Hallo Mister Alzheimer
«selbstaktualisiert» bezeichnet. Sind Sie sicher, dass das eine gute Idee ist?
Scott Z.
Hallo!
Danke, dass Sie mir Gelegenheit verschaffen, um darüber nachzudenken. Ja, es ist für jeden eine schlechte Idee, genau wie ich zu werden. Es tut mir leid, dass mein Beschäftigtsein mit meinen eigenen Angelegenheiten Sie zu dieser Schlussfolgerung geführt hat. Es liegt ganz sicher nicht in meiner Absicht, eine Armee von Ichs zu schaffen. Ich kann eine Welt voller Ichs sehen, die alle mit Demenz leben, die alle rufen, sie seien voll, nicht halbvoll, sie müssten im Heute sein und bla, bla, bla… Es wäre eine ziemlich andere Welt, aber weit von einer perfekten Welt entfernt.
Andererseits hätte ich nichts dagegen, wenn mehr Menschen, die mit den Symptomen von Demenz leben, aufstünden und sagten, wie es für sie ist, mit ihren Symptomen von Demenz zu leben. Ich ermutige sie nicht, ihren Betreuungspersonen zu widersprechen, sondern mit ihnen zu sprechen und ihnen zuzuhören.
Ich hätte nichts dagegen, wenn mehr Menschen, die mit den Symptomen von Demenz leben, täglich ein wenig Zeit mit dem Versuchverbringen (zugegebenermaßen verbringe ich täglich viel Zeit damit), sich ihren Tag vorzustellen, herauszufinden, wer sie gerade sind und was sie gerade brauchen und wünschen. Einige von uns brauchen bei diesem Prozess unter Umständen Hilfe. Während unsere Fähigkeiten langsam zerbröckeln, können Betreuende unsere Bemühungen unterstützen, indem sie mit uns über diese Dinge sprechen und uns in unserem Versuch unterstützen, uns selbst im Heute besser zu verstehen. Letztlich wird jeder mit Demenz diese Hilfe benötigen.
Ich hätte nichts dagegen, wenn mehr Menschen, die mit den Symptomen von Demenz leben, ihren eigenen Sinn und Zweck suchen und definieren würden. Was brauchen sie täglich und was möchten sie täglich tun, das ihnen hilft, sich besser zu fühlen? Dann sollte man ihre Betreuungspersonen bitten, ihnen beim Gestalten von Aktivitäten zu helfen, die ihnen Gelegenheit geben, durch ihre Beteiligung an Aktivitäten des täglichen Lebens Befriedigung, Freude und ein positives Selbstgefühl zu finden.
Ich möchte nicht, dass jeder ist wie ich. Ich möchte, dass jeder Gelegenheit hat, ganz er selbst zu sein. Wir sollten nicht durch das bestimmt werden, was in unserem Kopf vorgeht. Unser Menschsein wird nicht definiert durch unseren IQ, unser Nettojahreseinkommen, unsere Hautfarbe, den Geburtsort oder sexuelle Präferenzen, unsere religiösen Überzeugungen oder ob wir mit irgendeiner Behinderung leben.
Jeder von uns ist einzigartig und was bei mir funktioniert, wird ganz bestimmt nicht in gleicher Weise bei Ihnen oder irgendjemandem der sechs Milliarden Menschen auf diesem Planeten funktionieren. Ich wünschte, jeder hätte dieselben Chancen, die mir begegnet sind.
Was Sie selbstaktualisiert, bringt nicht unbedingt auch in mir etwas zum Klingen. Aber wir alle brauchen es, dass unsere Glocken möglichst oft zum Läuten gebracht werden. Warum? Weil der Klang der selbstaktualisierenden Glocken in unserem Geist widerhallt. Manchem mag es vielleicht aufdringlich erscheinen, aber ich glaube,wir sollten jeden Tag so leben, dass wir möglichst viel von unserem Potenzial realisieren, möglichst viel Freude sammeln, anderen möglichst viel von uns geben und von anderen möglichst viel bekommen. Die Symptome von Demenz verringern unser Bedürfnis nach Erfüllung nicht um ein Gramm. Wie wir es erfüllen, ist von Person zu Person anders.
Wenn die Demenzsymptome unsere kognitiven Funktionen zu überwältigen beginnen, erfüllt es vielleicht unser Leben, in der Sonne zu sitzen, ein Foto anzuschauen oder ein Lieblingsmusikstück zu hören. Schließlich kann die Nährung unserer Selbstaktualisierung einfach nur darin bestehen, dazusitzen und zu sein, indem wir möglichst viel Lebensenergie um uns herum absorbieren.
Was mich betrifft, bin ich für den sitzenden Teil im Augenblick noch nicht bereit und denke, niemand sollte dazu als einzige Option gezwungen werden. Ich fürchte, viele haben auf diesem Weg nur wenig Auswahlmöglichkeiten und Unterstützung. Vorzeitig werden sie durch die Umstände und die Demenz gezwungen, für den Rest ihres Lebens aus dem Fenster zu starren.
Niemand muss 1,95 Meter groß sein, einen Bart haben, seinen Dr. phil. machen, heiraten, Geld mit Penny-Stocks verlieren, ein oder zwei Bücher schreiben, vortragenderweise um die Welt reisen oder Gartenarbeit mögen. Ich möchte, dass Sie alle
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