mahracs leben tief im Altai. Das ist ein Hochgebirge in Mittelasien. Vor Jahrhunderten bereits wurden sie von mongolischen Schamanen erschaffen, um das Volk zu beschützen. Sie verteidigen das, was ihnen gehört, bis zum Ende. Ich weiß das nur, weil Selene damit geprahlt hat, als junge Hexe Zaubersprüche von einem sehr mächtigen Schamanen gelernt zu haben. DieTechniken, die Schamanen benutzen, unterscheiden sich sehr von Hexenmagie. Sie hat angeblich Jahre gebraucht, um es in dieser Kunst zur Meisterschaft zu bringen.«
    »Dann handelt es sich wohl doch um Gedankenkontrolle«, mischte sich Danny ein. »So kontrollieren die Schamanen die Steinmonster, und das tut Selene jetzt auch.«
    »Es ist viel Erfahrung nötig, um die Magie dafür richtig einzusetzen«, bemerkte Eamon aufgebracht.
    »Wie funktioniert das Ganze denn?«, erkundigte ich mich. »Ach, nun komm schon, Eamon: Du weißt mehr darüber als wir alle. Bitte denk nach!«
    »Ich habe einen Zauberer beobachtet, der einem Golem seinen Willen aufgezwungen hat«, ließ sich Eamon dann doch zu einer Antwort herab. »Ich war Zeuge, wie er seine Hand in den Kopf aus Ton tauchte und so tatsächlich, ganz physisch, in das Denken des Golem eingegriffen hat. Aber keiner von uns ist ein Zauberer oder eine Hexe. Es steht sogar zu bezweifeln, ob die Vampirkönigin dazu imstande wäre. Diese Kreatur aus Stein können wir nicht besiegen. Wir müssen zurück.«
    Zurück wohin? Wir konnten nur die Bergflanke wieder hinuntersteigen. Aber eine Garantie, dass der Mahrac uns nicht folgen würde, gab es nicht. Wahrscheinlicher war, dass wir ihn jetzt, wo er uns im Blick hatte, nicht mehr würden abschütteln können. Es gab kein Zurück: Wir mussten bleiben und kämpfen.
    In meinem Kopf jaulte und winselte meine Wölfin. Sie zeigte mir ein Bild von uns beiden, wie wir vor Energie und Macht glühten. Ich weiß: Gemeinsam sind wir stark. Ich kann es spüren, besonders jetzt, wo wir eng miteinander verbunden sind. Aber wir haben nicht annähernd die Macht, von der Eamon

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