Halo 01 - Die Schlacht um Reach
sie ihre Positionen eingenommen hatten. Linda war die Letzte. Sie kletterte so hoch sie konnte, verkantete ihren Fuß in einer Schlaufe und hing mit dem Kopf nach unten am Seil herab. John hielt drei Finger hoch, dann zwei, dann einen, bevor er und Sam die Fahrstuhltüren öffneten – lautlos.
Fünf Wachen befanden sich in dem Raum. Sie trugen leichte Schutzkleidung und Helme, hatten altmodische HMG-38-Gewehre. Zwei von ihnen drehten sich um.
Kelly, Fred und Linda eröffneten das Feuer. Die Holztäfelung hinter den Wachen war plötzlich voller Einschüsse und Blutspritzer. Das Team glitt in den Raum, bewegte sich rasch und nahezu geräuschlos. Sam sicherte die Waffen der Getöteten. Es gab zwei Türen. Die eine führte zu einem Balkon, und in der anderen befand sich ein Spionauge. Kelly überprüfte den Balkon und flüsterte dann über Helmfunk: »Von hier aus blickt man auf eine Gasse zwischen weiteren Gebäuden. Keine verdächtige Aktivität.«
John überprüfte die Markierung. Die blauen Dreiecke zeigten an, dass sich ihr Team unmittelbar hinter der anderen Tür befand. Sam und Fred flankierten die Tür. John bekam weder ein Bewegungs-, noch ein Wärmesignal. Die Wände waren abgeschirmt, was weitere unkalkulierbare Risiken bedeutete. Und ihnen blieb kaum noch Zeit. Die Situation war alles andere als ideal. Sie wussten, dass sich mindestens drei Männer im Inneren befanden – jene, die die Kiste nach oben geschleppt hatten. Vielleicht gab es noch mehr Waffen… und die Tatsache, dass sie ihr Ziel lebend schnappen mussten, bedeutete zusätzliche Erschwernis. John trat die Tür ein.
Er nahm die ganze Situation mit einem Blick wahr. Er stand im Türrahmen eines geräumigen Appartements. Es gab eine Hausbar mit Regalen voller bernsteinfarbener Flaschen. In einer Ecke stand ein großes Bett; Seidenbettwäsche glänzte. Sämtliche Fenster waren mit weißen Vorhängen ausgestattet.
Johns Helm passte sich der Helligkeit automatisch an. Ein roter Teppich bedeckte den Boden. Die gepanzerte Kiste mit Champagner und Zigarren stand in der Mitte. Sie war schwarz und gegen das Vakuum des Alls geschützt. Drei Männer standen hinter der Kiste, und eine weitere Gestalt hockte hinter ihnen. Colonel Robert Watts – ihre »Beute«.
John hatte keine freie Schussbahn. Wenn er daneben schoss, würde er möglicherweise den Colonel treffen.
Die drei Männer hatten dieses Problem nicht. Sie feuerten ohne Zögern. John warf sich nach links. Drei Kugeln bohrten sich in seine Seite und trieben ihm den Atem aus den Lungen. Eine Kugel durchschlug seinen schwarzen Anzug. Er spürte, wie sie von seinen Rippen abprallte. Schmerz schnitt wie eine rotglühende Rasierklinge durch sein Fleisch. Er ignorierte die Wunde und kam auf die Beine. Er hatte freies Schussfeld. Er presste den Finger auf den Abzug, und in die Stirn des mittleren Wachtpostens bohrten sich drei Kugeln.
Sam und Fred kam um die Ecke, Sam aufrecht und Fred geduckt. Ihre geräuschreduzierten Waffen husteten, und die beiden verbliebenen Wachen gingen ebenfalls zu Boden. Watts blieb hinter der Kiste. Er hatte eine Pistole gezogen.
»Stopp!«, schrie er. »Meine Leute sind auf dem Weg hierher. Glaubt ihr, ich bin allein? Ihr seid alle tot. Werft eure Waffen weg.«
Sam und Fred feuerten Warnschüsse über seinen Kopf. Watts duckte sich.
John flankte über die Bar und sprang auf sein Ziel zu. Er riss ihm die Waffe aus der Hand und brach dabei Daumen und Zeigefinger des Mannes. John legte Watts den Arm um den Hals und drückte so lange zu, bis der sich wehrende Mann fast bewusstlos war.
Kelly und Linda traten ein. Kelly hielt eine Spritze und injizierte Watts eine Dosis Polypseudomorphin, die ihn einen Tag lang betäuben würde. Fred lief zurück, um den Fahrstuhl zu sichern. Sam trat ein und ging neben dem Fenster in die Hocke. Er beobachtete die Straße und wartete auf Anzeichen von Ärger.
Kelly trat zu John und zog den schwarzen Anzug, dort wo st beschädigt worden war, auseinander. Ihre Handschuhe waren glitschig von seinem Blut. »Die Kugel steckt noch im Körper«, sagte sie und biss sich auf die Unterlippe. »Es gibt starke innere Blutungen. Warte.« Sie zog eine kleine Flasche aus ihrem Gürtel und schob die Düse in die Schusswunde. »Das brennt jetzt ein bisschen…«
Der Bioschaum füllte Johns Bauchbereich aus und versiegelte ihn. Es brannte, als würde eine Ameisenarmee durch seine Därme kriechen. Sie zog die Flasche heraus und verpflasterte die Wunde. »Das
Weitere Kostenlose Bücher