Hallo?! Holt mich hier raus!: Vom Mann, der sich selbst einmauerte, und andere kuriose Missgeschicke (German Edition)
Gäste singen: «Thessa, oh, Thessa, wir kennen uns zwar nicht. Doch uns egal, wir feiern dich und saufen uns jetzt dicht.» Es fliegen Flaschen und Feuerwerkskörper, Zäune der Nachbarn von Thessa werden niedergetrampelt. Neben 100 Polizisten in Schutzkleidung kommt auch die Reiterstaffel der Hamburger Polizei zum Einsatz. «Das habe ich alles nicht gewollt», sagt Thessa, seit drei Jahren bei Facebook, später zur Bild , die die nun 16-Jährige für ein Exklusiv-Interview gewinnen konnte.
Location: Strand auf Sylt im Juni 2009.
Wer war’s? Ein 26-Jähriger aus Schleswig, der nicht wusste, was er tat.
Eingeladen: alle im Netz, noch ohne Facebook, über die eigene Website.
Gekommen: 5000.
Bewertung: absoluter Trendsetter, die erste Online-Massenparty in Deutschland.
Besondere Vorkommnisse: Umweltschäden, Alkoholexzesse, Schlägereien. Die örtliche Inselpolizei war auf den Ansturm nicht vorbereitet und musste dem Treiben weitgehend tatenlos zusehen.
Location: Zirndorf, Landkreis Fürth, Bayern.
Wer war’s? Eine 14-jährige Schülerin.
Anlass: nur mal so.
Eingeladen: alle.
Gekommen: 70.
Bewertung: Auch 14-jährige Küken aus der Provinz sind seit Jahren online.
Besondere Vorkommnisse: Zuerst leeren die Gäste die Hausbar, dann wird die Einrichtung auseinandergenommen und die gesamte Wohnung ihrer Eltern verwüstet. Die Polizei kommt, als gemeldet wird, dass eine Person bewusstlos auf der Terrasse der Nachbarn liegt. Auf dem Weg haben die Polizeibeamten bereits zwei Männer angehalten, die eine junge Frau in einem Sessel trugen. Die Gastgeberin kann selbst nicht bis zum Ende ihrer Party dabei sein, sie muss mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus.
Location: Hasloh bei Hamburg.
Wer war’s? CDU-Ortsverband.
Anlass: Scheunenfest.
Eingeladen: alle 60 Parteimitglieder und ihre Freunde.
Zusagen: 3000.
Bewertung: Damit hatte die örtliche CDU nicht gerechnet. Pure Unwissenheit, was im Netz abgeht. Die Gäste, die kommen wollen, wirken dagegen routiniert: «Ab wann gibt es denn das Freibier?» – «Komme extra aus Bayern und bringe einen Riesendurst mit.» – «Ich bring die Punks vom Kiez mit», schreibt ein Hamburger.
Auch die «Hells Angels» kündigen angeblich ihr Kommen an.
Bewertung: nicht zu bewerten.
Besondere Vorkommnisse: Aus Sicherheitsgründen sagt die CDU das Fest ab.
Location: Heusweiler, Saarland.
Wer war’s? 16-jähriger Schüler, der angeblich auch versehentlich öffentlich eingeladen hat.
Anlass: Geburtstag.
Gekommen: 2000.
Bewertung: Der Spaß ist vorbei.
Besondere Vorkommnisse: 69 Festnahmen, Schlägereien, wildes Urinieren, Sachbeschädigung. Höhe der Schäden: 50000 Euro. Kosten für den Polizeieinsatz: 115000 Euro.
Mehrere Landesinnenminister fordern danach ein Verbot von Facebook-Partys.
Unklar bleibt, wie die Landesminister das amerikanische Unternehmen davon überzeugen wollen.
Verbraucherministerin Ilse Aigner fordert einen «Internet-Führerschein». Wer den wofür bekommen soll, sagt sie nicht. Die Gewerkschaft der Polizei weist in Berlin darauf hin, dass die Veranstalter von Facebook-Partys damit rechnen müssen, die Kosten für mögliche Polizeieinsätze zu übernehmen.
Location: Büdelsdorf, Schleswig-Holstein.
Wer war’s? André S. Er wollte ins Fernsehen kommen und berühmt werden.
Anlass: 22. Geburtstag.
Zusagen: 1600.
Gekommen: keiner.
Bewertung: lieber nicht.
Besondere Vorkommnisse: Nach Anrufen von besorgten Nachbarn erlässt die Stadt Büdelsdorf eine Ordnungsverfügung und verbietet die Party. Der 22-Jährige feiert vor und wird mit drei Promille und Drogen im Blut auf richterliche Anordnung in die Psychiatrie eingewiesen. Sein Vater ist damit einverstanden.
Location: Privatgarten in Hamburg.
Wer war’s? Mitarbeiter des Business-Netzwerkes Xing.
Anlass: Grillfest.
Zusagen: unbekannt.
Gekommen: doch nur die echten Freunde.
Bewertung: Da wollte wohl einer ganz schlau sein.
Besondere Vorkommnisse: Angeblich machte auch er aus Versehen seine Einladung zu der Grillparty öffentlich, in diesem Fall sichtbar für die elf Millionen Mitglieder von Xing. Nach der Klarstellung, dass es sich um eine private Party handele, meldeten sich brav alle Interessenten wieder ab. Verdacht: Nach dem Rummel um Facebook wollte sich auch mal Xing ins Gespräch und in die Schlagzeilen bringen.
Location: Zwiesel, Niederbayern.
Wer war’s? Zwei Schülerinnen, 14 und 15 Jahre alt.
Anlass: Prügelei, über Facebook
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