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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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Kopf. »Ich habe eine Explosion gehört. Was ist passiert?« Er stellte die Metallbox mit genug Wucht ab, um sie ein Stück weit in den Boden zu rammen. »Ich habe den ganzen Weg hierher im Eiltempo zurückgelegt. Es hat geklungen, als hätte es die Bergspitze heruntergemäht   …«
    Ein Riese erhob sich über dem Bergkamm und beendete so alle Diskussionen.
    Seine dunklen Steinaugen richteten sich genau auf uns. Es war kein Troll. Es war ein Wesen, gemacht aus Fels und Stein. Meine Wölfin stieß ein langgezogenes Heulen aus. Was ist?
    »Impossible« , hauchte Naomi, »das kann nicht sein!«
    »Ich nehme mal an, das ist kein Troll«, bohrte ich sofort und sehr ungeduldig nach. Ich mochte es gar nicht, eine Neugeborene zu sein. Alles war neu, fremd, ungewohnt. Grässliches Gefühl. »Ist auch egal, mich schert nicht, was oder wer das ist. Wir müssen nur einen Weg finden, das Felswesen da vorn zu besiegen.«
    »Ich glaube, es ist ein Mahrac«, erklärte Eamon und klang tatsächlich ein wenig ehrfürchtig. »Mahracs sind sehr selten und sehr stark. Sie sind viel schlimmer als Trolle. Ein Troll atmet und blutet; er hat ein Herz, das schlägt. Man kann ihn daher besiegen. Ein Mahrac aber ist der Stoff, aus dem Albträume sind. Ein Geistwesen. Man kann es nicht töten. Wir können es unmöglich besiegen.« Er machte Anstalten, davonzufliegen. »Wir haben keine Chance. Wir müssen uns zurückziehen, umkehren.«
    Ich packte ihn am Arm, ehe er irgendwohin verschwinden konnte. »Rückzug ist keine Option«, hielt ich dagegen. Meiner Stimme war anzuhören, dass ich kurz vor einem Wutanfall stand. »Ich kehre nicht um!« Meine Wölfin knurrte zustimmend und fletschte die Zähne. »Sag mir, was ein Mahrac ist, und dann finden wir einen Weg, ihn zu besiegen.« Während ich sprach, richtete sich das Felsgeschöpf zu voller Größe auf. Es war an die fünf Meter hoch, mit einer Schulterbreite von bestimmt einem Meter achtzig, und aus massivem Stein. Sein Oberkörper war aus verschiedenen Felsbrocken zusammengefügt, die irgendwie zusammenhielten, ohne dass man hätte erkennen können, wie. »Der Steinkerl ist aus einzelnen Felsbrocken zusammengesetzt. Wie halten die zusammen, weißt du das? Wenn wir die Verbindung dazwischen kappen, müsste der Mahrac auseinanderfallen, richtig?«
    »Falsch«, fauchte Eamon. »Ein Mahrac ist ein Geistwesen, geformt aus dem Stein seiner Umgebung. Wenn er einen Stein verliert, macht er einfach den nächsten zu einem Teil seines Körpers. Schmerzempfinden hat er keines. Ich habe dir doch schon gesagt, dass es keinen Weg für uns gibt, einen Mahrac zu besiegen. Uns fehlen einfach die notwendigen Fähigkeiten.« Eamon schien sich seiner Sache absolut sicher. »Wir müssen von hier fort. Ein Mahrac hat noch bessere Sinne als ein Troll.«
    Das Steingeschöpf stieß ein Heulen aus. Es kam von irgendwo her, jedenfalls nicht aus seinem Mund, denn es hatte keinen. Dann bückte es sich. Wie ein Kind mit der hohlen Hand Sand aus einer Sandkiste schaufelt, so schaufelte der Koloss sich schwere Felsbrocken in die Pranke. Mit großen Schritten kam er auf uns zugestapft. Bei jedem Schritt bebte der ganze Berg; jede seismische Messstation hätte ihren Spaß gehabt. »Verteilt euch, schnell!«, rief ich. Das Albtraumgeschöpf holte aus und warf seine Steinbeute in unsere Richtung. Felsbrocken krachten in die Bäume, spalteten den ein oder anderen genau in der Mitte, was ich bishernur in Cartoons gesehen hatte. Ein riesiger Brocken flog genau auf Danny zu. »Danny«, brüllte ich, »beweg dich, los!«
    »Schon dabei«, kam Dannys Antwort. Als Übernatürlicher war er schnell genug, um dem Wurfgeschoss problemlos auszuweichen. »Mach dir mal meinetwegen keine Sorgen. Geh lieber selbst in Deckung!«
    Ich wirbelte zu Ray herum, der in Schockstarre gefallen zu sein schien. »Ray, he, komm zu dir! Wir können einen direkten Treffer vielleicht gerade noch wegstecken, du aber hast null Chancen. Lauf zurück zum Hummer und warte da auf uns. Und kriech unter den verdammten Wagen, wenn du das Steinding den Berg herunterkommen hörst!«
    Ray bewegte sich nicht. Das Geistwesen taperte jetzt in meine Richtung, vermutlich angelockt von meiner Stimme. »Dem Ding da kann man nicht entkommen«, sagte Ray, die Ruhe selbst. »Die Einzelteile, aus denen es besteht, sind gar nicht miteinander verbunden. Wie zum Henker bewegt es sich dann bloß?«
    »Durch Magie irgendwie, glaube ich«, hörte ich mich selbst sagen, während ich mir Ray

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