Halo - Tochter der Freiheit
Zentauren viel schwerer.
Am Ende des dritten Tages schlugen sie ihr Lager an einem kleinen See tief im Wald auf, machten Feuer und fingen Fische. Bis jetzt hatten sie noch keine Spur von den Zentauren entdeckt.
»Keine Sorge«, beruhigte sie Arko, »wir sind in der richtigen Gegend, und außerdem machen wir jede Menge Krach. Bestimmt werden sie uns finden.«
Halo redete sich ein, dass er recht hatte. Aber sie war schon einmal hungrig und allein in einem Wald gewesen, und das war nicht schön gewesen. Diesmal ist es anders, ich habe Arko …
Plötzlich hörte sie ein flüchtiges Rascheln … Wölfe? Spartaner?
Und auf einmal ertönte ein unglaublicher Lärm, ein Kreischen und Schreien … Mädchenstimmen!
»Guter Apollon! Arko! Halo! Es sind Arko und Halo! Arko und Halo!«
Ein Sturm aus Flanken, Schwänzen, Hufen und langen roten Haaren fegte über die Lichtung – Perle und Luzia.
»Wir haben den Rauch gesehen und wollten nachschauen, wer … Oh, Apollon, ihr seid es wirklich – wie groß du geworden bist – und du lebst – oh, Arko, liebster Arko – oh Halo …«
Ohne Umstände wurde Halo auf Arkos Rücken gehoben, und dann ging es im Galopp durch den Wald. Halo war völlig außer Atem und den Tränen nah, als sie im Dorf der Zentauren zu Boden glitt.
Sie waren alle da. Chariklo liefen die Tränen übers Gesicht. Kyllaros umarmte Arko, dann Halo. Cheiron klappte wie ein erschreckter Dorsch den Mund auf und zu. Perle und Luzia hüpften glücklich auf und ab, stolz darauf, dass sie die beiden gefunden hatten.
»Und seht mal!«, schrie Perle. »Schaut euch meinen Kleinen an!« Sie hatte ein Fohlen. Ein langbeiniges, gelocktes kleines Zentaurenkind mit weicher milchiger Haut und einem sommersprossigen Gesicht. Es hatte bei seiner Oma gesessen, aber jetzt schob Perle ihn vor sie hin.
»Perle, dann bist du jetzt richtig erwachsen?«, fragte Halo lächelnd.
»Irgendwie schon«, antwortete die grinsend.
Halo war überglücklich. Vor Aufregung wusste sie nicht, wen sie zuerst umarmen sollte. Und so bildeten die Zentauren einen großen Kreis aus roten Locken und umarmten sie alle gleichzeitig.
ΚΑΠΙΤΕΛ 27
Sie setzten mit einer Fähre über den Golf von Korinth. Das Boot tanzte über die hellen, glitzernden Frühlingswellen. Möwen kreischten und kreisten über ihnen. Die Luft war klar und sauber und voller Verheißungen, und die Sonne verwandelte den Golf in einen langen silber-rosa Streifen.
Nachdem sie am Vorabend gegessen und getrunken und sich gegenseitig umarmt und gedrückt hatten, bis sie halb tot waren, hatten sie sich ums Feuer versammelt. Und da sich alle wieder ein wenig beruhigt hatten, begannen sie endlich, sich ihre Erlebnisse zu erzählen.
»Da ist noch etwas«, sagte Halo schließlich vorsichtig. »Wir sind gekommen, um euch zu warnen. Es gibt da einen Menschen, einen jungen Mann, er soll ein Seher sein, er ist blond und blass und sieht eigenartig aus …«
Chariklo schnaubte leise. »Wie kommt es, dass du von ihm weißt?«
»Wie kommt es, dass ihr von ihm wisst?«, fragte Arko.
»Alle Zentauren wissen von ihm«, sagte Cheiron bitter. »Wir kennen diesen elenden kleinen Wurm …«
Halo blickte ihn überrascht an. Cheiron drückte sich normalerweise sehr gemäßigt aus. »War er schon mal hier?«, fragte sie.
»Ja, er war hier«, antwortete Kyllaros. Die erwachsenen Zentauren blickten sich an, als müssten sie sich erst darüber verständigen, wie viel sie Halo und Arko erzählen sollten.
»Als wir aus Delphi geflohen sind, jagte er Arko hinterher«, erzählte Halo.
Wieder tauschten die Erwachsenen Blicke aus.
»Sagt es uns«, forderte Arko. »Ihr müsst uns alles sagen, was ihr wisst. Und wir müssen wissen, mit wem wir es zu tun haben.«
Cheiron nickte und begann zu erzählen. »Er tauchte vor ein paar Wochen in den Wäldern auf und schoss auf eine unserer Jägergruppen, traf aber nicht. Wir versteckten uns, und nach einer Weile zog er in die Länder der Ixion weiter. Natürlich schickten wir ihnen sofort eine Nachricht, um sie zu warnen, daher wussten sie Bescheid und versteckten sich ebenfalls. Er hat sich dann wohl dort auf die Lauer gelegt, wahrscheinlich tagelang. Doch dann entdeckte er ihren Friedhof, wo gerade die Totengräber arbeiteten, und dieser Mensch versuchte …« – Chirons Gesicht verzog sich vor Wut – »dieser Unmensch versuchte, den Totengräbern die Leiche eines Zentaurs abzukaufen. Bot ihnen sogar Geld dafür an. Er sagte, eine ältere Leiche würde
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