Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
Vom Netzwerk:
überhaupt nicht, und deshalb schuf er eine Wolke, die Hera sehr ähnlich sah, um Ixion zu täuschen. Ixion fiel tatsächlich auf die List herein und schwängerte die Wolke. Aus dieser Verbindung entstammten die wilden Zentauren. Das Volk der wilden Zentauren lebte zunächst in Thessalien in Griechenland, wurde aber von dort vertrieben, nachdem sich die Zentaurenmänner bei einer Hochzeit stark betrunken hatten und dann versuchten, die Braut zu entführen. Es kam zu einem Kampf, aber einigen Zentauren gelang es, in die Wälder zu flüchten. Dort starben manche, andere wurden zu Wegelagerern, und einige sollen sich in Pferde verwandelt haben.
     
    Einer von ihnen jedoch hatte Glück: Er begegnete einer Zentauren-Frau, die zum Volk der guten und klugen gehörte. Sie war eine Tochter von Cheiron, dem weisesten aller Zentauren, der vom Titanen Kronos abstammte. Cheiron war einer der Lehrer des Asklepios gewesen, des Gottes der Heilkunst, und Lehrmeister der Helden Herakles, Jason und Achilles.
    Die beiden jungen Zentauren verliebten sich ineinander, aber sie mussten erst einigen Widerstand der Familie der jungen Frau überwinden, bevor sie heiraten durften und der junge Mann in ihre Herde aufgenommen wurde. Bald darauf wanderte die gesamte Herde auf der Suche nach Frieden und Ruhe aus Thessalien aus, zog durch Wälder und über Gebirge, schwamm im Mondlicht durch tiefe Flüsse und gelangte schließlich auf die schöne und wenig besiedelte Insel Zakynthos – aber das ist eine andere Geschichte.
     
    Diese beiden jungen Zentauren waren die Ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-Großeltern von Kyllaros, und jeder in seiner Herde wusste, dass Kyllaros’ Familie wildes und stürmisches Blut in den Adern hatte.
    Als nun Arkos große Schwestern Perle und Luzia, die hübschen Zwillinge, in die Agora * getrabt kamen und allen von ihrer neuen kleinen Menschenschwester erzählten, raunten sich die alten Weiber zu: »Wenn bei uns überhaupt eine Familie auf die Idee kommt, ein Menschenkind aufzunehmen, dann kann es nur diese Bande sein.« Perle und Luzia störte das Gerede nicht. Ohne Unterlass plapperten sie weiter darüber, wie hübsch und süß die kleine Schwester sei und dass sie ihr all die alten Geschichten erzählen würden und ihr Haar flechten und ihr Lesen und Schreiben und Weben und Tanzen und Jagen und Bogenschießen beibringen würden und natürlich auch, wie man Nuss-Honig-Baklava ** buk und Rosenwasser herstellte.
    Der Führer der Herde, der ebenfalls Cheiron hieß, befahl Luzia und Perle schließlich, ihre Eltern auf die Agora zu holen. Und kurz darauf kam die gesamte Familie: Kyllaros, Chariklo, Luzia, Perle, Arko und die Großmutter. Und sie brachten das Menschenkind mit.
    »Chariklo«, sagte Cheiron mit strenger Miene, »was ist das?«
    Chariklo unterdrückte ein Grinsen. »Das, Cheiron, ist ein kleines Kind.«
    »Danke, Chariklo«, erwiderte der, »das sehe ich selbst. Aber wie kommt es hierher?«
    »Papa hat es am Strand gefunden und dachte, es sei eine Schildkröte!«, platzte Perle heraus, und Luzia ergänzte: »Es war in ein Tuch gewickelt, und unten schauten nur die Beine raus!«
    »Wir glauben, dass es von einem Schiff gefallen ist«, sagte Kyllaros, »vielleicht wurde es bei dem Sturm über Bord gespült. Jemand muss es … hm, sie sehr geliebt haben. Sie war in ein sehr feines Tuch gehüllt, und um den Hals trägt sie ein goldenes Eulenamulett. Sie ist nicht … ihr wisst schon …«
    In der Versammlung wurde es still. Alle wussten, was Kyllaros hatte sagen wollen: dass sie nicht ausgesetzt worden sei.
    Manchmal geschah es, dass Menschen zu viele Kinder bekamen oder dass sie neugeborene Mädchen nicht aufziehen wollten. Es kam aber auch vor, dass sie ein Neugeborenes für zu schwach hielten oder es irgendwie krank oder missgestaltet war – und dann setzten sie es einfach aus, irgendwo im Gebirge, wo es schließlich starb.
    Schon bei der bloßen Vorstellung zitterten die Zentauren vor Abscheu, denn sie waren freundliche Geschöpfe. In alten Zeiten, noch vor der Zeit des Dichters Homer, hatten die Zentauren des Öfteren ausgesetzte Menschenkinder bei sich aufgenommen. Aber die meisten Zentauren von Zakynthos hatten tatsächlich noch nie einen Menschen zu sehen bekommen oder höchstens aus sehr großer Entfernung, vielleicht auf einem Schiff, das weit draußen auf dem Meer vorbeisegelte.
    Cheiron sah auf das Menschenkind hinab, und da schaute es ihn an. Aber das kleine Mädchen hatte nicht mehr diesen wütenden Blick,

Weitere Kostenlose Bücher