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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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Dort oben hatte König Aigeus gestanden und nach dem Schiff seines Sohnes Theseus Ausschau gehalten. Wären die Segel weiß, hatte der Prinz überlebt, wären sie schwarz, würde er wissen, dass sein Sohn tot war … Aber die Segel waren schwarz, und als König Aigeus das sah, stürzte er sich von dem hohen Fels herab und starb, ohne je zu erfahren, dass sein Sohn Theseus, der große König Athens, der Schlächter des Minotaurus, vor Aufregung über seine Heimkehr einfach vergessen hatte, die Segel auszutauschen.
    Scheu sah Halo zu dem Tempel hinauf. Sie wollte nicht mit den Priestern sprechen. Sie wollte auch nicht zu dem großen Gebäude hochsteigen … sie wollte einfach mit Poseidon unter vier Augen reden. Ihr Herz war rastlos wie ein Geist.
    »Komm, wir steigen dort hinunter«, sagte sie und zeigte auf einen felsigen Weg, der zum Strand führte. »Wir machen es einfach auf die altmodische Art …«
    Was machen?, dachte Arko, der hinter ihr herkraxelte. Halo sah entschlossen und traurig aus, er wollte sie keinesfalls allein lassen.
    Arko war langsamer als sie, weil er mit seinen Hufen nicht gut klettern konnte. Als er sie eingeholt hatte, saß Halo vornübergebeugt auf dem Strand und schnitzte etwas in zwei dicke Treibholzstücke. Er sah ihr zu und störte sie nicht.
    Als sie fertig war, richtete sie sich auf und reichte ihm die beiden salzigen, knochenähnlichen Holzstücke, Plankensplitter aus einem alten Wrack, überlegte er, in vielen Jahren vom Meer geglättet und eigenartig geformt, gebleicht von Salz und Sonne.
    Die Holzstücke waren tränennass, und in jedes hatte Halo einen Namen geritzt.
    Sie rannte über den feuchten, weichen Sandstrand hin und her, stöberte zwischen den Felsen, die am Ufer aus dem Wasser ragten, und sammelte Zweige, getrocknete Algen und knorrig-bleiche Treibholzteile, die sie zu einem kleinen Scheiterhaufen aufschichtete.
    Dann streckte sie ihre Hände aus, worauf Arko ihr die beiden Holzstücke reichte. Halo legte sie oben auf den Stapel, dann ging sie zum Wasser, um sich in den auslaufenden Wellen zu waschen. Der feuchte Sand schmatzte unter ihren Füßen.
    Schließlich holte sie den Fenchelhalm mit der glühenden Holzkohle hervor, den sie immer bei sich trug, ******** und entfachte sorgfältig eine Handvoll trockenen Laubs.
    »Poseidon«, rief sie in die einbrechende Abenddämmerung, »großer Herr, so viele Jahre mussten meine Eltern ohne Begräbnis in deinen Fluten treiben, mein Vater Megakles und meine Mutter Aiella – bitte, Poseidon …«
    Mit gesenkten Köpfen standen Halo und Arko am Ufer, die einzigen Trauergäste dieses seltsamen Bestattungsrituals.
    Das Feuer brannte nieder, der Rauch verzog sich über dem Meer, und Halo kletterte auf den Fels und sah über das Wasser.
    Das war nicht genug.
    Und aus einer Eingebung heraus riss sie sich die goldene Eule vom Hals und warf sie in die Wellen. Das Lederband fiel vor ihre Füße.
    »Halo«, schrie Arko.
    »Das ist alles, was ich habe, Poseidon. Bitte nimm mein Opfer entgegen. Bitte rette die Seelen meiner Eltern, die mir dies schenkten …«
    »Halo, deine Eule!«
    Sie weinte. »Ich möchte, dass es ihnen gut geht«, sagte sie, und Tränen liefen über ihre Wangen. Sie sah aufs Meer hinaus. »Bitte, Poseidon, gib mir ein Zeichen, ob es ihnen gut geht …«
    In diesem Augenblick hörten sie weit draußen einen eigenartigen, wilden Ruf.
    »Was ist das?«, schrie Halo verblüfft.
    Arko spähte hinaus und suchte das dunkle Wasser ab.
    »Schau doch!«, rief er.
    Ihr Blick folgte seiner ausgestreckten Hand.
    Und da sah sie einen Saum von Lichtern aufblitzen – als hätte jemand eine Handvoll Edelsteine über das tiefrote Wasser gestreut. Die Lichter bildeten einen Bogen, verschwanden im Wasser … und tauchten wieder auf.
    Eine dunkle, glatte Gestalt zog die kristallene Lichterkette hinter sich her.
    Ein Nymph?
    Nein. Es war ein Delphin, der vor ihnen im Wasser tanzte, sich drehte und sprang und herrliche Bögen phosphoreszierender Wassertropfen in den Abendhimmel sprühte. Und er stieß diese Schreie aus – als wollte er ihnen etwas mitteilen.
    »Spricht er zu uns?«, fragte Halo verwundert.
    »Ich glaube ja«, erwiderte Arko.
    Das glänzend dunkle Wesen richtete sich auf seiner Schwanzflosse auf und tanzte seitwärts einen lang gestreckten Wellenkamm entlang, glitzernde Lichtdiademe verstreuend. Es lächelte, nickte und sang. Arko und Halo starrten das Tier verwundert und verzückt an.
    »Das ist ein Bote Poseidons«, sagte

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