Hallo Mister Alzheimer
muss seine Würde, sein Selbstwertgefühl, sein Gegenwartsgefühl und seine Privatsphäre bewahren.
Wir müssen verstehen, dass Menschen immer noch zu Hause sind, auch wenn andere nur noch selten an unsere Tür klopfen, weil wir entweder nicht antworten oder auf eine Weise antworten, die andere nicht verstehen. Sehr oft scheint es, die Welt sei darauf aus, es sich mit uns gutgehen zu lassen – Medikamente, sichere Einrichtungen, Fixationen und natürlich noch mehr Medikamente!
Wir brauchen mehr Forschungsgelder, um psychosoziale Informationen, Strategien und Unterstützung zu finden und Betreuungspersonen und deren Familien zu helfen. Mein Problem ist nicht das Sterben, mein Problem ist das Leben bis dahin! Prävention oder ein Heilverfahren ist eine Lösung und gegenwärtig unter Umständen nicht die beste. Die ignorierte Lösung ist zu lernen, wie man mit dem Prozess und den Folgen abnehmender kognitiver Fähigkeiten in vollem Ausmaß lebt. Über psychosoziale Prozesse wissen wirnoch weniger als über die physiologischen Prozesse – und selbst nach 100 Jahren Hirnforschung wissen wir so wenig über jene Prozesse.
Im Geiste unserer angeblichen Champions, die unsere Krankheit in ihren Briefköpfen führen, spielen unsere Bedürfnisse heutzutage eine Nebenrolle. Forschung für ein Heilverfahren oder eine Verzögerung sollte nicht Vorrang haben vor einer Forschung für ein erfüllteres Leben für die Millionen, die viele Jahre an Demenz leiden, bevor ein «Heilverfahren» angekündigt wird. Das Leiden, die zerstörten Familien und die geschädigten Betreuungspersonen sind reale menschliche Wesen, die jetzt leben. Müssen sie in immer größerer Zahl zerstört werden, um die Aufmerksamkeit der Forschung zu erregen? Die Bedürfnisse lebender Menschen nicht zu erfüllen, während man weniger als zehn Prozent ausgibt, um die Bedürfnisse der noch Gesunden zu befriedigen, scheint eine grobe Fehlallokation knapper Forschungsgelder zu sein. Was ist mit unseren Prioritäten passiert? Wir scheinen eher von Todesfurcht als von Liebe und Respekt vor den noch Lebenden getrieben.
Richard
21. Wie gehe ich mit den verschiedenen Persönlichkeiten einer Person mit Demenz um?
Mein lieber Richard,
ich verstehe einfach nicht, wie sich mein Mann verhält. Im Laufe eines einzigen Tages scheint er bisweilen fünf verschiedene Menschen zu sein. Was geht in seinem Kopf vor? Er scheint zum Rhythmus einer Trommel zu marschieren, die ich nicht hören kann. Ich weiß, er ist nicht mehr der Jacob, den ich kannte, aber ich weiß nicht, wie ich den Jacob kennenlerne, der er heute ist.
Rachel D.
Hallo!
Ich verstehe, was Sie über Ihren Mann sagen, weil auch ich nach einem anderen Trommler marschiere, vielleicht auch hin und her wandere. Ich marschiere nicht nur nach einem anderen Trommler, sondern auch auf einem anderen Weg. Und ich möchte mich auf den Weg von heute konzentrieren. Ich glaube, Jacob und ich folgen ähnlichen Landkarten, wohin auch immer.
Erinnern Sie sich an den Jacob seiner Vergangenheit, an seine alten Erinnerungen und daran, wer er war? Sie wünschen ihn sich auf dem alten Weg. Das ist überhaupt nicht hilfreich. Stattdessen müssen Sie und er auf das Heute achten. Es stimmt, dass er bisweilen Dinge morgens «richtig» und abends «falsch» macht. Oft erinnert er sich an Details, an die sich niemand erinnert. Manchmal vergisst er wichtige Punkte, die jeder kennt. Sein Denken schwankt von Tag zu Tag und von Stunde zu Stunde. Manchmal ist es besser, und er bewegt sich mehrere Schritte vorwärts, um sich dann wieder rückwärts oder, was wahrscheinlicher ist, seitwärts zu bewegen.
Wenn Sie unnötigerweise seine Entscheidungen übernehmen, ihm seine Kleidung herauslegen, ihn ankleiden oder ihm sein Essen bestellen, gibt es für ihn immer weniger zu entscheiden. Fordern Sie ihn einfach auf, möglichst viel selbst zu entscheiden, statt all seine Entscheidungen für ihn zu treffen. Geben Sie ihm Hinweise oder Gedächtnisstützen, die ihn ermutigen, ganz im Heute zu leben.
In den Augen vieler ist Jacob weniger er selbst. Er ist immer noch Großvater und Vater, ein Freund und ein ganzes menschliches Wesen. Er war immer eine vollständige Person und ist es noch immer. Nur weil er sich nicht genauso wie Sie erinnern kann, sprechen kann wie Sie oder denkt wie Sie, ist er nicht weniger eine Person. Es stimmt, dass er sich grundsätzlich von Ihnen unterscheidet. Er unterscheidet sich auf eine Art, die er nicht ausdrücken kann
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