Halo 01 - Die Schlacht um Reach
die Dunkelheit gerissen. Zwei weitere Wächter gingen zum Angriff über.
Der Spartaner duckte sich, rollte sich ab und verschmolz mit den Schatten. Dr. Halsey begriff, dass das Exoskelett des Trainers nicht nur nach oben gezogen wurde, es wurde darüber hinaus als Gegengewicht benutzt. Zwei weitere Spartaner hingen vom anderen Ende des Seils und landeten unbemerkt auf einer Ecke des Bunkerdaches. Dr. Halsey erkannte einen von ihnen sofort, obwohl er in schwarz gekleidet war und nur die Augenschlitze frei lagen. Es war Nummer 117 – John. John landete, kam auf die Beine und sprang einen der Wächter, mit den Füßen voran, an. Der Mann brach zusammen… acht Meter entfernt. Der andere Spartaner sprang vom Bunker; er überschlug sich und entging den Betäubungsschüssen, die an ihm vorbei donnerten. Er warf sich auf den Wächter, der am weitesten entfernt stand, und sie rutschten gemeinsam in die Schatten. Das Mündungsfeuer des Wächters leuchtete einmal auf, dann wurde es wieder dunkel. Auf dem Dach des Bunkers sah man von John nur verschwommene Bewegungen. Der Exoanzug eines zweiten Wächters wurde mit hydraulischer Flüssigkeit vollgespritzt und brach unter seinem eigenen Gewicht zusammen.
Der letzte Wächter auf dem Bunker drehte sich um und schoss auf John. Halsey grub ihre Finger in die Stuhllehnen. »Er steht direkt vor ihm! Auch Betäubungsschüsse können auf diese Entfernung tödlich sein!«
Als die Waffe des Wächters abgefeuert wurde, trat John zur Seite. Die Betäubungskugel zischte durch die Luft, ging deutlich daneben. John griff nach dem Lauf der Waffe – verbog ihn – und zog die Waffe mit dem Kreischen zerreißenden Metalls aus dem Exoskelett heraus. Er feuerte auf die Brust des Mannes und sorgte dafür, dass dieser vom Bunkerdach stürzte. Die restlichen vier Wachen drehten sich um und deckten das Gebiet mit Schüssen ein.
Einen Herzschlag später gingen die Lichter aus.
Mendez fluchte und aktivierte das Mikrofon. »Ersatz! Sofort Ersatzlampen zuschalten!«
Ein Dutzend bernsteinfarbener Lampen sprang an.
Kein Spartaner war zu sehen, aber die neun Trainer lagen entweder bewusstlos oder bewegungsunfähig in ihren nutzlos gewordenen Kampfpanzerungen am Boden. Die rote Fahne war verschwunden.
»Zeigen Sie mir das noch einmal«, sagte Dr. Halsey ungläubig. »Sie haben das doch alles aufgezeichnet, oder?«
»Natürlich.« Mendez drückte auf einen Knopf, aber die Monitore zeigten kein Bild. »Verdammt, sie haben auch die Kameras erwischt«, murmelte er beeindruckt. »Wir suchen jedes Mal nach einem neuen Versteck, aber sie finden und zerstören die Aufzeichnungsgeräte trotzdem.«
Dr. Halsey lehnte sich gegen das Glas und starrte auf das Chaos unter ihnen. »Nun gut, Chief Mendez, was sollte ich sonst noch wissen?«
»Ihre Spartaner können bis zu fünfundfünfzig Stundenkilometer schnell laufen«, erklärte er. »Kelly, glaube ich, sogar etwas schneller. Sie werden zu noch höherer Leistung fähig sein, wenn sie sich an die
,Veränderungen’, die wir ihren Körpern zugefügt haben, gewöhnt haben. Sie können das Dreifache ihres Körpergewichts heben, was bedingt durch ihre große Muskeldichte mehr als doppelt soviel wie normal ist. Und sie können im Dunkeln praktisch wie bei Tag sehen.«
Dr. Halsey dachte über diese neuen Daten nach. »Sie sollten nicht so gut sein. Es muss ungeklärte Synergieeffekte durch die kombinierten Veränderungen geben. Wie sind ihre Reaktionszeiten?«
»Fast unmöglich zu messen. Wir schätzen sie auf zwanzig Millisekunden«, antwortete Mendez. »In Kampfsituationen, wenn das Adrenalin einsetzt, dürften sie wesentlich schneller sein.«
»Irgendwelche körperlichen oder geistigen Instabilitäten?«
»Keine. Sie arbeiten wie kein anderes Team, das ich je gesehen habe. Fast schon telepathisch, wenn Sie mich fragen. Sie wurden gestern in diesen Höhlen abgesetzt, und ich weiß nicht, woher sie die schwarzen Anzüge oder das Seil haben, aber ich kann Ihnen garantieren, dass sie die Höhle nicht verließen. Sie improvisieren und verbessern sich und passen sich an. Und«, fuhr er fort, »Es gefällt ihnen. Je schwieriger die Herausforderung, je härter der Kampf… desto mehr steigt ihre Moral.«
Dr. Halsey beobachtete, wie der erste Trainer sich bewegte und versuchte, aus seiner nutzlosen Kampfpanzerung zu entkommen. »Sie hätten ebenso gut getötet werden können«, murmelte sie.
»Aber können die Spartaner töten, Chief? Können Sie gezielt
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