Hallo Mister Alzheimer
Produzent und mein Regisseur) und meinem Assistenten: «Ich habe das schon mal gemacht. Warum wiederhole ich das jetzt?» Freundlich erinnerten mich einige von ihnen daran, dies wäre dem, was ich gerade getan hätte, ähnlich, aber nicht dasselbe. (Die meisten Vignetten auf der DVD begannen mit einer in etwa ähnlichen Einführung.) «Oh», sagte ich und versuchte, die Tatsache zu verbergen, dass ich nicht wusste, was vor sich ging und was sie meinten. Ich war dennoch ziemlich sicher, dies zuvor schon gelesen zu haben. Nach mehreren Minuten, in denen darüber gesprochen wurde, was geschehen war und was gerade geschah, war jedem außer mir klar, dass ich verwirrt war und wirklich nicht wusste, was ich gelesen hatte, nicht gelesen hatte oder gerade las. Irgendwie wanderte ich umher, auch wenn ich saß! Schließlich und plötzlich wurde es mir klar. Ich wusste, was geschehen war und was gerade geschah. Okay, dann gingen wir alle zu derselben Seite und derselben Zeile auf dem Teleprompter zurück – und weiter zur nächsten Zeile. Ich las ein paar Zeilen und kam dann zu der Zeile, die mir einfach nicht sinnvoll erschien. Es war mein eigener Text und ich konnte – verflixt nochmal – nicht verstehen, was ich zu sagen versuchte. Abermals erklärten mir einige aus der Crew freundlich, was der Satz bedeutete, und ich war mir bewusst, dass ich dauernd einige zentrale Worte ausließ, wenn ich ihn auf dem Teleprompter las. «Oh, es ist sinnvoller, wenn ich alle Worte lese!», gab ich schließlich zu. Ich las es noch einmal und – schwupp! – übersprang ich die Worte schon wieder. Schließlichund noch immer freundlich kam jemand, setzte sich neben mich, las den Satz laut mit mir zusammen und – Bingo! – ich verstand die Worte und den Satz. Ich blickte mich im Raum um und in den Augenwinkeln aller standen (kleine) Tränen. Plötzlich wurde mir klar, was geschah. Plötzlich standen mir (große) Tränen in den Augen und einige rollten mir gar über die Wangen. Ich war verloren und verwirrt und ich war nicht in ihrer Zeit. Ich war in meiner Zeit. Wir alle befanden uns am gleichen Zeitpunkt, aber in meinem Kopf war ein anderer Zeitpunkt als in ihren Köpfen.
Genau dies geschieht mit mir und Ihrem Mann. Eine PMD verbringt enorm viel Zeit mit dem Versuch, mit allen anderen im Raum zusammen zu sein. Aber wir sind allein in unserer eigenen Zeit und uns dessen nicht immer bewusst. Wenn andere versuchen, uns in ihre Sicht des Augenblicks hineinzubringen, ist unsere erste Reaktion, unsere Verwirrtheit zu kaschieren. Wenn ich nicht verstehe, was andere Menschen versuchen mir zu sagen, stimme ich ihnen manchmal zu, auch wenn ich nicht verstehe, was da geschieht. Dann versuche ich, es im Stillen für mich herauszufinden. Manchmal werde ich, wie Ihr Mann, ertappt und die Peinlichkeit kann schrecklich sein. Warum erkenne ich die Tatsache nicht an, dass ich Demenz, wahrscheinlich vom Alzheimer-Typ, habe?
Während der restlichen Aufnahmesitzung für die High-Definition-DVD fiel ich gelegentlich in meine eigenen Zeiten, die sich von der Sicht der anderen unterschieden. Ich weiß, dass dies geschah, und ich weiß, dass es für den Rest meines Lebens immer und immer wieder geschehen wird. Vielleicht war es das, was in jenem Augenblick in den Gedanken Ihres Mannes ablief.
Richard
24. Wie schaffen wir es durch das Chaos, ohne aufzugeben?
Lieber Richard,
Sowohl meine Frau als auch ich fühlen uns von dieser verdammten Krankheit manchmal wirklich geschlagen. Wir sind die finanziellen Probleme, die persönlichen Probleme, die Probleme mit den Kindern, die Probleme mit der Arbeit leid. Wir sind unter Problemen begraben! Wie schaffen Sie es durch dieses Chaos, ohne aufzugeben?
Gavin C.
Hallo!
Erstens können Sie nicht aufgeben. Wir müssen weitergehen, das liegt in der Natur des Lebens. Die einzige Frage ist, wie wir leben: in Reaktion oder in Aktion? Möglicherweise stehen Sie vor schwierigen Entscheidungen und oftmals überwältigenden Problemen, die bei mit Alzheimer lebenden Paaren üblich sind. Wir alle singen dasselbe Lied des Lebens, nur verschiedene Strophen. Manche singen lauter als andere. Ich bin ein lauterer Sänger geworden, als ich vor der Diagnose war. Vielleicht möchte ich den Klang meiner eigenen Probleme, Ängste und Wut übertönen. Dies sind die Strophen, die ich mir vorsinge, um mich durch Abschnitte meines Tages zu bringen. Ich möchte anderen empfehlen, darüber nachzudenken, mit mir gemeinsam, für sich selbst
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